Wirtschaft

"Banken auf Athen-Pleite vorbereitet" Bafin-Chefin gegen Bankenunion

An der Haltestelle wie im echten Leben: Die Aufsicht untersteht dem Finanzminister (im Bild der Dienstsitz in Bonn).

An der Haltestelle wie im echten Leben: Die Aufsicht untersteht dem Finanzminister (im Bild der Dienstsitz in Bonn).

(Foto: dapd)

Eine Pleite Griechenlands kann die Präsidentin der deutschen Finanzaufsicht nicht schrecken: Elke König hält die deutschen Geldhäuser für ausreichend vorbereitet, die erwartbaren Erschütterungen nach einem etwaigen Ernstfall in der Eurozone durchzustehen. Die Vorstöße in Richtung einer sogenannten Bankenunion hält sie für voreilig.

Die deutsche Bankenbranche kann eine Pleite Griechenlands nach Einschätzung der Finanzaufsicht Bafin durchaus verkraften. "Ich gehe davon aus, dass für die Szenarien, die wir derzeit sehen, ob es nun die Staatsschuldenkrise ist, ob es die Frage ist, wie sicher sind die Handelsstrategien, die deutschen Banken gut aufgestellt sind", sagte die neue Bafin-Chefin Elke König zu n-tv. Ein Ausfall wäre für die Banken auf keinen Fall existenziell gefährlich. König steht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) seit Jahresbeginn als Präsidentin vor und folgt damit auf den langjährigen Bafin-Chef .

"An Spekulationen über die künftige Finanzpolitik Griechenlands beteilige ich mich nicht", sagte die Bafin-Präsidentin nun. "Aber ich bin sicher, dass die deutschen Kreditinstitute inzwischen auf alle möglichen Szenarien vorbereitet sind."

Gleichzeitig verwies sie auf einen grundsätzlichen Unterschied zwischen der aktuellen Lage und den Entwicklungen zu Beginn der Finanzkrise. In den Jahren 2007 bis 2009 hätten die Banken die Staaten in Anspruch genommen, jetzt ziehe die Staatsschuldenkrise die Banken in Mitleidenschaft.

Das deutsche Banken-System sei robust, erklärte König. Es könne sich aber von der Entwicklung der Finanzmärkte nicht völlig abkoppeln. Eine seriöse Schätzung, wie die Folgeeffekte bei einem Ausfall Griechenlands aussehen, ist ihrer Einschätzung nach nicht möglich. Ohne genauer zu werden, zitierte König in diesem Zusammenhang lediglich den Spruch: "Wenn der Himmel einstürzt, sind alle Spatzen tot."

König sieht die Situation in Griechenland als "Einzelfall" an. Die Situation in Spanien und Portugal sei "in keiner Weise" mit der in Griechenland vergleichbar, betonte sie. "Spanien etwa leidet unter den spezifischen Folgen einer geplatzten Immobilienblase und nicht an einer strukturellen Überschuldung des Landes", erklärte die Bafin-Präsidentin. Die Bafin beobachte die Entwicklung in Spanien und auch in Portugal genau.

Besonders Spanien steht derzeit wegen großer im Visier der Märkte. Die Frage, wie der spanische Staat die erforderlichen Stützungsaktionen im Bankensektor finanzieren kann, ist .

Allheilmittel Zentralisierung?

König warnte zudem vor der übereilten Einführung einer Bankenunion. Anstatt den zweiten Schritt vor dem ersten zu gehen, sollte man erst einmal warten, ob die beschlossenen Maßnahmen Wirkung zeigen, mahnte König.

Unter dem Stichwort Bankenunion verstehen Befürworter eine gemeinsame Finanzaufsicht über systemrelevante Banken im Euroraum sowie eine einheitliche Einlagensicherung. Der Vorschlag einer Bankenunion kam von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und wird europaweit kontrovers diskutiert.

Das Thema Bankenunion samt zentraler Beaufsichtigung der Banken und einer zentralisierten Einlagensicherung sei letztlich Teil einer Fiskalunion, betonte König. Sie schlug damit in dieselbe Kerbe wie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Der hatte kurz zuvor den Schritt in die europäische Fiskalunion zur Bedingungen für eine gemacht. 

Es sei nicht sinnvoll, mit immer neuen Ideen die Diskussion weiter anzuheizen, kritisierte sie. Die Bafin-Präsidentin drückte zudem ihren Zweifel aus, ob die Zentralisierung der Bankenaufsicht in Europa tatsächlich sinnvoller ist, als lokal den Markt zu beobachten

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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