Dämpfer für Rüstungsaktien Trumps Zollpläne lassen Wall Street kalt
14.02.2025, 22:40 Uhr Artikel anhören
Uneinheitliche Konjunkturdaten befeuern keine Zinsfantasien.
(Foto: AP)
Neueste Zollpläne aus dem Weißen Haus verlieren ihren Schrecken. Nach kräftigen Aufschlägen geht der Dow mit einem Minus in Wochenende. Rüstungsaktien lassen Federn, nachdem Trump Abrüstungsgespräche mit Russland und China ins Auge gefasst hat.
Nach den Vortagesaufschlägen ist es zum Wochenschluss an der Wall Street uneinheitlich zugegangen. Die Indizes verteidigten insgesamt aber die jüngsten Aufschläge, wobei der breite S&P-500 an seinem Rekordhoch von Mitte Januar kratzte. Der Dow-Jones-Index schloss 0,4 Prozent niedriger mit 44.546 Punkten. Der S&P-500 bewegte sich kaum vom Fleck, die Nasdaq-Indizes verbesserten sich um 0,4 Prozent. Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 1489 (Donnerstag: 2147) Kursgewinner, 1301 (646) -verlierer und 53 (54) unveränderte Aktien.
Die jüngsten, noch nicht sehr konkreten Zollpläne von US-Präsident Donald Trump verbreiteten zunächst keinen Schrecken. Zum einem war von einem gewissen Gewöhnungseffekt die Rede, zum anderen setzt der Markt aber vor allem darauf, dass die Drohungen nicht 1:1 umgesetzt werden, sondern dass es noch Verhandlungslösungen geben dürfte. Trump hatte angekündigt, bis April Vergeltungszölle prüfen zu lassen, angeblich um eine individuelle Angleichung von Abgaben herbeizuführen. Stimmungsmäßig stützten laut Händlern weiter Hoffnungen auf eine Friedenslösung für die Ukraine.
Goldpreis fällt nach Rekordjagd
Neue Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. Die US-Einzelhandelsumsätze gingen im Januar stärker zurück als geschätzt, für einen gewissen Ausgleich sorgte aber, dass die Vormonatsdaten nach oben revidiert wurden. Derweil stieg die Industrieproduktion stärker als prognostiziert. Bewegung gab es erneut am Rentenmarkt. Nach dem kräftigen Anstieg der Renditen am Mittwoch in Reaktion auf überraschend hoch ausgefallene US-Verbraucherpreise und eine Gegenbewegung am Vortag, fielen die Renditen dynamisch weiter. Teilnehmer verwiesen auf die schwach ausgefallenen Einzelhandelsumsätze, die tendenziell für Zinssenkungen sprächen.
Der Dollar kam mit den Marktzinsen weiter zurück auf die tiefsten Stände seit zwei Monaten. Der Euro kostete zuletzt 1,0492 Dollar. Der Goldpreis fiel nach der jüngsten Rekordjagd deutlich zurück - trotz sinkender Renditen der Anleihen und auch trotz des schwächeren Dollar. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Die Feinunze verbilligte sich um 47 Dollar auf 2884. Die Ölpreise kamen etwas zurück, die Sorte WTI verbilligte sich um 0,8 Prozent.
Intel-Höhenrausch zunächst beendet
Nach weiteren Kursgewinnen zum Start gingen Intel 2,2 Prozent niedriger aus dem Handel. Der Kurs des Chipherstellers war an den vier vorangegangenen Handelstagen um 26 Prozent nach oben geschossen. Für Kursfantasie sorgte die Forderung der US-Regierung, dass die fortschrittlichsten Halbleiter der Welt in den USA produziert werden sollten. Zum Wochenausklang wurden Gewinne mitgenommen.
Applied Materials gaben 8,2 Prozent ab. Der Ausrüster der Halbleiterbranche hatte zwar gute Quartalszahlen berichtet, der Ausblick ließ aber zu wünschen übrig. Ähnlich das Bild beim Cybersicherheitsunternehmen Palo Alto Networks (-0,9%): guten Geschäftszahlen stand ein eher mäßiger Ausblick gegenüber. Johnson & Johnson hat den Verkauf eines neuen Geräts gegen Herzrhythmusstörungen aufgrund von Sicherheitsbedenken in den USA gestoppt. Der Kurs büßte darauf 0,7 Prozent ein. Um 11,1 Prozent abwärts ging es für die Aktie des Dialyseexperten Davita. Auslöser war ein enttäuschender Ausblick.
Airbnb fuhr im vierten Quartal wieder Gewinne ein und übertraf auch beim Umsatz die Markterwartungen leicht. Die Aktie des Online-Marktplatzes für Kurzzeitvermietungen legte um 14,5 Prozent zu. Draftkings machten einen Satz um 15,2 Prozent. Der Sportwettenanbieter verbuchte zwar höhere Verluste, hob aber die Prognose an. Roku schnellten um 14,1 Prozent nach oben, nachdem der Hersteller von Multimedia-Spielen unerwartet gute Quartalszahlen vorgelegt hatte.
Der Kurs des Digitalspielevertreibers Gamestop (+2,5%) wurde getrieben von einem Bericht, wonach das Unternehmen bei Kryptowährungen einsteigen will. Coinbase gaben 8,0 Prozent ab. Die größte Kryptowährungsbörse in den USA meldete einen Anstieg der Quartalsumsätze und des Gewinns und profitierte von einer Rally nach den Wahlen. Händler verwiesen mit Blick auf das Kursminus darauf, dass der Kurs bereits vor dem Zahlenausweis stark gestiegen war. Informatica brachen um 21,5 Prozent ein. Der Anbieter von Software zur Cloud-Datenverwaltung hatte mit einem schwachen Ausblick negativ überrascht.
Schwach im Markt lagen Rüstungsaktien, nachdem Trump signalisiert hatte, dass die Militärausgaben der USA um die Hälfte gekürzt werden könnten. "Wir werden viel weniger Geld ausgeben", hatte er mit Blick auf das mögliche Ergebnis der Gespräche mit Russland und China. "Eines der ersten Treffen, das ich haben möchte, ist mit Präsident Xi und Präsident Putin. Ich möchte sagen, dass wir unseren Militärhaushalt um die Hälfte kürzen sollten", so Trump. Lockheed Martin verloren 2,7, General Dynamics 1,7, Northrop Grumman 3,6 und L3Harris 1,2 Prozent.
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Quelle: ntv.de, mau/DJ