Böse Erinnerungen an WM 1982 Deutscher Schiri mittendrin, wenn die EM-Schande droht
25.06.2024, 13:18 Uhr
Daniel Siebert wäre völlig machtlos, wenn sich die Teams absprechen.
(Foto: IMAGO/Justus Stegemann)
Wird es ein mieses Spiel bei dieser Fußball-EM? Rumänien und die Slowakei haben ein leichtes Mittel, um beide den Einzug ins Achtelfinale zu schaffen. Erinnerungen an die "Schande von Gijon", bei der das DFB-Team maßgeblich beteiligt war, kommen hoch. Schiedsrichter Daniel Siebert wäre völlig machtlos.
Die heikle Gemengelage lässt das Schlimmste befürchten, in Frankfurt droht ein zweites Gijon - und ein Deutscher ist mittendrin: Schiedsrichter Daniel Siebert muss möglicherweise hilflos dabei zusehen, wie sich die Slowakei und Rumänien mit einem "Nichtangriffspakt" auf Kosten der Belgier oder Ukrainer ins Achtelfinale der Fußball-EM manövrieren. Ein EM-Novum in Kombination mit dem Modus macht das hässliche Szenario möglich. Mit Argusaugen wird deshalb auf den letzten Spieltag der Gruppe E am Mittwoch geblickt.
Sicher ist: Wenn sich Slowaken und Rumänen (18 Uhr, ARD, MagentaTV und im ntv.de-Liveticker) auf ein Unentschieden "einigen", schaffen es beide Außenseiter in die K.-o.-Runde. Das zeitgleiche Spiel zwischen der Ukraine und Belgien in Stuttgart (RTL, MagentaTV und im ntv.de-Liveticker) wird dann in jedem Fall einen großen Verlierer hervorbringen. Die Aussage des rumänischen Trainers Edward Iordanescu ("Der Moment der Wahrheit steht bevor - wir können Geschichte schreiben") bekommt angesichts der Ausgangslage eine ganz neue Bedeutung.
In Gijon war DFB-Team beteiligt
Schuld an der Konstellation sind zwei Dinge. Erstens: Alle vier Mannschaften weisen nach jeweils einem Sieg und einer Niederlage drei Punkte auf - das gab es noch nie in der EM-Historie. Getrennt werden die Teams nur durch die Tordifferenz, bei der die Ukraine am schlechtesten (-2) dasteht. Zweitens: Durch die End- und Zwischenstände in den anderen Gruppen steht bereits fest, dass vier Zähler reichen, um als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen.
All das führt dazu, dass Erinnerungen an die WM 1982 in Spanien wach werden. Das Spiel zwischen Deutschland und Österreich am 25. Juni - also fast auf den Tag genau vor 42 Jahren - ging als "Schande von Gijon" in die Fußballgeschichte ein. Da das frühe deutsche 1:0 durch Horst Hrubesch (11.) beiden Mannschaften zum Weiterkommen reichte, wurden jegliche Angriffsbemühungen eingestellt. Das schlimme Ballgeschiebe ging damals auf Kosten der Algerier.
UEFA wegen Modus in der Kritik
Wenn die Slowaken und Rumänen von Anfang an diese Taktik anwenden, könnten diesmal die Ukrainer darunter leiden. Sie wären dann selbst mit einem Punktgewinn gegen Belgien als Gruppenletzter raus - was zu einem weiteren Novum führen würde: Noch nie schied im Endrunden-Modus mit 24 Teilnehmern eine Mannschaft mit vier Punkten nach der Vorrunde aus. Und, fast noch bitterer: Mit drei Punkten gehört man bei der laufenden EM schon sicher zu den vier besten Gruppendritten.
Sollte am Ende tatsächlich ein fader Beigeschmack bleiben, wird sich die Europäische Fußball-Union (UEFA) unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Der Verband steht mit Blick auf den Modus seit der Erweiterung des Teilnehmerfeldes im Jahr 2016 ohnehin in der Kritik.
Schuldlos schlecht aussehen könnte Siebert nach seinem zweiten EM-Einsatz. Der 40 Jahre alte Berliner und sein Team um den vierten Offiziellen Felix Zwayer sowie Video-Assistent Bastian Dankert dürften kein Interesse daran, dass wieder Deutsche in Zusammenhang mit einer Fußballschande genannt werden - eine Handhabe dagegen haben sie allerdings nicht.
Quelle: ntv.de, ara/sid