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Tue Gutes und rede darüber "Mode ist ein Schutzschild!"

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Rebekka Ruétz und ihre Kollegen haben dieses Mal eine wichtige Message: "We fight Cancer!"

Rebekka Ruétz und ihre Kollegen haben dieses Mal eine wichtige Message: "We fight Cancer!"

(Foto: IMAGO/Future Image)

Mode ist mehr als ein Add-On. Mode ist ein Wirtschaftszweig, eine Notwendigkeit, ein Kreativ-Pool, ein Spiegel der Gesellschaft. Und sie ist ein Schutzschild. Das beweisen vier Designer bei der diesjährigen Berliner Fashion Week.

Mode ist nicht oberflächlich. Mode ist zwar etwas Schönes - das liegt im Auge des Betrachters, und über Geschmack lässt sich ja vortrefflich streiten - aber Mode ist mehr als ein Add-On. Mode ist ein Wirtschaftszweig, eine Notwendigkeit, ein Kreativ-Pool, ein Spiegel der Gesellschaft. Und sie ist ein Schutzschild. Wer sich nicht gut fühlt, greift zum Lieblingspullover. Wer etwas verstecken möchte, der bedeckt eine bestimmte Stelle am Körper, und wer Krebs hatte oder hat, der braucht Mode, um sich einzukuscheln und wohler zu fühlen. Mode hat tatsächlich eine Stimme. Und diese Stimme sagt diese Woche in Berlin, wenn sich wieder die schönsten, buntesten und elegantesten Menschen in der Hauptstadt treffen, um diese Woche die Fashion Week zu zelebrieren: "Wir kämpfen gegen den Krebs!"

"We fight cancer!" - das ist das Motto der Designerin Rebekka Ruétz und ihrer Kollegen Danny Reinke, Marcel Ostertag und Kilian Kerner. Sie alle wollen ein Zeichen setzen für KrebspatientInnen. Mode ist viel mehr als nur "ein Hauch von individuell gelebter Schönheit", Mode ist ein Sprachrohr des Charakters und der Seele. Genau das beweisen die eben genannten Fab Four: Im Januar 2023 präsentierten die vier das erste Mal den W.E4. FASHION DAY in Berlin. Sie hatte sich zusammengeschlossen, ihre Egos ausgeschaltet und die Hände gereicht.

Mit Erfolg: Heraus kam ein Event mit einer enormen Strahlkraft und einer gemeinsam erreichten Medienreichweite, die man einzeln nur schwer schaffen kann. Diese Reichweite möchten die Kreativen jetzt nutzen und ihre Stimme für mehr soziale Verantwortung erheben. Gemeinsam mit der DKMS und der Deutschen Krebshilfe starten sie eine groß angelegte Kampagne und widmen ihre Veranstaltung im Rahmen der Berliner Fashion Week am 11. Juli diesen beiden Organisationen. Zum ersten Mal gibt es 200 Kauf-Tickets für die Shows der Designer, der Erlös der Tickets wird an die Deutsche Krebshilfe und die DKMS gespendet (es gibt noch ein paar wenige Tickets).

Trauriger Anlass für diese Art der Präsentation in der Verti Music Hall ist die Tatsache, dass jeder zweite Deutsche im Laufe seines Lebens an Krebs erkrankt, wie aus dem aktuellen Bericht "Krebs in Deutschland" des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland hervorgeht. Alle 12 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs. Weltweit sogar alle 27 Sekunden. Krebs ist also ein Thema, das uns alle betrifft, denn früher oder später in unserem Leben kommen wir damit in Berührung.

Wie die DesignerInnen. Kilian Kerner hat in den letzten Monaten drei Fälle in seinem nahen Familien- und Freundeskreis und sagt ntv.de: "Ende 2022 wurde bei drei Menschen aus meinem Umfeld innerhalb von sechs Wochen Krebs diagnostiziert. Alle drei sind junge Menschen. Mein Großcousin hatte gerade sein Abitur gemacht und anstatt des Studiums kam die Chemotherapie. Der Vater einer sehr guten Freundin hat durch die DKMS einen Lebensretter gefunden und ein Familienmitglied befindet sich gerade in der Endphase einer der härtesten Chemotherapien, die es in Deutschland gibt. Diagnose: behandelbar, aber nicht heilbar. Ein weiterer Grund für mich: Die Schwester meines Partners. Als Kind erkrankte sie an Krebs und es gab kaum noch Hoffnung. Doch dank der DKMS und der engagierten Ärzte überlebte sie und ist heute eine der stärksten Persönlichkeiten, die ich je kennengelernt habe. Und sie ist geheilt." Und er fährt fort: "Den Eltern wurde da bereits gesagt: Machen Sie sich keine Hoffnung mehr, das sieht nicht gut aus. Ihr wurde schon der letzte Wunsch erfüllt." Dann das Wunder: Ein Spender bei der DKMS. "Das Mädchen ist heute 25 Jahre alt und kerngesund und eine sehr, sehr starke Frau", erzählt der Designer sichtlich bewegt.

