DAX kriegt gewaltig die Kurve
Kräftig erholt von den Verlusten vom Donnerstag hat sich der DAX zum Wochenschluss präsentiert. Der deutsche Börsenleitindex beginnt bereits fester und baut die Gewinne im weiteren Verlauf immer weiter aus. Ins Wochenende verabschiedet sich der Index dann mit einem Aufschlag von 2,8 Prozent und einem Stand von 12.865 Punkten. Beschwichtigende Worte von Fed-Gouverneur Christopher Waller, der die Erwartungen an eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte durch die US-Notenbank dämpfte, sorgen für Entspannung auf breiter Front. Auch der kleine Verfalltermin der Juni-Optionen an den internationalen Terminbörsen stützt. Der Euro stabilisiert sich weiter knapp über der Dollar-Parität. Ihm helfen US-Wirtschaftsdaten, die keinen Preisdruck jenseits des schon Eingepreisten anzeigen.
Der für die US-Wirtschaft wichtige Einzelhandelsumsatz war im Juni deutlicher als erwartet gestiegen. Zudem zogen die Einfuhrpreise im vergangenen Monat nicht so stark an wie befürchtet, und der Empire State Index, der die Stimmung in den Industrieunternehmen im US-Bundesstaat New York misst, verbesserte sich im Juli überraschend.
Dennoch ist das Marktumfeld alles in allem weiterhin störanfällig: Lieferengpässe, Ukraine-Krieg, Regierungskrise in Italien, Energieknappheit und ein möglicher Lieferstopp russischen Gases sind nach wie vor nicht vom Tisch. Richtungsweisend dahingehend wird der 21. Juli sein: Die Europäische Zentralbank (EZB) wird dann den Leitzins erstmals seit Jahren anheben, und die Wartungsarbeiten an der Gas-Pipeline "Nordstream 1" sollen enden. Die Frage, ob Russland weiterhin Erdgas nach Europa liefert, dürfte sich damit ebenfalls am Donnerstag beantworten lassen.
"Der DAX hat nach den letzten Verlusten, die ihn nahe an sein Jahrestief herangeführt haben, heute eine Gegenbewegung gestartet", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Sabrina Marggraf. "Die allgemeine Unsicherheit am Markt bleibt aber bestehen", erläutert sie. "Für kräftige Kursbewegungen nach oben wie unten könnten in der kommenden Woche die Zinsentscheidung der EZB auf der einen Seite und die Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland in Richtung Europa auf der anderen Seite sorgen. Diese Termine haben die Anleger bereits fest im Blick."
Bei den Einzelwerten im DAX sucht man Werte mit wirklich nennenswerten Verlusten vergebens. Die Gewinnerliste führen die zuletzt zum Teil arg unter die Räder gekommenen Autowerte an. Die Titel von VW und Porsche verbessern sich um jeweils etwa fünf Prozent. Dahinter liegen Conti und Airbus mit Aufschlägen von mehr als vier Prozent.
Saudi-Geldspritze pusht Aston Martin
Die Aussicht auf frische Barmittel treibt die Aktien von Aston Martin. Die Papiere des Luxusauto-Herstellers steigen um 14 Prozent auf 423,8 Pence. Aston Martin will mittels einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten 653 Millionen Pfund (umgerechnet rund 771 Millionen Euro) einnehmen. Der saudische Staatsfonds soll im Zuge dessen zum zweitgrößten Eigner werden. Der saudische Fonds und die Großaktionäre Yew Tree Consortium und Mercedes-Benz AG würden gemeinsam 335 Millionen Pfund investieren.
Aston Martin
Das erwarten Experten von der Fed
Die US-Notenbank wird die Zinssätze weiterhin aggressiv erhöhen, da es kaum Anzeichen dafür gibt, dass sich die Inflation auf einem nachhaltigen Abwärtspfad befindet, schreiben die Ökonomen von Wells Fargo in einer Mitteilung. Die US-Bank geht davon aus, dass die Fed die Zinsen im Juli um 100 Basispunkte anheben und bis zum Jahresende weiter erhöhen wird, bis der Leitzins eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent erreicht.
"Während die straffe Politik die Wirtschaft wahrscheinlich in eine Rezession stürzen wird, gehen wir davon aus, dass sie dazu beitragen wird, die Kerninflation bei den persönlichen Konsumausgaben gegen Mitte nächsten Jahres auf etwa 3 Prozent zu senken", heißt es. Wells Fargo geht davon aus, dass die Fed im zweiten Halbjahr 2023 mit Zinssenkungen beginnen wird, wenn die Inflation nachlässt und die Arbeitslosenquote steigt.
"China-Konflikt bringt USA und Europa näher zusammen"
Investments in deutsche Startups brechen ein
Nach einem Rekordjahr müssen deutsche Startups einen Einbruch bei den Geldspritzen von Investoren verkraften. Die Wachstumsfirmen sammelten im ersten Halbjahr gut 6 Milliarden Euro Risikokapital ein - 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum von 7,6 Milliarden Euro. Damit erlebten die hiesigen Startups aber immer noch das zweitbeste erste Halbjahr aller Zeiten, zeigt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Die Zahl der Finanzierungsrunden fiel um 7 Prozent auf 549, blieb aber klar über dem Niveau der Jahre vor 2021.
