Wirtschaft

Ukrainisches Getreide geklaut? Türkei setzt russisches Schiff fest

Die "Zhibek Zholy" darf vorerst nicht weiterfahren.

Die "Zhibek Zholy" darf vorerst nicht weiterfahren.

(Foto: REUTERS)

An der türkischen Schwarzmeerküste stoppen die Behörden ein russisches Schiff, das Getreide transportiert. Die ukrainische Regierung fordert, dass die Ladung beschlagnahmt wird. Sie wirft dem Kreml vor, Getreide aus den besetzten Gebieten zu exportieren.

Die Türkei hat am Schwarzmeerhafen Karasu nach Angaben der Betreiberfirma ein unter russischer Flagge fahrendes Schiff mit Getreide angehalten. Der Zoll habe dem Frachter "Zhibek Zholy" vor der türkischen Stadt die Weiterfahrt vorerst verweigert, sagte ein Verantwortlicher der Hafenfirma IC Ictas.

Der ukrainische Botschafter in der Türkei, Wassyl Bondar, hatte zuvor im ukrainischen Fernsehen gesagt, dass am heutigen Montag über das weitere Schicksal des Schiffes entschieden werde. Die Ukraine hoffe, dass das Schiff beschlagnahmt und das Frachtgut konfisziert werde. Der Hintergrund: Russland wird von ukrainischer Seite vorgeworfen, Getreide aus besetzten ukrainischen Gebieten zu stehlen und zu exportieren. Die russische Regierung weist diese Vorwürfe zurück.

Nach Angaben des Online-Ortungssystems Marinetraffic kam der Frachter von der russischen Küstenstadt Noworossijsk. Der von Russland eingesetzte Chef der besetzten südukrainischen Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, schrieb jedoch beim Nachrichtendienst Telegram, dass der Frachter am vergangenen Donnerstag aus dem Hafen der von Russen okkupierten Stadt Berdjansk abgelegt habe.

Balizki war von den russischen Besatzern zum Gouverneur ernannt worden. 7000 Tonnen Getreide würden in "freundliche" Länder geschickt, schrieb er und ergänzte: Die russische Schwarzmeerflotte werde für die Sicherheit des Schiffes sorgen. Später bearbeitete er sein Posting und löschte dabei die Angaben zur Ladung und zum Ziel der "Zhibek Zholy".

Signal zeitweise verschwunden

Der britischen BBC zufolge wurde ein Video in mehreren pro-russischen Telegram-Gruppen geteilt, das den Frachter und ein russisches Kriegsschiff in einem Hafen zeigt. Dort heißt es, das Video sei in Berdjansk aufgenommen worden. Die BBC überprüfte die Angaben und kam zu dem Ergebnis, dass es sich tatsächlich um den ukrainischen Hafen handelt und dass das Video wohl am Morgen des 28. Juni aufgenommen wurde.

Das Schiff verließ den Angaben zufolge am 22. Juni einen türkischen Hafen und fuhr ins russische Noworossijsk am Schwarzen Meer. Nachdem es von dort wieder losgefahren war und sich der ukrainischen Küste näherte, verschwand das Tracking-Signal. Erst am 29. Juni tauchte es wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt entfernte sich das Schiff wieder von der Küste. Das Tracking-Signal zeigt neben der Position von Frachtschiffen auch deren Tiefgang. Der BBC zufolge liegt das Schiff nun tiefer im Wasser. Das deutet darauf hin, dass es Ladung aufgenommen hatte, während das Tracking-Signal mutmaßlich ausgeschaltet worden war.

Die internationale Gemeinschaft fordert von Russland seit Wochen, den Export von ukrainischem Getreide zu ermöglichen. Die Ukraine beklagt, dass durch die russische Kriegsmarine ihre Häfen im Schwarzen Meer blockiert seien. Beide Länder gehören zu den größten Weizenexporteuren und spielen eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherheit in der Welt. Die Vereinten Nationen warnten zuletzt vor der größten Hungersnot seit Jahrzehnten.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

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