Kleinere Zinsschritte erwartet Wall Street setzt Aufwärtstrend fort
15.08.2022, 23:24 Uhr
Nach anfänglichen Verlusten drehten die Indizes ins Plus.
(Foto: REUTERS)
Die Wall Street setzt zum Wochenbeginn ihren Aufwärtstrend fort. Schwache Konjunkturdaten wecken die Hoffnung, dass die US-Notenbank weniger stark an der Zinsschraube drehen könnte als befürchtet. Unter Druck geraten Papiere chinesischer Konzerne wie Alibaba und Baidu.
An der Wall Street gewann am Montag nach anfänglicher Enttäuschung über Konjunkturdaten aus China die Zuversicht die Oberhand und trieb Aktienkurse weiter in die Höhe. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Montag 0,4 Prozent höher bei 33.904 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,7 Prozent auf 4297 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq stieg um 0,6 Prozent auf 13.124 Punkte.
Schlechte Nachrichten würden mit einem Schulterzucken abgeschüttelt, sagte Michael James von Wedbush Securities. Der Portfoliomanager bei Kingsview Investment Management, Paul Nolte, führte die positive Entwicklung auf die Erwartungen zur Geldpolitik zurück. Die Marktteilnehmer rechneten damit, dass die Fed die Zinsen nicht so stark wie befürchtet anheben werde. Und das werde aus ihrer Sicht gut für den Aktienmarkt sein.
Der abnehmende Preisdruck in den USA hatte vergangene Woche Spekulationen angeheizt, dass die US-Notenbank Fed das Tempo im Zinserhöhungszyklus etwas zurückfahren könnte und die Aktienkurse angetrieben. Die Aktien wachstumsstarker Unternehmen profitierten von niedrigeren Renditen der US-Staatsanleihen. Die Papiere von Apple und Microsoft rückten zwischen 0,5 und 0,6 Prozent vor.
Auf der Konjunkturseite rutschte der Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe im August auf minus 31,3 Punkte. Im Vorfeld war mit plus 5,0 Punkten gerechnet worden. "Die US-Empire-Daten waren miserabel und haben die Fed daran erinnert, dass sie mit ihrer Geldpolitik besonders vorsichtig sein muss, da die US-Wirtschaft eine Notbremse gezogen hat", sagte Naeem Aslam Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.
Chinas Zentralbank stemmt sich mit der überraschenden Senkung wichtiger Zinssätze gegen die Konjunkturflaute im Zuge der Corona-Krise. Sowohl die Einzelhandelsumsätze als auch die Industrieproduktion waren in der Volksrepublik im Juli hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Dies sind weitere Anzeichen dafür, dass die Wachstumsdynamik nach dem Schanghai-Lockdown rasch nachlässt", sagte Alvin Tan, Stratege beim Finanzhaus RBC. "Die Geldpolitik verliert an Zugkraft, abgesehen möglicherweise vom Wechselkurs, wobei die Exporte der einzige Lichtblick in der Wirtschaft sind."
Bei den Einzelwerten gerieten die in den USA notierten Aktien des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba und des Internetkonzerns Baidu unter Druck. Die Titel fielen jeweils um rund 0,6 Prozent.
Unterdessen zeigten sich Analysten optimistisch, dass der Schritt, fünf chinesische Staatsunternehmen von der New Yorker Börse zu streichen, Peking den Weg zu einem Audit-Abkommen mit den Vereinigten Staaten ebnen und damit einen mehr als zehn Jahre alten Streit beenden könnte.
Quelle: ntv.de, ino/rts