"Es ist immer noch viel Liquidität im Markt, Investoren schauen aber genauer, wo sie investieren", sagte EY-Partner Thomas Prüver. Geopolitische Unsicherheiten, die Zinswende und unklare Konjunkturaussichten sorgten für viel Unsicherheit, die in den Zahlen des ersten Halbjahres möglicherweise noch nicht ganz abgebildet sei.
Startups sind auf Investoren wie Wagniskapitalfonds oder Konzerne angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Wachstumsfirmen haben in der Pandemie davon profitiert, dass die Digitalisierung einen Schub bekam - etwa bei Online-Shopping, Finanzgeschäften oder Essenslieferungen. 2021 sammelten hiesige Startups laut EY die Rekordsumme von 17,4 Milliarden Euro Risikokapital ein. Auch gab es einige sehr große Geldspritzen etwa für den Lieferdienst Gorillas, den Software-Anbieter Celonis und die Smartphone-Bank N26.
Lufthansa mit größtem Kurssprung seit Monaten
Ein Umsatzsprung und ein operativer Gewinn im Quartal geben der Lufthansa Auftrieb. Die Aktien der Fluggesellschaft steigen um neun Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit gut vier Monaten.
Chinas Wachstum bricht wegen Null-Covid bedrohlich ein
Wall Street im Aufwind
Die nachlassende Furcht vor drastischeren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed gibt der Wall Street Auftrieb. Außerdem hellten ermutigende Konjunkturdaten und Firmenbilanzen die Stimmung auf. Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P-500 steigen zunächst etwa ein Prozent.
Erleichtert reagierten Investoren auf die Aussagen zweier führender US-Notenbanker, die sich für eine Zinserhöhung von 0,75 Prozentpunkten in zwei Wochen aussprachen. Nach den überraschend hohen US-Inflationsdaten vom Dienstag hatten sie einen Schritt von einem vollen Prozentpunkt befürchtet. "Die Debatte über eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte hält den Markt in Atem", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan.
Positiv werteten Börsianer zudem den überraschend starken Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze. Die Kauflaune der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Russische Dünger-Produzenten im Aufwind
Aktien russischer Dünger-Hersteller legen deutlich zu, nachdem die USA in ihren Exporten keinen Verstoß gegen die gegen Russland verhängten Sanktionen sehen. Nach der Klarstellung der Vereinigten Staaten steigen die Papiere von PhosAgro und Acron, Europas größten Produzenten phosphatbasierter Düngemittel, an der Börse Moskau um drei und zehn Prozent.
China leidet unter der Inflation im Westen
China bekommt nach Aussage von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, die Folgen der Inflation in den USA und Europa zu spüren. "Konsumenten in den USA und in Europa verzichten gerade auf diejenigen Waren, die zu einem hohen Maß aus China kommen, dazu zählen insbesondere Elektronik und Möbel", schreibt Gitzel in einem Kommentar zum Rückgang des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal. Gitzel geht davon aus, dass Chinas Wirtschaft noch Ende des zweiten Quartals die Wende zum Wachstum geschafft hat, und dass die Aufhebung der Corona-Maßnahmen das Wachstum im dritten Quartal anschieben wird.
"Wie stark sie ausfallen, wird entscheidend von der weiteren Corona-Entwicklung abhängen", meint er. Nur kurz nach Wiedereröffnung der Wirtschaft seien bereits wieder Sorgen vor einem neuen Lockdown in Schanghai aufgekommen. "Die Entwicklung der Pandemie bleibt damit eine wichtige Größe für die weitere wirtschaftliche Entwicklung." Dies wird Gitzel zufolge zusammen mit den oben genannten Inflationseffekten dafür sorgen, dass "die Wachstumsbäume in China nicht in den Himmel wachsen".
Benzin gibt's auch an der Börse
US-Einzelhändler mit Umsatzplus
Die Einzelhändler in den USA haben im Juni überraschend kräftig Kasse gemacht. Die Erlöse stiegen um 1,0 Prozent zum Vormonat, wie das Handelsministerium mitteilt. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,8 Prozent gerechnet. Im Mai hatte es noch ein Minus von revidiert 0,1 Prozent gegeben.
Nach Ansicht von Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank ergab sich im Juni auf den ersten Blick ein ordentliches Umsatzplus - auch weil für viele Güter erheblich mehr bezahlt werden musste. "Werden bei der Umsatzentwicklung derartige Preisanstiege herausgerechnet, steht unter dem Strich ein Minus zu Buche. Das sind schlechte Vorgaben für den privaten Konsum, der unter der hohen Inflation immer mehr zu leiden hat." Dies verstärke die Rezessionssorgen, werde die US-Notenbank aber nicht von ihrem Inflationskampf abhalten.
Die immer weiter steigenden Verbraucherpreise zehren an der Kaufkraft der US-Bürger. Die Inflationsrate lag im Juni bei 9,1 Prozent - der höchste Stand seit Ende 1981. Der unerwartete neue Inflationsschub könnte die Zentralbank Fed auf ihrer geldpolitischen Sitzung Ende des Monats zu einem weiteren großen Zinsschritt bewegen: Investoren rätseln, ob sie es bei einer erneuten Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte belassen oder womöglich einen vollen Punkt nach oben gehen wird.
