Ende der Anhebungen rückt näher Fed trotzt Bankenturbulenzen - Leitzins erneut angehoben
22.03.2023, 19:03 UhrOberstes Ziel der US-Notenbank ist es, die Inflationsrate im Zaum zu halten. Und die ist noch immer vom Zielwert entfernt. Deswegen drehen die Währungshüter weiter an der Zinsschraube. Sie signalisieren allerdings, dass dieser Weg absehbar enden könnte.
Die Notenbanken im Euroraum sowie in den USA lassen sich von den Turbulenzen im Bankensektor nicht von ihrem Zinsstraffungskurs abbringen. Die US-Notenbank Fed hob den Leitzins erwartungsgemäß um weitere 0,25 Punkte an. Er liegt nun in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent. Die in den USA gehäuft aufgetretenen Probleme von Regionalbanken wie der in die Pleite gerutschten kalifornischen SVB werden auch als Folge der rasant angehobenen Zinsen zur Bekämpfung der Inflation gesehen. Die Turbulenzen haben jüngst Spekulationen aufkommen lassen, die Notenbank der weltgrößten Volkswirtschaft könnte nach rund einem Jahr der Zinserhöhungen nun pausieren.
Doch die Inflationsrate ist weiter hoch und liegt trotz des Rückgangs zuletzt mit 6,0 Prozent noch weit über dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent. Die Währungshüter signalisierten nun, dass sie dem Preisauftrieb auch weiter Paroli bieten wollen. Im Mittel veranschlagen die Währungshüter in ihren aktualisierten Projektionen nun für das Jahresende ein Zinsniveau von 5,1 Prozent - so wie sie es bereits im Dezember angepeilt hatten.
"Der Rat geht davon aus, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte", heißt es in der Erklärung. Die Notenbanker ließen allerdings eine Formulierung fallen, die in den acht vorangegangenen Erklärungen verwendet wurde und die besagte, dass der Rat davon ausgeht, dass "kontinuierliche Erhöhungen" der Zinssätze angemessen wären. Neben Annäherung an die Projektion ist dies das zweite Signal, dass die Notenbanker den Zinsgipfel für inzwischen greifbar halten.
Mehr Inflation, weniger Wachstum
Zugleich hoben die Währungshüter ihre Inflationserwartungen an und rechnen in diesem Jahr nun mit einer etwas höheren Rate als noch vor drei Monaten angenommen. Sie soll trotz der Erhöhungen des Leitzinses durchschnittlich bei 3,3 Prozent liegen, eine Steigerung von 0,2 Punkten zur vorigen Prognose vom Dezember.
Etwas niedriger setzt die Fed derweil ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum an. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll demnach um 0,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember prognostiziert. Für das kommende Jahr senkt die Fed ihre Prognose um 0,4 Punkte auf ein Konjunkturplus von jetzt nur noch 1,2 Prozent.
Nach Ansicht der LBBW dürfte die inzwischen neunte Zinsanhebung in Folge der Fed "angesichts der jüngsten Bankenturbulenzen schwerer von der Hand gegangen sein". Noch überwiege der Kampf gegen die viel zu hohe Inflation in der Abwägung gegenüber den gestiegenen Finanzstabilitätsrisiken. Allerdings zeige der vorsichtigere Zinsausblick, "dass eine Pause bei der geldpolitischen Straffung näher gerückt ist, weil die Bankenturbulenzen die konjunkturellen Risiken erhöhen". Für die Mai-Sitzung rechnet die LBBW daher erneut nur mit einem 0,25-Punkte-Schritt, sofern sich die Finanzmarktturbulenzen nachhaltig beruhigen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte jüngst ihre Zinssätze um 50 Basispunkte angehoben und damit an den Plänen festgehalten, die sie vor Beginn der Bankenkrise aufgestellt hatte. Vor diesem Hintergrund hätte eine Entscheidung der Fed, die Zinssätze im März nicht anzuheben, das Signal ausgesandt, dass die US-Notenbank in ihrem Kampf gegen die Inflation nachlässt und dafür dem Bankenchaos Vorrang vor einer breit angelegten Inflation einräumt.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