Wilde Aufholjagd noch pariert Oranje zerschmettert Ukraines Sensationslust

Die Niederlande gehen als klarer Favorit in das EM-Spiel gegen die Ukraine. Mit Unterstützung des Heimpublikums in Amsterdam führt Oranje schnell. Doch dann eröffnet ein Traumtor von Andrej Jarmolenko die Aufholjagd der Osteuropäer. Sie wittern die Sensation - und werden doch noch bitter enttäuscht.

Wolfsburgs Torjäger Wout Weghorst hat mit den Niederlanden einen perfekten Start in die Fußball-Europameisterschaft hingelegt. Der 28-Jährige erzielte am Sonntagabend in Amsterdam beim 3:2 (1:0) gegen die Ukraine den ersten EM-Treffer seiner Karriere und feierte mit dem Oranje-Team eine gelungene Rückkehr auf die große Fußball-Bühne nach 2528 Tagen. In einer spannenden Partie vor 16.000 Zuschauern traf Weghorst in der 59. Minute zum 2:0, nachdem Georginio Wijnaldum (52.) die Elftal in Führung gebracht hatte. Andrej Jarmolenko (75.) und Roman Jaremtschuk (79.) glichen für die Ukraine zwar noch einmal aus, doch Denzel Dumfries (85.) ließ die Niederländer am Ende jubeln.

"Ich bin stolzer Kapitän. Wir haben ein gutes Spiel gespielt", sagte Wijnaldum: "Wir haben zwei Chancen zugelassen, das waren auch gleich zwei Gegentore. Aber das hat uns nicht in Panik versetzt. Ich bin erleichtert, dass wir das erste EM-Spiel gewonnen haben." Und Weghorst sagte: "Wenn ich treffe, bin ich natürlich sehr zufrieden."

Die Gastgeber, die erstmals seit der WM 2014 wieder bei einem großen Turnier dabei sind und eine schwache EM-Vorbereitung absolviert hatten, starteten furios in die vom deutschen Schiedsrichter Felix Brych fehlerfrei geleitete Partie. Schon in der 2. Minute setzte Memphis Depay zu einem Solo an, scheiterte beim Abschluss aber am ukrainischen Torwart Georgi Buschtschan. Der 27-Jährige von Dynamo Kiew avancierte zum besten Mann der Osteuropäer und entschärfte wenig später mit einer Fußparade die nächste Großchance der Niederländer durch Dumfries.

Die Elftal von Bondscoach Frank de Boer, der im gesamten Turnier auf den verletzten Star-Verteidiger Virgil van Dijk vom FC Liverpool verzichten muss, spielte erfrischend nach vorn. Wijnaldum führte im Mittelfeld umsichtig Regie und sorgte auch vor dem Tor für Gefahr. Erst zielte der Oranje-Kapitän ein wenig zu hoch, später scheiterte er mit einem abgefälschten Schuss am stark reagierenden Buschtschan.

Der ukrainische Torwart hatte zuvor bereits gegen Weghorst gerettet. Der Stürmer vom Bundesligisten VfL Wolfsburg, der in der WM-Qualifikation im März nicht berücksichtigt worden war, erhielt als Sturmpartner von Depay den Vorzug vor Luuk de Jong.

Die Ukrainer, die in der Qualifikation für das Turnier überraschend Titelverteidiger Portugal hinter sich gelassen hatten, hielten mit großer Lauf- und Kampfbereitschaft dagegen. Chancen konnte sich das Team von Trainer Andrej Schewtschenko, der 2012 die beiden bisher einzigen EM-Tore für sein Land erzielt hatte, aber kaum herausspielen.

Niederlandes Passivität bestraft

Bis auf einen harmlosen Schuss des Ex-Dortmunders Andrej Jarmolenko (30.) blieb Oranje-Keeper Maarten Stekelenburg - mit 38 Jahren und 264 Tagen der älteste Profi, der bei einer EM oder WM jemals für die Niederlande gespielt hat - in der ersten Halbzeit beschäftigungslos. Seine Vorderleute hatten die Partie fest im Griff, belohnten sich zunächst aber nicht. Fünf Minuten vor der Pause vergab Dumfries die größte Chance zur Führung, als er den Ball aus fünf Metern völlig frei stehend am Tor vorbei köpfte.

Wie es geht, zeigte Wijnaldum kurz nach Wiederanpfiff. Bei einer scharfen Hereingabe von der rechten Seite klärte Buschtschan in höchster Not vor dem heranstürmenden Depay, den Abpraller versenkte der künftig für Paris Saint-Germain spielende Mittelfeld-Regisseur eiskalt. Das letzte Oranje-Tor bei einer EM hatte Rafael van der Vaart 2012 gegen Portugal erzielt.

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Nun waren die letzten Fesseln gelöst. Nur sechs Minuten nach der überfälligen Führung legte Weghorst nach. Nach einer weiteren Unsicherheit in der ukrainischen Abwehr traf der 28-Jährige mit einem Flachschuss.

Im Vorgefühl des sicheren Sieges erlahmte der Schwung bei den Niederländern - und plötzlich kippte die Partie. Jarmolenko traf mit einem herrlichen Schuss zum Anschluss, der die Ukrainer beflügelte. Vier Minuten später bestrafte Jaremtschuk per Kopf die Passivität der Hausherren, die jedoch noch einmal zurückschlugen und ein Happy End feierten.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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