China-Lockdowns bremsen Luxuskonzern aus
Die Corona-Lockdowns in China haben die Zuwächse des britischen Luxusmode-Herstellers Burberry geschmälert. Die Filial-Umsätze seien im Quartal um ein Prozent gestiegen, teilt Burberry mit. Außerhalb des chinesischen Festlandes, das für Burberry der größte Markt ist, seien derweil die Erlöse um 16 Prozent gestiegen, in Europa um 47 Prozent. Seit der Wiedereröffnung der Läden in China liefen die Geschäfte allerdings vielversprechend, sagte Burberry-Chef Jonathan Akeroyd.
Kupferpreis fällt unter 7000 Dollar je Tonne
Der Ausverkauf bei Kupfer hält an. Der Preis für das Industriemetall fällt an der Londoner Börse um 2,8 Prozent auf 6968 Dollar und notiert damit erstmals seit November 2020 unter 7000 Dollar je Tonne. Rezessionssorgen und ein starker Dollar lasten auf Kupfer, das mit einem Minus von 10,6 Prozent auf seinen schlimmsten Wochenverlust seit mehr als zwei Jahren zusteuert.
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Citigroup-Gewinn sinkt
Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite haben der Citigroup im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang beschert. Die Einnahmen stiegen dagegen deutlich, was den steigenden Zinsen und höheren Erträgen im Handelsgeschäft zu verdanken war. Insgesamt schnitt die Citigroup besser ab als von Analysten erwartet.
Der Gewinn der Bank sank im Quartal um 27 Prozent auf 4,5 Milliarden US-Dollar. Je Aktie verdiente die Bank 2,19 Dollar. Analysten hatten im Factset-Konsens mit 1,68 Dollar gerechnet. Die Bank stellte für Kreditausfälle 375 Millionen Dollar zurück. Im Vorjahreszeitraum hatte sie von einer Auflösung in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar profitiert. Hinzu kam, dass die Verwaltungskosten der Bank um 8 Prozent zulegten.
Die Einnahmen stiegen um 11 Prozent auf 19,6 Milliarden Dollar. Hier hatten die Analysten 18,4 Milliarden prognostiziert. Höhere Handelserträge bei Anleihen und Aktien glichen niedrigere Einnahmen im Investmentbanking - etwa bei Emissionen und Unternehmenszusammenschlüssen - mehr als aus.
Öffnet die EZB die Türe für einen großen Zinsschritt?
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird nach Meinung der Analysten von BNP Paribas seine Leitzinsen in der nächsten Woche um 25 Basispunkte anheben. "Unser Basisszenario für September ist ein Zinsschritt von 50 Basispunkten, aber wir glauben, dass sich der Rat in der nächsten Woche die Tür für einen noch größeren Zinsschritt offen halten wird", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die Ratssitzung am 20./21. Juli. Für Oktober prognostizieren die Experten eine Zinserhöhung von 50 Basispunkten. Sie erwarten darüber hinaus, dass die EZB ein Instrument zur Kontrolle der Rendite-Spreads von Staatsanleihen vorstellen, aber bei den Details vage bleiben wird.
"EZB ist im Bummelzug unterwegs"
Der Euro notiert aktuell bei 1,0058 Dollar und damit wieder über der Parität zum Greenback. Dennoch: "Die EZB ist mit ihrem zögerlichen Handeln eine der Hauptverantwortlichen der Währungsschwäche", kommentiert Thomas Gitzel, Chef-Ökonom der VP Bank. Während die US-Notenbank im Kampf gegen die hohen Teuerungsraten kräftig an der Zinsschraube drehe, sei die EZB "noch immer im Bummelzug unterwegs". "An den Devisenmärkten verliert die EZB deshalb an Vertrauen", warnt er. Darüber hinaus fürchten internationale Anleger auch eine ernsthafte Energiekrise in Europa, was ebenfalls auf dem Euro lastet.
Euro / Dollar
Wells Fargo mit Gewinneinbruch
Eine deutlich erhöhte Risikovorsorge für faule Kredite angesichts gestiegener Rezessionsgefahr hat den Gewinn beim US-Geldhaus Wells Fargo einbrechen lassen. Im zweiten Quartal verdiente der Finanzkonzern nach eigenen Angaben unterm Strich 3,1 Milliarden Dollar - fast 50 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Wells Fargo erhöhte die Rückstellungen für drohende Kreditausfälle kräftig, das zehrte am Ergebnis.
Doch auch sonst tat sich die Bank schwer: Steigende Leitzinsen dämpften die für Wells Fargo besonders wichtige Nachfrage nach Hypotheken. Inflations- und Rezessionsängste sowie geopolitische Risiken wie der Ukraine-Krieg belasten die Geschäfte im gesamten Bankensektor. Insgesamt sanken Wells Fargos Erträge um 16 Prozent auf 17,0 Milliarden Dollar und blieben damit deutlich unter den Erwartungen. Die Aktie reagierte vorbörslich mit Kursverlusten.
