Keine roten Umschläge mehr Netflix beendet ursprüngliches Geschäftsmodell
19.04.2023, 10:41 Uhr Artikel anhören
Die letzten Silberscheiben verschickt Netflix am 29. September.
(Foto: REUTERS)
Netflix lässt ein Relikt vergangener Zeiten verschwinden, mit dem die Geschichte der Firma begann: Beim Streaming-Riesen wird es keinen DVD-Verleih mehr geben.
Für Netflix ist es eine Zäsur: Nach rund 25 Jahren stellt der Streaming-Pionier seinen DVD-Verleih ein. Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens. Ende September würden die letzten DVDs versendet, teilte das Unternehmen in seinem Unternehmen auf seinem Blog mit.
Der Legende nach begann die Geschichte von Netflix mit einem Leihvideo. Mitgründer Reed Hastings fand eine ausgeliehene Videokassette nicht mehr wieder und ärgerte sich über die Mahngebühren der Videothek, wie er später erzählte. Daraus entstand die Geschäftsidee einer DVD-Flatrate. Die DVDs wurden in charakteristischen roten Umschlägen verschickt.
Im Streaming-Zeitalter spielt dieser Service aber eine immer geringere Rolle. Die Einnahmen aus dem DVD-Geschäft waren von 911 Millionen Dollar im Jahr 2013 auf 146 Millionen Dollar im vergangenen Jahr geschrumpft. Das sind nicht einmal mehr ein Prozent des Konzernumsatzes.
Hastings hatte Netflix 1997 zusammen mit Marc Randolph in Kalifornien gegründet. Nachdem Netflix mit dem DVD-Verleih per Post begonnen hatte, erkannte Hastings frühzeitig das Potenzial von Streaming und setzte darauf. Der nächste strategische Schritt war, eigene Inhalte zu produzieren: Zum einen, um Lizenzkosten zu sparen. Zum anderen, weil Hastings voraussah, dass Filmstudios im Streaming-Boom ihre Produkte für eigene Streaming-Portale behalten würden. Anfang des Jahres hatte sich der 62-Jährige aus dem Top-Management zurückgezogen. Er spielt als Chef des Verwaltungsrats aber weiter eine wichtige Rolle.
Im ersten Quartal dieses Jahres erwirtschaftete Netflix einen Umsatz von 8,2 Milliarden und verdiente unter dem Strich 1,3 Milliarden Dollar. An der Börse wird das Unternehmen derzeit mit rund 148 Milliarden Dollar bewertet. Zum Vergleich: Mercedes-Benz ist am Aktienmarkt etwa 82 Milliarden Dollar schwer.
Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP/rts