Proteste, aber keine Eskalation Köln muss erst zittern und darf jetzt träumen
06.03.2020, 21:53 Uhr
Jonas Hector durfte ein Traumtor bejubeln.
(Foto: dpa)
Zum Auftakt des 25. Spieltags der Fußball-Bundesliga holt der 1. FC Köln drei Punkte in Paderborn und ist auf einmal in Reichweite der europäischen Ränge. Für den SC Paderborn wird der Weg zum Klassenerhalt dagegen immer weiter. Auf den Rängen wird protestiert, eine Eskalation bleibt aus.
Der 1. FC Köln hat den SC Paderborn seine grandiose Form spüren lassen und die hochprekäre Lage beim Tabellenletzten weiter verschärft. Die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol besiegte den SCP am Freitag verdient mit 2:1 (2:0) und kommt den Europapokalplätzen der Fußball-Bundesliga nach acht Siegen aus den vergangenen zehn Spielen immer näher. Zumindest für eine Nacht beträgt der Rückstand auf den FC Schalke 04 auf Platz sechs nur noch vier Punkte.
"Es läuft ganz gut", sagte Mark Uth beim Streamingdienst DAZN. "Es war nicht so souverän wie in den letzten Wochen. In der zweiten Halbzeit war es schwer. Paderborn hat es gut gemacht." Dennoch habe sein Team "im Endeffekt" verdient gewonnen. "Wir wollen genauso weitermachen wie in den letzten Wochen."
Jorge Meré in der 28. Minute und Jonas Hector mit einem Traumtor (36.) erzielten vor 15 000 Zuschauern die Treffer für den FC, der seine beste Rückrunde seit 31 Jahren spielt. Die Gastgeber müssen sich dagegen trotz des Treffers von Dennis Srbeny (73.) mehr denn je auf die direkte Rückkehr in Liga zwei einstellen. Der Rückstand auf den Relegationsplatz könnte am Wochenende auf acht Punkte anwachsen. "Mir fehlen so langsam die Worte", sagte Srbeny. "Ein Punkt wäre verdient gewesen, aber so stehen wir wieder mit leeren Händen da und das kotzt mich langsam an."
" ... sonst hast du keine Chance"
Die Kölner waren auch ohne ihren gelbgesperrten Torjäger Jhon Cordoba, der von Publikumsliebling Anthony Modeste ersetzt wurde, über weite Strecken die bessere Mannschaft. Das inzwischen gefürchtete Umschaltspiel des FC war in Paderborn aber seltener zu sehen. Die Gastgeber hielten mit hohem Laufaufwand und angesichts des Tabellenstandes mit dem Mut der Verzweiflung tapfer dagegen. Auch nach den Gegentoren.
Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, der wie gewohnt energiegeladen in seiner Coaching-Zone auf und ab tigerte, leistete sich aber wie schon so oft in dieser Saison viele technische Fehler im Aufbauspiel. Schon in den vergangenen fünf Partien hatte der SCP nur einen Punkt geholt. "Wir wissen, woran es im Moment liegt bei uns. Das müssen wir abstellen, sonst hast du in dieser Liga keine Chance", hatte Baumart, der in Paderborn nicht zur Diskussion steht, vor dem Anpfiff bei DAZN gesagt.
Paderborn: Zingerle - Jans, Strohdiek, Schonlau, Collins - Vasiliadis, Fridjonsson (73. Ritter) - Pröger, Antwi-Adjei 42. Holtmann) - Srbeny, Michel (46. Sabiri). - Trainer: Baumgart
Köln: Timo Horn - Ehizibue, Mere, Leistner, Schmitz - Skhiri, Hector (74. Rexhbecaj) - Kainz, Uth (82. Drexler), Jakobs - Modeste (84. Terodde). - Trainer: Gisdol
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 0:1 Mere (28.), 0:2 Hector (36.), 1:2 Srbeny (73.)
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Srbeny, Fridjonsson, Sabiri (4) - Uth (2), Rexhbecaj (2), Skhiri (2), Mere (4)
Srbeny gab in der 23. Minute einen ersten Warnschuss für Paderborn ab, er traf aber nur das Außennetz. Die Kölner Defensive hatte zuvor für einen Moment nicht aufgepasst. Auf der anderen Spielfeldseite brauchte der FC dann eine Standardsituation, um in Führung zu gehen. Nach einer Ecke verlängerte Mark Uth per Kopf auf den heranrauschenden Meré, der erstmals in diesem Jahr in der Startelf stand.
Proteste ja, Eskalation nein
Paderborn blieb auch im Anschluss zu passiv, erst recht nach Hectors wunderbarem Tor aus dem Lauf mit dem linken Fuß in die rechte obere Ecke. "Du liegst schnell 0:2 hinten, dann gehen die Köpfe runter, dann fehlt der Glaube. Der kam erst mit unserem 1:2 zurück", sagte SCP-Torhüter Leopold Zingerle bei DAZN. Bis weit in die zweite Halbzeit tat sich die Baumgart-Elf enorm schwer, Srbenys Kopfballtor fiel aus dem Nichts. Danach wurde es aber noch einmal richtig spannend. Für Köln verpasste Modeste das 3:1 um wenige Zentimeter (78.), für den SCP traf Abdelhamid Sabiri mit einem Freistoß nur die Latte (87.).
Auf den Zuschauerrängen blieben für den Schiedsrichter relevante Proteste aus. Hass-Plakate gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp waren nicht zu sehen, dafür aber derbe Kritik am Deutschen Fußball-Bund, dessen Logo von den Kölner Fans auf einem Plakat in ein rotes Fadenkreuz gesetzt wurde.
Der 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga erlebt seinen Höhepunkt am Samstagabend: Borussia Mönchengladbach empfängt Borussia Dortmund (ab 18.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de). Tabellenführer FC Bayern empfängt am Sonntag den FC Augsburg (15.30 Uhr im Liveticker auf ntv.de).
Quelle: ntv.de, Thomas Eßer & Jan Mies, dpa