Verfall des Euros - des einen Freud, des anderen Leid
Italien-Krise ruft EZB-Spread-Kontrolle auf den Plan
Die aktuelle Regierungskrise in Italien macht die Schaffung eines Instruments zur Kontrolle der Rendite-Spreads von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ansicht von Aman Bansal, Zinsstratege bei Citi, noch dringlicher. Da italienische Staatsanleihen gemessen an den Fundamentaldaten teuer seien, gebe es Spielraum für eine Ausweitung der Spreads zwischen BTP und Bundesanleihen, schreibt er in einem Kommentar. Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen der Eurozone sinken derzeit auf breiter Front, wobei der Rückgang in den Kernländern deutlicher ausfällt als in den Peripherieländern.
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Stabilisiert sich die Wall Street?
Nach einer fünftägigen Durststrecke scheint sich die Wall Street weiter zu stabilisieren. Bereits am Vortag hatten sich die Kurse im späten Geschäft deutlich von den Tagestiefs erholt. Beschwichtigende Worte von Fed-Gouverneur Christopher Waller, der die Erwartungen an eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte durch die US-Notenbank dämpfte, sorgen noch immer für etwas Entspannung. Doch könnte die Stimmung auch schnell wieder kippen, denn es stehen eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten an, die womöglich die weit verbreitete Ansicht, die USA steuerten auf eine Rezession zu, untermauern könnten. Erneut höher als gedacht ausgefallene Inflationdaten gepaart mit Anzeichen eines Konsumrückgangs stellten wohl die schlechteste Kombination für die Börse dar, heißt es mit Blick auf die anstehenden Daten. Denn dann träfen Zinsängste auf Konjunktursorgen - zumal schwache Daten aus China nahelegten, dass die Volksrepublik als Wachstumslokomotive ausfalle.
Der US-Krankenversicherer Unitedhealth hat im zweiten Quartal einen deutlichen Gewinn- und Umsatzanstieg erzielt. Der Konzern erhöhte zudem die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Der Kurs steigt vorbörslich um 0,9 Prozent.
Hafenarbeiter-Streik "kann Deutschland schnell lahmlegen"
Software AG senkt Sparten-Ausblick
Die Software AG hat ihren Jahresausblick für Bookings im Geschäftsbereich Digital Business gesenkt. Hier werde nun ein währungsbereinigter Anstieg von zwölf bis 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet statt bislang 15 bis 25 Prozent, wie Deutschlands zweitgrößter Softwarekonzern hinter SAP mitteilte. "Grund hierfür sind schwächer als erwartet ausgefallene Digital Business Bookings im zweiten Quartal sowie erste Anzeichen dafür, dass Kunden ihre Entscheidungen aufgrund des sich verändernden gesamtwirtschaftlichen Umfelds verzögern." Der Jahresausblick für Gesamtproduktumsatz und operative Ergebnismarge blieben unverändert. Die Software AG will ihre Konzernergebnisse am 27. Juli veröffentlichen.
EZB will Inflations-Rechenmodelle anpassen
Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre ökonomischen Modelle zur Prognose von Inflation überprüfen, um künftig präzisere Voraussagen über die Preisentwicklung vorlegen zu können. Zu "Bild" (Freitag) sagte ein EZB-Sprecher: "Wir arbeiten mit den nationalen Zentralbanken des Euro-Raums daran, die Prognosen in Zeiten von großer Unsicherheit anzupassen und zu verbessern." Die EZB habe, wie andere Ökonomen auch, die aktuelle Inflationsrate unterschätzt, räumt der Sprecher ein. Die EZB steht seit Monaten angesichts der hohen Inflationsraten in den Euro-Staaten in der Kritik. Der Vorwurf ist, dass sie die Teuerungswelle viel zu spät erkannt hat.
VW wittert Chancen in China
Der Volkswagen-Konzern peilt auf seinem wichtigsten Markt China nach der Chipkrise und neuen Corona-Lockdowns eine rasche Erholung an. Der scheidende Regionalchef Stephan Wöllenstein sieht dafür gute Chancen. Im ersten Halbjahr habe man in der Volksrepublik mit "gewaltigen Schwierigkeiten" zu tun gehabt, sagt der Manager.
Im Gesamtkonzern rutschten die Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa ein Fünftel auf rund 1,47 Millionen Fahrzeuge ab. Aus heutiger Sicht gelte für die zweite Jahreshälfte: "Es sollte möglich und in Reichweite sein, zu einem ähnlichen Niveau der Verkäufe wie 2020 zurückzukommen und sie bei unseren ID-Modellen gegenüber 2021 zu verdoppeln." Beim Marktanteil liege die VW-Gruppe mit 15,5 Prozent weiter an erster Stelle.
Der Absatz der Elektroauto-Reihe war in China anfangs etwas unter den Erwartungen geblieben. Manche Kunden sollen sich beispielsweise spezielle oder erweiterte Software-Funktionen gewünscht haben.
"DAX ist in Wochenendlaune"
Der DAX legt im Freitagsgeschäft zu. Der deutsche Börsenleitindex notiert rund 1,5 Prozent fester bei 12.709 Punkten. Im Tagestief am Donnerstag lag der Index nur knapp 50 Zähler über dem Jahrestief von 12.390 Zählern.
