Rezessionsangst hält an Maue Bankenbilanzen drücken US-Indizes
14.07.2022, 22:34 Uhr
Die Stimmung an der NYSE ist gedämpft.
(Foto: REUTERS)
Die Furcht vor noch kräftiger steigenden Zinsen mit negativen Auswirkungen auf Wirtschaftsentwicklung und Aktienattraktivität bleibt präsent. Die US-Standardwerte gehen mit leichtem Minus aus dem Handel. Der Euro konnte seinen Abwärtstrend dagegen etwas bremsen.
Ein schwacher Start der Bankenbranche in die Bilanzsaison hat die Anleger an der Wall Street am Donnerstag entmutigt. An der Wall Street hat der Dow Jones nachgegeben. Der US-Leitindex verlor 0,5 Prozent auf 30.630,17 Punkte. Der technologielastige Nasdaq notierte kaum verändert bei 11.251,19 Punkten und der breit gefasste S&P 500 büßte 0,3 Prozent auf 3.790,38 Punkte ein.
Höhere Rückstellungen für drohende Kreditverluste wegen der zunehmenden Rezessionsgefahren drückten den Gewinn der größten US-Bank JP Morgan im zweiten Quartal. Die Aktien sackten um 3,4 Prozent auf ein Anderthalb-Jahres-Tief ab. Chef Jamie Dimon betonte in seinem Ausblick mehrere Risikofaktoren, wie die geopolitischen Spannungen, hohe Inflation, schwindendes Verbrauchervertrauen und eine "nie zuvor gesehene" quantitative geldpolitische Straffung als Bedrohung für das globale Wirtschaftswachstum. Auch Morgan Stanley enttäuschte die Investoren mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang. Die Titel notierten rund 0,4 Prozent schwächer. Die Aktien der Geldhäuser Wells Fargo, Goldman Sachs und Citigroup gerieten ebenfalls unter die Räder und verloren bis zu drei Prozent. Der Branchenindex fiel auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020.
"Was die Dinge anbelangt, die Sie nicht sehen wollen, haben Sie so ziemlich alles: das Fehlen von Umsatz und Gewinn, die Kürzung der Rückkäufe und die Erhöhung der Kreditreserven. Alles Dinge, die für 'Schotten dicht' auf dem Weg in eine Rezession und eine kurzfristige Nachfrageflaute im ersten Halbjahr sprechen", sagte Thomas Hayes, geschäftsführendes Mitglied bei Great Hill Capital.
Börsianer gehen von weiterer Zinserhöhung aus
An den Nerven der Anleger zehrte auch weiterhin die am Mittwoch überraschend stark gestiegene US-Inflationszahl für Juni. Spekulationen auf ein aggressives Gegensteuern der US-Notenbank Fed nährten die Angst vor einem Konjunkturabsturz. Auch die Erzeugerpreise zogen mit 1,1 Prozent zum Vormonat stärker an als erwartet. Einige Börsianer rechnen für die US-Notenbanksitzung in zwei Wochen mit einer Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt. Der Weltleitwährung gab diese Aussicht Auftrieb. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg in der Spitze um rund 0,6 Prozent auf ein 20-Jahres-Hoch von 108,64 Punkten.
Der Euro fiel zwischenzeitlich erneut unter die Parität zum Dollar auf 0,9950 Dollar, lag bei Börsenschluss wieder bei 1,0014. Für Aufregung sorgte auch die Regierungskrise in Italien, die in einer Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Mario Draghi gipfelte. Danach beschleunigte sich der Ausverkauf bei Staatsanleihen des Landes noch einmal.
Die anhaltende Dollar-Stärke schickte den Goldpreis auf Talfahrt, weil sie das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht. Gold verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 1710 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bei Kupfer und Rohöl kam die drohende Rezession als Belastungsfaktor hinzu. Das Industriemetall verlor 1,4 Prozent auf 7266 Dollar je Tonne und die Ölsorte Brent aus der Nordsee 1,3 Prozent auf 98,58 Dollar je Barrel (159 Liter).
Aktien aus der Kupferbranche gerieten wegen des Preisrutsches unter Druck. So fielen Global X Copper Miners ETF um fünf Prozent, Titel des größten börsennotierten Kupferproduzenten Freeport-McMoRan ebenfalls um mehr als fünf Prozent. Die Minen-Konzerne Rio Tinto und BHP Group rutschten um 4,7 und 4,2 Prozent ab. Aktien des Lebensmittelkonzerns Conagra Brands verloren mehr als sieben Prozent, nachdem er eine Jahresprognose unter den Erwartungen abgegeben hatte. Der Konzern leidet darunter, dass Preiserhöhungen die Nachfrage nach Tiefkühlkost und Snacks verlangsamen.
Quelle: ntv.de, mba/rts