Absurde Empörung über Rocket Samwer hat versagt, nicht betrogen
02.09.2020, 11:51 Uhr
Die Rocket-Aktie war immer ein hochspekulatives Papier.
(Foto: picture alliance / Arne Dedert/d)
Das Delisting von Rocket ist ein sauberer Deal. Jetzt realisieren einige Anleger bloß die Verluste, die sie schon lange gemacht haben. Haben diejenigen, die sich jetzt über eine angebliche "Enteignung" oder gar "Betrug" empören, denn die letzten Jahre verschlafen?
Sie haben zum Börsenstart damals Rocket-Internet-Aktien gekauft? Das war mal ein echt bescheidenes Investment! Sie haben als Anleger allen Grund, sauer zu sein auf das Rocket-Management. Die Frage ist: Warum fällt das so vielen offenbar jetzt erst auf, nachdem Vorstandschef und Großaktionär Oliver Samwer angekündigt hat, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Die Aktie von Rocket mit seinem volatilen Startup-Geschäftsmodell war von Beginn an ein hochspekulatives Papier. Diese Wette ist schon lange verloren.
Seit Jahren dümpelt der Aktienkurs meist zwischen enttäuschenden 15 und 25 Euro, weit entfernt von dem einstigen Ausgabekurs über 40 Euro. Das heißt, am Markt hat sich schon lange die Erkenntnis durchgesetzt, dass Samwer und Rocket die Erwartungen nicht erfüllen können. Dieses Versagen, die eigenen Versprechen auch nur ansatzweise zu erfüllen, kann und wird auch schon seit Jahren offen benannt und kritisiert.
Absurd ist es jedoch, sich in dieser Situation über das Delisting und Rückkaufangebot zu einem am aktuellen Börsenkurs orientierten Preis zu empören. Das ist natürlich ein Eingeständnis des eigenen Versagens, mit "Betrug" oder "Enteignung" der Anleger, wie nun manche schreien, hat es allerdings nichts zu tun. Was wäre Ihnen jetzt als Aktionär denn lieber? Dass alles weiterläuft wie bisher? Hätten Sie damit auch nur einen Cent des Verlusts, den Sie längst im Depot haben, zurückgewonnen?
Samwer will jetzt bezahlen, was die sehr liquiden Rocket-Aktien an der Börse mit ihrem transparenten Mechanismus zur Preisfindung wert sind. Was denn sonst? Eine Entschädigung an die Anleger für erfolgloses Management? Das war an der Börse leider noch nie vorgesehen.
Quelle: ntv.de