"Der DAX ist in Wochenendlaune", kommentiert ntv-Börsenkorrespondentin Katja Dofel. "Aber die Stimmung bleibt angespannt", warnt sie. "Die Anleger hoffen auf die Berichte der Unternehmen: BASF hat ordentliche Zahlen gebracht, aber beim Ausblick auf schwierige Zeiten verwiesen. Die US-Großbanken haben dagegen enttäuscht", erläutert Dofel. "Das allgemeine Marktumfeld bleibt schwierig."
Renditeabstand Italien/Deutschland wächst
Infolge der Regierungskrise in Italien nehmen die Renditeabstände zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen zu. Der Spread zwischen den zehnjährigen Titeln markiert bei 228,1 Basispunkten den höchsten Stand seit einem Monat. Den angebotenen Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi lehnte Präsident Sergio Mattarella am Donnerstagabend ab.
China-Krise "bedeutet für deutsche Wirtschaft Gegenwind"
Zeigt sich der Yuan von chinesischen Wachstumsdaten beeindruckt?
Unter dem Strich in einer Seitwärtsbewegung zeigt sich der Yuan nach dem unter der Erwartung gebliebenen BIP-Wachstum in China im zweiten Quartal. Der Dollar geht mit 6,7720 Offshore-Yuan bzw. 6,7586 Binnen-Yuan um.
Für die meisten Beobachter sei dies nicht völlig überraschend gekommen, weil die Risiken aufgrund umfangreicher Lockdowns und der damit verbundenen Unterbrechungen der Lieferketten nach unten gerichtet gewesen seien, sagt Commerzbank-Analyst Charlie Lay. Die übrigen am Freitag veröffentlichten monatlichen Daten seien im Rahmen der Erwartungen oder geringfügig besser ausgefallen.
Klar sei, dass das diesjährige Wachstumsziel von 5,5 Prozent unerreichbar sei, weil es einen unrealistisch massiven Aufschwung im zweiten Halbjahr erfordern würde. Anstatt stur an einem BIP-Wachstumsziel festzuhalten, verfolge die Regierung aber offenbar einen pragmatischen Ansatz mit dem Ziel, ein angemessenes Beschäftigungswachstum zu gewährleisten. Der Grund dürfte die Konzentration auf Umstrukturierung und Schuldenabbau sein, also die Umstellung auf ein nachhaltigeres Wachstumsmodell. Daher solle man auch nicht auf ein massives Konjunkturprogramm Chinas hoffen, um die weltweiten Exporte anzukurbeln.
Tonic-Water-Firma vergrault Anleger
Fevertree steuern auf ihren größten Tagesverlust überhaupt zu. Die Aktien des Anbieters von Tonic Water fallen in London um rund 30 Prozent auf 360 Pence. Damit notieren sie so tief wie seit Juli 2016 nicht mehr. Angesichts von Kostendruck und Logistikproblemen strich Fevertree seine Jahresziele zusammen.
Anleger strafen Drägerwerk ab
Für die Aktie von Drägerwerk geht es rund vier Prozent nach unten. Die vorläufigen Zahlen zum 1. Halbjahr verfehlten die bereits teils niedrige Erwartung beim EBIT. Im Berichtszeitraum verzeichnete Dräger einen EBIT-Verlust von 112 Millionen Euro, hier hatten die Analysten von Warburg mit einem Minus von 68 Millionen gerechnet. Die Bruttomarge litt nach Aussage des Unternehmens unter einem veränderten Produktmix durch die rückläufige Nachfrage nach coronabezogenen Produkten sowie höherer Kosten für den Einkauf elektronischer Bauteile und Logistik. Der Umsatz fiel mit 1,302 Milliarden Euro dagegen im Rahmen der Erwartung aus. Für das zweite Halbjahr sind Unternehmen wie die Analysten optimistisch auf Grund der erwarteten Entspannung bei den Lieferketten sowie Preiserhöhungen und einem hohen Auftragsbestand.
Uniper zapft Gasspeicher an
Wegen fehlender Lieferungen aus Russland hat der Energiekonzern Uniper begonnen, Gas aus Speichern zu entnehmen. "Seit Anfang der Woche entnehmen wir Gas aus den von uns selbst genutzten Kapazitäten", sagt ein Sprecher. Als Argumente nannte er Liquiditätsgründe sowie die Erfüllung von Verträgen. Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach in der vergangenen Woche bereits angekündigt, dass ein solcher Schritt nötig werde.
Im Moment wird die für Deutschland wichtige Pipeline Nord Stream 1 gewartet, so dass kein Gas mehr durch die Röhren unter der Ostsee fließt. Schon davor drosselte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen auf 40 Prozent und begründete das mit einer fehlenden Turbine. Die Bundesregierung hält das Argument für vorgeschoben und befürchtet, dass auch nach der Wartung kein Gas mehr durch Nord Stream 1 fließt.
Hält der Euro die Parität?
Der Euro verteidigt das am Vortag zurückgewonnene Terrain zum Dollar und liegt mit 1,0020 wieder knapp über der Parität. Letztere erweise sich als "recht hartnäckig", stellt Commerzbank-Analystin You-Na Park-Heger fest, obgleich die Nachrichtenlage für den Euro weiter herausfordernd bleibe und es nur eine Frage der Zeit scheine, bis der eine Tropfen das Fass zum Überlaufen bringe und ihn unter die Parität drücken werde.
