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Spektakel oder "Verarschung"? Vonn macht nächsten spektakulären Ski-Hammer perfekt

Lindsey Vonn will den Skizirkus wieder aufmischen.

Lindsey Vonn will den Skizirkus wieder aufmischen.

(Foto: REUTERS)

Fünf Jahre ist es her, als Lindsey Vonn Abschied vom Skiweltcup nimmt. Nun sorgt die Speed-Queen, eine der größten Attraktionen des weltweiten Skizirkus, für einen Paukenschlag: Sie kehrt zurück, mit künstlichem Kniegelenk - und riesiger Lust auf neue Großtaten. Die Reaktionen der deutschen Ikonen sind gemischt.

Die Speed-Queen kehrt zurück, der alpine Ski-Zirkus fiebert einem Winter voller "Vonn-Sinn" entgegen: Genau 2104 Tage nach ihrem Rücktritt hat Lindsey Vonn ihr Comeback angekündigt. Schon in einem Monat beim ersten Abfahrtsweltcup der Saison könnte es im Idealfall so weit sein, nach der erfolgreichen Rückkehr von Marcel Hirscher entdeckt die Skiwelt eine weitere Attraktion neu. Vonn will es noch einmal wissen - und fühlt sich mit 40 Jahren und künstlichen Kniegelenk nicht zu alt.

"Ich hoffe, mein Rennanzug passt noch", witzelte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 bei Instagram. Doch ein schlichter PR-Gag soll die Aktion nicht werden. "Ich habe meine Karriere damals ohne die Absicht beendet, jemals zurückzukehren. Aber ich liebe das Skifahren und bin niemand, der Angst hat. Es ist ein Risiko, das ich bereit bin einzugehen", sagte sie der "New York Times" und betonte: "Ich will es genießen, und hoffentlich führt mich der Weg in den Weltcup zurück."

Winter der Wiedergeburten

Vonns Wortmeldung und auch die einigermaßen dürre Aussendung des US-Verbandes sparten allerdings entscheidende Details aus: Wie weit ist Vonn? Welche Ziele hat sie? Und, vor allem: Startet sie sofort wieder im Rennen oder zunächst womöglich "nur" als Vorläuferin? Das erste Speed-Event der Saison findet am 14./15. Dezember in Beaver Creek im US-Bundesstaat Colorado statt. Darauf hofft sie nach eigener Aussage - die Rückkehr daheim wäre die passende Hollywood-Story für die zweite Karriere des extrovertierten Superstars.

"Lindsey war in der Lage, ins Training einzusteigen und ihr Knie ausführlich zu testen. Und sie wird in Colorado weiter an ihren Fortschritten arbeiten", hieß es in der Mitteilung des Verbandes, dessen Präsidentin Sophie Goldschmidt die "inspirierende Hingabe und Leidenschaft" Vonns würdigte. Leidenschaft und Glamour - niemand im Skisport verkörpert dies so sehr wie sie.

82 Weltcup-Rennen hatte Vonn zwischen 2001 und 2019 gewonnen - Rekord bei den Alpin-Frauen, bis ihn Landsfrau Mikaela Shiffrin (mittlerweile 97 Siege) brach. Shiffrin und Vonn wieder vereint - größer geht es im Wintersport kaum. Es wird ohnehin ein Winter der sagenhaften Wiedergeburten: Bei den Alpinen sind Marcel Hirscher und Lucas Braathen zurück, im Skilanglauf will es Therese Johaug noch einmal wissen.

"Wenn eine das Unmögliche schaffen kann ..."

Was aber hat Vonn noch drauf? Die Fachwelt ist uneins. "Wenn eine das unmöglich Anmutende schaffen kann, dann ist es die einzigartige Lindsey Vonn", sagte Felix Neureuther. Schränkte aber auch ein: Es sei "ein riesengroßer Unterschied, ob du im Slalom und Riesenslalom ein Comeback machen willst" wie Hirscher, sagte Neureuther in der Sendung "Blickpunkt Sport" im BR, oder in Abfahrt und Super-G wie Vonn: "Bei den Geschwindigkeiten, bei den Sprüngen mit einem künstlichen Kniegelenk, das ist schon tough."

Markus Wasmeier, der aus einer anderen Skifahrer-Generation stammt, war wenig begeistert: "Meiner Meinung nach ist das nur eine Show. Das grenzt an Verarschung." Olympiasieger Franz Klammer hat deshalb große Bedenken. "Wenn sie das (...) wirklich macht", sagte die österreichische Ski-Ikone über Vonns Comeback-Pläne, "hat sie einen Vollschuss". Klammer fühlt sich an die Geschichte des legendären Bill Johnson erinnert, der nach seinem Abfahrts-Olympiasieg 1984 für die Spiele 2002 ebenfalls mit 40 noch einmal angriff, nach einem schweren Unfall aber zum Pflegefall wurde.

So oder so: Der Rummel wird gewaltig werden, auch im Hinblick auf einen möglichen Vonn-Start bei der WM im Februar in Saalbach. Und Vonn, diese Meisterin der Selbstinszenierung, wird ihrem alten Motto treu bleiben. "Der schnellste Weg, um herauszufinden, ob etwas klappt, ist, es auszuprobieren", sagte sie an ihrem 40. Geburtstag am 18. Oktober.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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