Wirtschaft

Finanzielles Alptraumszenario Musk steht bei Twitter vor massivem Schuldenberg

Im kommenden Jahr könnte die Zinsschuld bei Twitter den Ertrag des Unternehmens übersteigen.

Im kommenden Jahr könnte die Zinsschuld bei Twitter den Ertrag des Unternehmens übersteigen.

(Foto: IMAGO/Levine-Roberts)

Unternehmensweit setzt Elon Musk etwa 3700 Mitarbeiter bei Twitter vor die Tür. Einem Medienbericht zufolge ist das ein nachvollziehbarer Schritt - schließlich steht der Kurznachrichtendienst vor einem massiven Schuldenberg.

Elon Musks drastische Entscheidung, die Hälfte der Twitter-Mitarbeiter zu entlassen, ist offenbar durch die desolate Finanzlage des Unternehmens ausgelöst worden. Das nun private Unternehmen werde im Jahr 2023 einen Verlust von 700 Millionen US-Dollar machen, wenn er die Kosten nicht gesenkt hätte, berichtet "The Washington Post". Während das angeschlagene soziale Netzwerk im letzten Jahr einen bescheidenen Verlust verzeichnete, würden die Zinszahlungen für den massiven Schuldenberg im kommenden Jahr ein großes Loch in die Kasse reißen.

Insbesondere wird Twitter gezwungen sein, Zinskosten für seine fast 13 Milliarden Dollar an neuen Krediten zu zahlen, die sich auf 1,3 Milliarden Dollar pro Jahr belaufen werden, so ein Banker, der mit der Situation vertraut ist. Das ist mehr als Twitters typischer Jahresertrag von 1,2 Milliarden Dollar vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) - ein wichtiger Maßstab für die Rentabilität an der Wall Street.

"Der Zinsaufwand ist höher als das EBITDA", sagte ein Banker, der mit dem Geschäft vertraut ist. "Deshalb entlässt er Leute." Zusätzlich zu den horrenden Zinszahlungen gab Twitter nach Angaben eines Bankers etwa 600 Millionen Dollar für Investitionen aus. Ziehe man die Zinsen und Investitionsausgaben von Twitters EBITDA ab, schreibe das Unternehmen 700 Millionen Dollar rote Zahlen. Es handele sich um ein klassisches Alptraumszenario in der Welt der fremdfinanzierten Übernahmen, fügten Quellen hinzu.

Werbekunden ziehen sich zurück

Erschwerend kommt hinzu, dass große Werbekunden angesichts von Musks Eskapaden aus der App fliehen. So hat er beispielsweise einen Artikel mit einer unbegründeten Verschwörungstheorie über das Attentat auf den Ehemann von Parlamentspräsidentin Nancy Pelosi, Paul, veröffentlicht und dann gelöscht. General Motors (GM), Audi, General Mills (GIS) und mehrere andere Unternehmen haben in den letzten Wochen ihre Twitter-Werbung pausiert. Führungskräfte in der gesamten Branche bereiten Notfallpläne vor, um die Werbedollar von der Website umzuverteilen, berichtete The Post.

"Twitter hat einen massiven Umsatzrückgang zu verzeichnen, weil Aktivistengruppen Druck auf die Werbetreibenden ausüben, obwohl sich an der Inhaltsmoderation nichts geändert hat und wir alles getan haben, um die Aktivisten zu besänftigen", twitterte Musk am Freitag. "Extrem verkorkst! Sie versuchen, die Meinungsfreiheit in Amerika zu zerstören."

Unterdessen müssen die Banken, die Musks Übernahmegeschäft mitfinanziert haben, mit hohen Verlusten rechnen, da sie Schwierigkeiten haben, ihre Kredite weiterzuverkaufen. Ende Oktober wollte Barclays seinen Anteil an den 12,7 Milliarden Dollar an Krediten, die Twitter zur Finanzierung des Geschäfts aufgenommen hatte, für 80 Cent pro Dollar verkaufen, so eine Quelle mit direkter Kenntnis. Zu diesem Preis, der einen Verlust von 2,54 Milliarden Dollar für alle Kredite bedeuten würde, gab es nur wenige Abnehmer, so die Quelle. Ein potenzieller Käufer der Schulden sagte, er sei sich nicht sicher, ob sie überhaupt 60 bis 65 Cents pro Dollar wert seien.

Quelle: ntv.de, mba/DJ

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