So hätten sich am Vortag die Zinsabstände (Spreads) italienischer Staatsanleihen ausgeweitet, weil ein Ende der italienischen Regierungskoalition drohe. Derweil sorge sich die EZB um ein zu starkes Auseinanderdriften der Spreads, weil sich dann die Finanzierungsbedingungen einiger Länder, unter anderem Italiens, aus Sicht der Notenbank ungerechtfertigterweise, verschlechtern würden.
Daher habe sie ein Instrument angekündigt, das nächste Woche Donnerstag im Rahmen der geldpolitischen Sitzung zumindest in Grundzügen vorgestellt werden dürfte. Das Problem sei aber, dass die EZB damit Befürchtungen schüre, dass sie sich in ihren geldpolitischen Entscheidungen ein Stück weit von Renditeentwicklungen leiten lassen könnte, so Park-Heger.
Möglicherweise setze der Markt aber auf das Instrument der EZB oder gehe davon aus, dass sich die Parteien in Italien irgendwie zusammenrauften, bemerkt sie mit Blick auf die zunächst weiter haltende Parität.
Euro / Dollar o
Experten sehen hohe Hürden für deutliche EZB-Zinserhöhung
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihre Leitzinsen nach Überzeugung der Volkswirte der Deutschen Bank im Juli um nur 25 Basispunkte erhöhten. "Die Hürde für einen Zinsschritt von 50 Basispunkten im Juli ist hoch", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in der nächsten Woche. Jegliche Sorgen über den Inflationsausblick werde die EZB in den für September avisierten Zinsschritt packen. "Wir meinen, dass die EZB ihre Inflationsprognose stark genug anheben wird, um einen Zinsschritt von 50 Basispunkten zu rechtfertigen, aber die jüngsten Daten und Ereignisse erhöhen das Risiko, dass es auch im September nur 25 Basispunkte werden."
Die Analysten rechnen damit, dass die EZB nach den beiden vorangekündigten Schritten ihre Zinsen im Oktober und Dezember um weitere 50 und 25 Basispunkte erhöht und dann eine Pause einlegt. Ab dem ersten Halbjahr 2024 sollen dann weitere vier Schritte von 25 Basispunkten folgen. "Der Markt muss sich davor hüten, den Einfluss eines konjunkturellen Gegenwindes auf die Geldpolitik überzubewerten", schreiben sie. Die EZB wird nach Meinung der Deutsche-Bank-Analysten ein Instrument zur Begrenzung der Staatsanleihe-Spreads vorstellen, dass es ihr erlaubt, ihre Zinsen so stark wie nötig anzuheben.
Axa verkauft deutschen Lebensversicherungs-Altbestand
Wenige Wochen nach Zurich verkauft auch der französische Versicherer Axa einen Teil seines Altbestandes an Lebens- und Rentenversicherungs-Policen in Deutschland an einen Abwickler. Das Paket im Volumen von 16 Milliarden Euro geht für 660 Millionen Euro an die Wiesbadener Athora Leben, wie AXA mitteilt. Die Franzosen verfolgen mit dem Verkauf das Ziel, ihr Lebensversicherungs-Geschäft weniger abhängig von Finanzmarkt-Risiken zu machen. Die langfristigen Zinsgarantien - bei dem nun verkauften Portfolio im Schnitt 3,2 Prozent - belasten die Bilanz, weil ein Versicherer dafür viel Kapital zurücklegen muss.
Das Neugeschäft mit dieser Art von Lebensversicherungen hatte AXA in Deutschland bereits 2013 eingestellt. Finanzchef Frédéric de Courtois sprach von einem "Meilenstein", der das Risikoprofil verbessere. Der Versicherer aus Paris hatte sich vorgenommen, die Rückstellungen für traditionelle Garantien um 30 bis 50 Milliarden Euro zu reduzieren. Mit dem Verkauf in Deutschland seien 24 Milliarden Euro geschafft. Den Aktionären stellte de Courtois aus dem Erlös einen Aktienrückkauf in Aussicht. AXA werde den neuen Eigentümer noch bis 2028 bei der Kapitalanlage und der Abwicklung der Policen unterstützen, hieß es in der Mitteilung.
Inflation? "Börse ist im Krisenmodus"
Testet der DAX erneut in Richtung Jahrestief?
Nach den deutlichen Verlusten scheint den DAX-Anlegern ein versöhnlicher Wochenschluss zu winken. Zumindest kann der deutsche Börsenleitindex zum Start ins Freitagsgeschäft zunächst leicht zulegen: Er notiert 0,4 Prozent fester bei einem Stand von 12.570 Punkten. Im Donnerstagshandel war der DAX deutlich eingebrochen, lag im Tagestief nur etwas mehr als 50 Zähler von seinem Jahrestief bei 12.390 Stellen entfernt. Am Ende war er mit einem Abschlag von 1,9 Prozent aber über der 12.500er-Marke in den Feierabend gegangen. Kursimpulse dürften heute vor allem aus den USA kommen, nachdem die chinesische Wirtschaft bereits mit einer enttäuschenden Wachstumsrate aufgewartet hatte: Quartalsergebnisse weiterer US-Großbanken stehen dabei ebenso auf der Agenda wie einige Konjunkturdaten.
