"Ohne Respekt" Nächste Keller-Klatsche aus der DFB-Spitze
21.05.2021, 22:34 Uhr
(Foto: imago images/Ralph Peters)
Mit dem Abschied von Fritz Keller als Präsident ist der Ärger in der DFB-Spitze noch lange nicht beigelegt: Wenige Tage nach Kellers Rücktritt tritt einer seiner prominenten Gegner heftig nach.
Der scheidende Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Stephan Osnabrügge, hat den zurückgetretenen Präsidenten Fritz Keller wegen dessen Amtsführung attackiert. Es habe neben dem Bild von Keller als "absolut positivem Menschen, mit dem man in Gesellschaft wunderbare Zeiten verbringen könne, ein zweites gegeben", sagte der 50-Jährige in einem Interview dem in Bonn erscheinenden "Generalanzeiger" (Samstag).
"Das ist das Bild des Patriarchen, der Dinge nicht im Team erledigt, der sich ungeachtet der Zuständigkeiten in alle Themen einmischt, offensichtlich nicht verstehend, dass er damit nicht positiv Impulse gibt, sondern destruktiv; und der sich vor allem nicht vor die Organisation, vor die Menschen stellt, sondern extrem stark fokussiert ist auf sich selber und sein Außenbild", sagte Osnabrügge. Der Schatzmeister gehört wie Vizepräsident Rainer Koch und Generalsekretär Friedrich Curtius zu den Widersachern Kellers. Koch und Osnabrügge wollen auf dem nächsten DFB-Bundestag 2022 nicht zur Wiederwahl antreten, Curtius verhandelt mit dem DFB über einen Auflösungsvertrag.
Ein Verband als "Sanierungsfall"
Keller hatte mit seinem Rücktritt die Konsequenzen aus einer Nazi-Äußerung gezogen. Der frühere Präsident des SC Freiburg hatte Koch als "Freisler" bezeichnet. Roland Freisler war Vorsitzender des Volksgerichtshofes im Nationalsozialismus. Nach Ansicht von Osnabrügge führte der zurückgetretene DFB-Präsident den Verband "ohne Achtung von Zuständigkeiten und ohne Respekt vor den Menschen". Der Schatzmeister beklagte zudem: "Und dass er die Organisation, an deren Spitze er stand - und das ist keine Verbrecherbande, sondern eine wunderbare Organisation -, überhaupt nicht akzeptierte oder respektierte. Das sind Menschen, die für eine gute Sache arbeiten."
Keller war am vergangenen Montag wie angekündigt als Präsident des DFB zurückgetreten. "Ich übernehme damit persönlich Verantwortung für meine Entgleisung in der Präsidiumssitzung vom 23. April 2021, die trauriger Tiefpunkt der desolaten Führungssituation des DFB bleiben soll", heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Darin betont Keller, der Verband sei ein "Sanierungsfall" gewesen, als er sein Amt angetreten habe. Doch sein Ziel, "Glaubwürdigkeit, das Vertrauen in seine Integrität und Leistungsstärke" wiederherzustellen, sei gescheitert. "In jeder Phase [...] stieß ich innerhalb des DFB auf Widerstände und Mauern."
Quelle: ntv.de, ter/dpa