"Mund auf, Stäbchen rein. Spender sein!"

Aufklärung und Prävention sind so wichtig. Die jetzige Kampagne soll helfen, diese Themen noch prominenter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und zu zeigen, dass jede und jeder etwas tun kann. "Mund auf, Stäbchen rein. Spender sein!" Es ist also eigentlich ganz leicht ein Leben zu retten: "Es ist zu 90 Prozent wie Blutabnehmen", bekräftigt Kerner. "Man geht da hin, man ist zwei, drei Stunden dort, fertig. Es muss in die Köpfe der Menschen, dass sich der medizinische Eingriff für eine Stammzellspende verändert hat und man in den allermeisten Fällen ambulant Stammzellen spenden kann", erklärt Kerner, der sich ausführlich mit dem Thema befasst hat.

Deutsche Krebshilfe und DKMS

Die Deutsche Krebshilfe wurde 1974 von Dr. Mildred Scheel gegründet. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter dem Motto "Helfen. Forschen. Informieren." fördert die Stiftung Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Weitere Infos: www.krebshilfe.de

Die DKMS ist eine internationale gemeinnützige Organisation, deren Ziel es ist, weltweit so vielen BlutkrebspatientInnen wie möglich eine zweite Lebenschance zu geben. Sie wurde 1991 in Deutschland von Dr. Peter Harf gegründet und sorgt seither dafür, dass immer mehr Patientinnen und Patienten eine lebensrettende Stammzellspende erhalten. In der DKMS sind mehr als 11,5 Millionen potenzielle Spenderinnen und Spender registriert. Bis heute hat die Organisation mehr als 105.000 Stammzellspenden vermittelt.

"Wir möchten dazu beitragen, dass die Leute auf das Thema aufmerksam werden, die Einfachheit der Spende verstehen und sich registrieren lassen." Das wird übrigens auch bei der Veranstaltung am Dienstag möglich sein. Denn die Diagnose Krebs kann jeden zu jederzeit treffen. Krebsvorsorge und Früherkennungsuntersuchungen ermöglichen, Krebsvorstufen rechtzeitig zu erkennen - frühe Stadien lassen sich meist auch viel erfolgreicher und schonender behandeln, als späte Stadien, in denen möglicherweise schon Metastasen entstanden sind.

Ebenso wichtig ist es aber, den Betroffenen und deren Angehörigen zu zeigen: Du bist nicht allein. Marcel Ostertag ergänzt daher: "Das ist wirklich ein Thema, das uns alle betrifft. Vor einigen Jahren wurden per Zufall bei einer anderen Untersuchung bei der besten Freundin meines Ehemanns Tumore in der Niere und in der Brust festgestellt. Durch die frühe Erkennung konnte mittels zwei Chemotherapien rechtzeitig eingegriffen werden und eine vollständige Heilung erwirkt werden. Der Fall im engsten Kreis hat bewiesen, dass Vorsorge wichtig ist und Leben retten kann."

Auch Danny Reinke hat eine Geschichte zu erzählen: "Ich wäre nicht der Designer, der ich heute bin, wenn meine Mentorin und Dozentin aus der Modeschule mich nicht geformt hätte. Als ich hörte, dass Sie an Krebs erkrankt ist, tat mir das unendlich leid und es hat mich sehr getroffen. Ich kann ihr nicht ansatzweise zurückgeben, was sie für mich getan hat. Aber ich kann meine Stimme nutzen, andere Menschen zu mobilisieren, etwas gegen Krebs zu tun."

Rebekka Ruétz, die Frau in der Runde der vier Musketiere, sagt, dass sie die Menschen dazu aufrufen möchte, sich zu informieren und sich um ihren Körper und ihre Gesundheit zu kümmern: "Lasst uns gemeinsam und offen darüber sprechen, Bewusstsein schaffen und Aufmerksamkeit generieren, weil es sich lohnt!"

Zwei Dinge noch: Auch junge Menschen bekommen Krebs. Die Krankenkassen müssen aufwachen! "Die müssen Vorsorge viel früher finanzieren", sind sich die Designer einig, die kaum von ihrer Mode sprechen, sondern nur davon, wie sehr sie für das Thema brennen, das dieses Mal ihr Motto ist: "We fight Cancer!" Und zwar nicht erst ab 50 oder 60!

Quelle: ntv.de

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