Apple-Zulieferer droht in Taiwan Geldstrafe
Dem Apple-Zulieferer Foxconn droht in Taiwan Insidern zufolge eine Geldstrafe. Die Regierung erwäge, wegen einer Investition in ein chinesisches Chip-Konglomerat die in Taipeh ansässige Foxconn mit einer Buße von umgerechnet rund 830.000 Euro zu belegen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Foxconn habe vor der Investition in China keine vorherige Genehmigung der taiwanesischen Regierung eingeholt. Dies verstoße wohl gegen ein Gesetz, das die Beziehungen der Insel zu China regelt, sagte eine der Personen. Foxconn verwies derweil auf eine frühere Information der Börse und erklärte, die Dokumente würden in naher Zukunft an die Investitionskommission des Wirtschaftsministeriums geliefert.
Europäischer Automarkt bleibt unter Druck
Der europäische Automarkt stottert angesichts fehlender Lieferteile weiter. Im Juni wurden in der EU mit 886.510 Fahrzeugen so wenige neue Autos wie seit 1996 nicht mehr in einem Juni angemeldet, wie der Branchenverband Acea mitteilte. Das Minus zum Vorjahresmonat betrug 15,4 Prozent. Im ersten Halbjahr steht insgesamt ein Minus von 14 Prozent auf 4,6 Millionen Pkw zu Buche.
Bei den Marken verzeichnete der Volkswagen-Konzern im Juni ein Minus von mehr als einem Fünftel. Auf den Rivalen Stellantis (Fiat, Peugeot) entfielen 17 Prozent weniger Neuzulassungen. Renault hielt sich stabil. BMW fuhr bei der Stammmarke einen Rückgang von 10,5 Prozent ein. Konkurrent Mercedes-Benz legte bei der Marke mit dem Stern hingegen um 7,5 Prozent zu.
Kauffreudige Touristen kurbeln Geschäft bei Luxuskonzern Richemont an
Anziehende Verkäufe in Europa haben dem Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont im Frühlingsquartal Schub verliehen. Der Umsatz kletterte von April bis Juni währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro, wie die weltweite Nummer zwei der Branche mitteilte. Mit einem Plus von 42 Prozent war Europa Wachstumslokomotive.
Richemont begründete die Geschäftsentwicklung neben der einheimischen Nachfrage auch mit der Ausgabefreude von Touristen aus den USA und dem Nahen Osten. Dagegen schrumpfte das Geschäft in Asien um 15 Prozent. Der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC machte dafür die strikte Durchsetzung der Null-Covid-Politik im Schlüsselmarkt China verantwortlich. Die neue Runde von strengen Einschränkungen in China hatte zuvor bereits den Rivalen Swatch Group gebremst.
Ölpreise steigen - Brent wieder bei 100 Dollar
Brent RohölDie Ölpreise steigen und haben sich nach starken Verlusten im Verlauf der Handelswoche stabilisiert. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 100,00 US-Dollar. Das waren 90 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 54 Cent auf 96,32 Dollar.
Am Vortag hatten die Ölpreise noch zeitweise erheblich unter Druck gestanden. Der Preis für Rohöl aus der Nordsee war bis auf 94,50 Dollar gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Februar. Am Donnerstagnachmittag setzte dann eine Erholung am Ölmarkt ein, und die Notierung für Brent-Öl konnte sich kurz vor dem Wochenende bei 100 Dollar stabilisieren. Schwache Konjunkturdaten aus China haben die Ölpreise am Morgen nicht belastet. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat die Konjunktur deutlich an Fahrt verloren.
Ungewöhnlich viele Bauprojekte werden storniert
In der deutschen Baubranche werden im Moment einer IFO-Umfrage zufolge ungewöhnlich viele Projekte storniert. Beim Hochbau betrug der Anteil der betroffenen Unternehmen im Juni 11,5 Prozent, im Tiefbau waren es 9,0 Prozent, wie das IFO mitteilte. Die Größenordnung sei vergleichbar mit dem Corona-Schock im Frühjahr 2020.
Die Auftragsbücher seien im Mittel zwar weiterhin "prall gefüllt", erklärte IFO-Forscher Felix Leiss. Doch es fehle vielerorts an Material: 47,1 Prozent der Hochbauunternehmen meldeten im Juni Lieferengpässe, im Tiefbau waren es 39,7 Prozent. Im Mai waren die Anteile noch deutlich höher gewesen, aber: "Diese Engpässe bilden sich nur langsam zurück." Dabei komme es teils zu rasanten Preisanstiegen infolge der Knappheit. Auch die hohen Energiepreise wirken laut IFO preistreibend bei vielen Baustoffen. Im Mittel erwarten die Betriebe der Umfrage zufolge, dass die Engpässe noch knapp neun Monate andauern.
Anleger dürfen auf versöhnlichen Wochenausklang hoffen
Nach dem jüngsten Ausverkauf winkt Anlegern am deutschen Aktienmarkt zumindest ein versöhnlicher Wochenausklang. Am heutigen Freitag wird der Dax Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge höher starten. Am Donnerstag hatte er belastet von einem schwachen Bilanzstart der US-Banken JP Morgan und Morgan Stanley 1,9 Prozent tiefer bei 12.519 Punkten geschlossen.
