Fußball

Widerstand gegen WM auf Kunstrasen Frauen-Stars drohen der Fifa mit Klage

DFB-Keeperin Nadine Angerer will bei der Fußball-WM 2015 nicht auf Kunstrasen halten müssen.

DFB-Keeperin Nadine Angerer will bei der Fußball-WM 2015 nicht auf Kunstrasen halten müssen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weltfußballerin Nadine Angerer und rund 40 andere internationale Top-Spielerinnen drohen der Fifa mit rechtlichen Schritten, wenn die Frauen-WM 2015 in Kanada wie geplant auf Kunstrasen stattfindet. Die Fronten sind verhärtet, ein Kompromiss scheint nicht in Sicht.

Die Kunstrasen-"Allergie" von Nadine Angerer und Co. könnte vor Gericht enden. Angeführt von der Weltfußballerin drohen rund 40 Top-Spielerinnen der Fifa wegen der geplanten Austragung der Frauen-WM 2015 in Kanada auf dem ungeliebten Polyethylen-Untergrund mit einer Klage.

Dabei bezeichnen sie das "zweitklassige" Geläuf als "diskriminierend und illegal" für Weltklasse-Athletinnen. Die Wahl verletze Menschenrechte und fördere zudem die Gefahr von Blessuren, heißt es in dem vierseitigen Protestschreiben weiter. "Der Platz in Vancouver beispielsweise ist eine Frechheit, das ist Beton. Die Verletzungsgefahr ist riesig", sagte die deutsche Nationaltorhüterin Angerer. Der von der renommierten amerikanischen Anwaltskanzlei Boies, Schiller und Flexner aufgesetzte Brief liegt dem Weltverband Fifa sowie dem Kanadischen Fußball-Verband (CSA) nach eigenen Angaben vor. Kommentieren wollten sie den Vorstoß der Spielerinnen zunächst nicht.

In dem Schriftsatz kündigen Europameisterin Angerer sowie Spielerinnen wie Ex-Weltfußballerin Abby Wambach und Alex Morgan (beide USA) an, dass sie gegen die beiden Verbände klagen würden, falls die Fifa und das WM-OK der CSA sich in punkto Kunstrasen nicht auf einen Dialog einlassen wollten. "Wir sind in diesem Fall darauf vorbereitet, juristische Schritte einzuleiten, die erfolgreich sein werden", heißt es.

Verhärtete Fronten

Doch die Fronten scheinen verhärtet, eine Lösung ist nicht in Sicht. Fifa-Präsident Sepp Blatter hatte erst Anfang der Woche betont, dass Kunstrasen die "Zukunft des Fußballs" sei. "Es gab Zeiten, in denen das Spielen auf künstlichem Untergrund ein Alptraum war. Kunstrasen war wie Teppich auf Beton. Doch die Qualität hat sich stark verbessert", sagte Blatter, der angeblich schon die Männer-WM 2010 auf dem pflegeleichten Grün austragen lassen wollte.

Nicht nur die deutsche Nationalkeeperin Angerer vom US-Meister Portland Thorns ist ganz anderer Meinung als Blatter. "Ich hoffe, dass die Fifa noch was macht, so ist das peinlich." In Vancouver findet das Finale der WM 2015 (6. Juni bis 5. Juli) statt. Auch Bundestrainerin Silvia Neid machte ihrem Unmut über die Retortenspielflächen Luft. Das sei ein "No-go" bei einer Frauen-WM. "Wir werden als Versuchskaninchen verwendet", ließ sich Neid in dem Protestbrief zitieren. Fußball auf Kunstrasen sei "ein vollkommen anderes Spiel. Die Fifa muss sicherstellen, dass wir auf einem geeigneten Untergrund spielen", forderte die 50-Jährige.

Die Endrunde im kommenden Sommer in Kanada wäre die erste WM-Veranstaltung für A-Nationalmannschaften, die auf Kunstrasen ausgetragen wird. Derzeit findet dort die Weltmeisterschaft der U20-Juniorinnen statt - ebenfalls auf dem ungebliebten Geläuf. Unter Sportmedizinern ist der Kunststoff-Teppich umstritten, weil er meist stumpfer als Naturgras ist. Da die Schuhsole fester verankert ist, wirken größere Drehkräfte auf Gelenke und Bänder.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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