Wirtschaft

Hoher Verlust belastet Konzern Bahn prüft Ausdünnung von ICE- und IC-Strecken

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Züge sollten dort eingesetzt werden, wo die Nachfrage hoch ist, heißt es in einem internen Strategie-Papier.

Züge sollten dort eingesetzt werden, wo die Nachfrage hoch ist, heißt es in einem internen Strategie-Papier.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ende Juni dementiert die Deutsche Bahn konkrete Streichpläne für Fernverkehrsstrecken. Grundsätzlich stehen dort aber durchaus Kürzungen zur Debatte, wie nun ein Strategiepapier zeigt. Die Preise könnten hingegen zulegen.

Unter dem Druck wachsender Verluste nimmt die Deutsche Bahn Pläne für eine Ausdünnung von ICE- und IC-Strecken ins Visier. Man werde das "Angebot neu justieren und an die geänderten Rahmenbedingungen im Markt anpassen", heißt es in einem Bahn-Strategiepapier. So wolle man im Fernverkehr auf die schrumpfende Pendler-Zahl und die Konkurrenz des Deutschlandtickets im Nahverkehr reagieren.

Züge sollten dort eingesetzt werden, wo die Nachfrage hoch ist. Dort könne man einerseits die Hauptrouten zum Halbstunden-Takt erweitern. In den Regionen solle dagegen ein "verlässliches Grundangebot" geboten werden - "wo immer es wirtschaftlich tragfähig ist".

Angedeutet werden zudem höhere Preise: Den Umsatz wolle man mit neuen Passagieren, aber auch über "Tarifkonditionen" in diesem Jahr steigern. Die Bahn äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem Konzept. Der Konzern steckt tief in den roten Zahlen, im ersten Halbjahr betrug der Nettoverlust nach Zins und Steuerzahlungen 1,2 Milliarden Euro, nach einem Minus von 71 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Deutlich weniger Kunden im Fernverkehr

Die Bahn erwartet allerdings eine milliardenschwere Rückzahlung des Bundes für Vorleistungen bei der Streckensanierung. Zudem wolle man auch in den einzelnen Geschäftsfeldern von Güterbahn bis Fernverkehr wieder profitabel werden. Am Ende dieses Jahres werde man einen Gewinn vor Steuern und Zinsen von rund einer Milliarde Euro ausweisen.

Im Fernverkehr hat die Bahn deutlich Kunden verloren. 64,2 Millionen Reisende nutzten nach Angaben des Konzerns in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres die Fernverkehrszüge - das sind sechs Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023. Als Gründe für die schwächere Nachfrage und die deutlich schlechtere Pünktlichkeit nannte Bahnchef Richard Lutz extreme Wetterereignisse, die marode Infrastruktur, Streiks und Unfälle.

Der Rückgang der Nachfrage verlängert die Liste der Probleme bei der Deutschen Bahn. Zuletzt hatte der Konzern stets betont, dass die Nachfrage nach Bahnverkehr stetig steige - aller Probleme etwa bei der Pünktlichkeit zum Trotz. Zu den langfristigen Zielen der Bahn gehört eine Verdopplung der Verkehrsleistung im Personenverkehr - also mehr gefahrene Kilometer und mehr Reisende.

Bei der Pünktlichkeit geht es abwärts

Mehr zum Thema

DB-Finanzvorstand Levin Holle betonte bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz, dass bereits im Juni wieder ein Aufwärtstrend zu erkennen gewesen sei. Der Juni 2024 sei der umsatzstärkste Monat in der Geschichte des Fernverkehrs gewesen. Im Regionalverkehr verzeichnete der Konzern ein Plus bei der Zahl der Fahrgäste von sechs Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2023.

Die Pünktlichkeit im Fernverkehr lag im ersten Halbjahr bei 62,7 Prozent - eine deutliche Verschlechterung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Besonders schwierig war die Lage im Juni. In gleich mehreren Regionen kam es zu Überflutungen, Dammschäden und Hangrutschen, die sich auch auf den Bahnverkehr auswirkten. Fast jeder zweite Zug war verspätet, hatte also eine Verzögerung von mindestens sechs Minuten. Die Pünktlichkeitsquote im Juni lag bei 52,9 Prozent.

Quelle: ntv.de, chl/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen