Brüssel hat etwas übersehen Europäern drohen kalte Duschen
09.10.2025, 13:34 Uhr Artikel anhören
Mitgliedsländer können Hafnium auf nationaler Ebene zulassen.
(Foto: IMAGO/YAY Images)
2027 tritt in der EU eine überarbeitete Trinkwasserrichtlinie in Kraft. Warmduscher bekommen deshalb womöglich ein Problem - denn zwei wichtige Materialien tauchen in der Zulassungsliste nicht auf.
Europäer müssen sich möglicherweise auf kalte Duschen einstellen. Das berichtet die "Financial Times" (FT). Der Grund: Materialien, die für Warmwasserspeicher bisher unerlässlich seien, wurden nicht in eine Liste zugelassener Stoffe aufgenommen. Dabei handelt es sich um die Trinkwasserrichtlinie, die von der EU überarbeitet wurde und 2027 in Kraft treten soll. Sie legt unter anderem Anforderungen an Produkte und Materialien fest, die mit Trinkwasser in Kontakt kommen. Mit der Richtlinie sollen Verbraucherschutz und Wasserqualität verbessert werden.
Dem europäischen Hausgeräteverband Applia zufolge sind Hafnium, ein hochgradig hitzebeständiges Metall, und sein Schwesterelement Zirkonium nicht in der Liste enthalten. Sollten diese Elemente nicht als sicher für den Hausgebrauch anerkannt werden, seien mehr als 90 Prozent der Warmwasserspeicher in der EU nicht mehr zu verkaufen.
Die Europäische Kommission scheint laut FT übersehen zu haben, dass Warmwasserspeicher auch Trinkwasser enthalten. "[Hafnium] ist absolut sicher in der Anwendung", zitiert die Zeitung Paolo Falcioni, den Generaldirektor von Applia. Das Element werde seit mehr als 100 Jahren in emaillierten Warmwasserspeichern verwendet. Hafnium und Zirkonium werden auch bei Emaille-Beschichtungen von Wärmepumpen genutzt. Alternativen wie Stahl oder Kupfer seien vier- bis fünfmal so teuer, so Falcioni.
Die EU-Kommission betonte, es sei Sache der Mitgliedstaaten, Brüssel über die Notwendigkeit einer Aufnahme von Hafnium in die Liste zu informieren. Bisher habe das noch kein Staat gemacht. Außerdem könnten Unternehmen Analysen des toxikologischen Risikos einzelner Stoffe beantragen, um eine Genehmigung zu erhalten. Die Industrie argumentiert jedoch, dass dieser Prozess zu lange dauern würde. In der Zwischenzeit wären sie gezwungen, kostspielige Änderungen an ihren Produktionslinien vorzunehmen.
Eine dritte Möglichkeit: Die einzelnen Mitgliedstaaten können die Verwendung von Hafnium und Zirkonium auf nationaler Ebene erlauben. Auch diese Option wäre der "FT zufolge zwar zeitaufwändiger als eine Zulassung durch die EU. Doch wer gerne warm duscht, darf darauf hoffen, dass ein Ausweg gefunden wird.
Quelle: ntv.de, jga