Knapp über Parität: Eurokurs legt zum US-Dollar etwas zu
Euro / DollarDer Euro hat sich wenig verändert knapp über der Parität gehalten. Nachdem der Kurs am Vortag unter das Tauschverhältnis eins zu eins gefallen war und ein Tief bei 0,9952 US-Dollar erreicht hatte, wurde die Gemeinschaftswährung am Morgen bei 1,0030 Dollar gehandelt.
Das ist etwas höher als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt auf 1,0005 Dollar festgesetzt. Die Dollar-Stärke hat sich am Morgen zunächst nicht weiter fortgesetzt, was im Gegenzug für etwas Entlastung beim Euro sorgte. An den Aktienmärkten zeichnete sich am Ende einer bisher schwachen Handelswoche eine Stabilisierung ab und der als sicher geltende Dollar wurde nicht mehr so stark nachgefragt.
Chinas Wirtschaft wächst nur noch um 0,4 Prozent
Chinas Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal angesichts von Corona-Lockdowns und einer Immobilienkrise auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen April und Juni um lediglich 0,4 Prozent zu, wie die nationale Statistikbehörde mitteilte. "Im Inland dauern die Auswirkungen der Epidemie an", erklärte die Behörde. Zugleiche wachse die Gefahr einer Stagflation der Weltwirtschaft.
Wegen der Corona-Pandemie hatte in Chinas größter und wirtschaftlich äußerst bedeutender Stadt Shanghai im Frühjahr zwei Monate lang ein Lockdown geherrscht. Zahlreiche Unternehmen und Fabriken mussten ihren Betrieb vorübergehend einstellen. Im gesamten vergangenen Jahr hatte China nach der Überwindung der ersten Corona-Welle ein Wirtschaftswachstum von 8,1 Prozent verzeichnet.
VW sucht Investoren für Batteriegeschäft
Volkswagen will den Aufbau der eigenen Zellfertigung, die in der neuen Konzerntochter PowerCo zusammengefasst wird, nicht allein finanzieren. "Vom nächsten Jahr an könnten Finanzinvestoren dazukommen", sagt Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz dem "Handelsblatt" zufolge. Erste Anfragen potenzieller Investoren gebe es bereits.
In einem weiteren Schritt könnte die Batterietochter des VW-Konzerns zumindest teilweise auch an die Börse gebracht werden. Das sei jedoch eine Überlegung für die weitere Zukunft, die frühestens 2024 oder auch erst später realisiert werde.
Asiatische Aktien straucheln in Zweijahrestief
Die asiatischen Aktienmärkte haben ein Zweijahrestief erreicht und bewegen sich auf einen Wochenverlust hin. Eine neue Reihe von Zinserhöhungen in der ganzen Welt verstärkten die Sorgen über die Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum. Zusätzlich zu diesen allgemeinen globalen Wachstumssorgen veröffentlichte China am Freitag seine Wirtschaftsdaten für das zweite Quartal. Daraus ging ein langsamer als erwartetes Wachstum hervor und ein Immobiliensektor, der unter schweren Finanzierungsproblemen leidet. Der einzige Lichtblick waren die Einzelhandelsumsätze.
Die Börse in Tokio hat sich zunächst uneinheitlich gezeigt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 0,6 Prozent höher bei 26.797 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index blieb unverändert und lag bei 1893 Punkten. Die Börse in Shanghai lag 0,1 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen gewann 0,4 Prozent. Im asiatischen Devisenhandel blieb der Dollar fast unverändert bei 138,87 Yen und stagnierte bei 6,7515 Yuan. Zur Schweizer Währung notierte er 0,2 Prozent niedriger bei 0,9820 Franken. Parallel dazu stieg der Euro um 0,2 Prozent auf 1,0033 Dollar und notierte kaum verändert bei 0,9853 Franken. Das Pfund Sterling gewann 0,1 Prozent auf 1,1836 Dollar.
DAX auf Kurs Jahrestief
Nach den deutlichen Verlusten im Donnerstagsgeschäft hoffen die Anleger auf einen versöhnlichen Wochenschluss. Allerdings: Der DAX verlor 1,9 Prozent und schloss bei einem Stand von 12.520 Punkten. Damit sollten Anleger auch ein Abrutschen unter das Jahrestief von 12.390 Zählern auf dem Zettel haben. Zumal sich am schwierigen Marktumfeld nichts ändert: Inflations- und Rezessionssorgen hier, schwache Quartalsberichte dort. JP Morgan und Morgan Stanley, die Gewinnrückgänge meldeten, stehen heute die Quartalsberichte weiterer US-Großbanken an. Citigroup und Wells Fargo öffnen ihre Bücher. Der Bankensektor dürfte damit zum Wochenschluss im Fokus der Anleger bleiben.
Auf der Konjunkturseite steht auch einiges auf der Agenda: Am Vormittag wird die EU-Handelsbilanz vorgelegt. Am Nachmittag folgen in den USA etwa der Empire State Manufacturing Index, die Einzelhandelsumsätze, Daten zur Industrieproduktion und zu den Im- und Exporten sowie Zahlen zur Verbraucherstimmung der Uni Michigan.
Unabhängig davon verfallen am Freitag Optionen auf Indizes und einzelne Aktien. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise derjenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.