
Rotbarsch mit Kokostopping und Chia-Gurken-Salat ist eines der vielen Rezepte für Hauptgerichte und hat mal gerade 9 g Kohlenhydrate.
(Foto: Hubertus Schüler)
Es soll schmecken. Es soll schnell gehen. Es soll nicht dick machen, aber satt: unser Essen. Und wie wär's denn, wenn alle Mahlzeiten auch noch effektiv am Hüftgold knabbern würden?
Bettina Matthaei liebt das Spiel mit Verwöhnaromen, das zeichnet ihre Rezepte aus. Ihr Credo: Easy und überraschend muss es sein. Und das gelingt ihr mit ihren Kochbüchern immer wieder, schließlich beschäftigt sich die Inhaberin einer Gewürzmanufaktur und mehrfach ausgezeichnete Autorin seit Jahrzehnten mit gutem Essen. Sie selbst ernährt sich bereits seit vielen Jahren kohlenhydratarm, in ihrem neuesten Kochbuch erzählt sie, wie es dazu kam. Dabei ist es für die Hamburgerin wichtig, dass die Zubereitung schnell und einfach sein sollte, denn Zeitverschwendung mag sie nicht. Und so reifte mit der Zeit der Entschluss, Low-Carb-Rezepte zu entwickeln, für die keiner mehr als eine Viertelstunde aufwenden muss.
Das nun vorliegende Kochbuch sei ihre Herzensangelegenheit, so Matthaei. "Low Carb. Die 77 besten 15-Minuten-Rezepte" ist im Becker Joest Volk Verlag erschienen. In fünf Kapiteln finden Sie alles, was auf den Tisch soll: Frühstück und Aufstriche, Brote, Kleinigkeiten, Suppen und Salate, Hauptgerichte. Alle Rezepte sind zucker- und glutenfrei, auch die Brot-Rezepte. Mit maximal 15 Gramm Kohlenhydraten pro Portion, mehr als die Hälfte der Rezepte sogar mit noch weniger, ist ein Tageshöchstwert von 25 bis 45 Gramm Kohlenhydraten ohne Probleme machbar. Logischerweise sind Brote nicht in 15 Minuten fertig gemischt und gebacken, dazu später mehr.
Damit die Umstellung auf kohlenhydratarme Gerichte klappt, beantwortet die Autorin auch die wichtigsten Fragen um die Low-Carb-Ernährung, unter anderem: Wer kann das machen und wie lange? Was ist mit Party und Restaurant? Was tun, wenn der Abnehmerfolg stagniert und wie konsequent muss ich sein? Außerdem gibt eine zweiseitige Tabelle einen guten Überblick über empfehlenswerte Lebensmittel mit geringer oder mäßiger Kohlenhydratdichte.

Dieser vegetarische libanesische Salat mit vielen Kräutern ist mit Feta und Walnüssen angereichert.
(Foto: Klaus Arras)
In ihrer Einleitung erzählt Matthaei, wie sie zur Low-Carb-Ernährung kam, beschreibt ihre unzähligen Experimente, einfache Gerichte mit viel Geschmack zu entwickeln. Dann hatte sie "endlich die für mich richtige Ernährung gefunden. Keine nervigen Diäten mehr, nur deutlich weniger Kohlenhydrate als früher". Vergangen war das, was wohl viele von uns durchgemacht haben, wie immer wieder neue und völlig andere Ernährungsrichtlinien einander ablösten, wie wir uns hindurchprobiert haben, wie Dauerabnehmwillige die neuen Verkaufstrends zu ihrem Mantra machten - mit teils ungewollten oder sogar verheerenden Folgen.
Low Carb und Brot?
Erinnern Sie sich noch an Low Fat? Entstanden waren die aus heutiger Sicht absurden Essregeln durch eine fehlerhafte Studie in den 1950er-Jahren in den USA, die sogenannte 7-Länder-Studie. "Die ganze Welt begann damals, den Ergebnissen zu folgen, so auch ich", schreibt Matthaei. Nahrungsfette wurden drastisch reduziert. "Die Industrie ersetzte daraufhin den Geschmacksträger Fett durch Zucker. Fettarme und Light-Produkte wurden die neuen Verkaufsschlager. In der Folge wurden die Menschen weltweit in dramatischem Tempo noch dicker und zunehmend kranker." Dann kam Low Carb und stellte alles auf den Kopf. Die Diät funktionierte zwar, nicht nur bei der Autorin, auch bei mir selbst, doch es folgte die Ernüchterung - irgendwas fehlte und fehlte und fehlte. Immer mehr. Bettina Matthaei: "... irgendwann habe ich das Brot unter dem Schinken vermisst, das Brötchen unter dem Käse. Das Pausenbrot. Das Abendbrot."
Genau so erging es auch mir, obwohl ich nicht mal ein starker Brotesser bin. Aber mein selbstgebackenes Brot liebte ich - dennoch hörte ich wegen Low Carb mit dem Backen auf, mit großem Bedauern. Ein spürbarer Verlust mit Frust, denn in meinem Innern machte sich bei "Brotverbot" ein regelrechter Jieper breit ... Aus die Maus mit Low Carb! Ich habe zwar das mit der kohlenhydratreduzierten Ernährung erreichte neue Gewicht gehalten (mit einer temporären und überwundenen Corona-Entgleisung), möchte aber gerne nochmal einigen Kilos zu Leibe rücken. Also Low Carb und dennoch Brot? Mit Matthaeis Rezepten ist das offenbar möglich. Sie wollte Brote backen, die wenig Kohlenhydrate haben und trotzdem schmecken. Mit den Eiweißbroten aus dem Handel hatte sie keine guten Erfahrungen gemacht, ich auch nicht: Ich habe nach einem Versuch auf weitere "Geschmackserlebnisse" freiwillig verzichtet.
Nun zur Arbeit mit den Broten, denn sie bilden bei der Zubereitungszeit eine Ausnahme. Matthaei schreibt dazu: "Sie brauchen etwa 1 bis 1 ½ Stunden, aber sie werden ja auch nicht gleich bei einer Mahlzeit verspeist. Es lohnt sich, einen Vorrat anzulegen! Abgekühlt und in Scheiben geschnitten, friere ich meine Low-Carb-Brote ein, immer zwischen Lagen von Backpapier. So kann ich das Brot scheibenweise entnehmen und kurz im Toaster aufbacken. Die Brote sind perfekt als Ergänzung zu den Suppen und Salaten im Buch. Es gibt Rezepte für sechs verschiedene Brote mit 1 g und 2 g KH bis maximal 5 g KH pro Stück beziehungsweise pro 100 g."
Walnuss-Karotten-Brot
Nährwerte pro 100 g: 231 kcal; KH 5 g, F 13 g, EW 18 g, B 11 g
Zubereitungszeit 15-20 Minuten
+ ca. 30 Minuten Trocknen
+ 100 Minuten Backen
+ 10 Minuten Nachgaren
Zubereitung:
400 g Karotten (geschält 300 g)
125 g Leinsamen
125 g Low-Carb-Mandelmehl
40 g gemahlene Flohsamenschalen
20 g Weinstein-Backpulver (1 Pck.)
5 Eier (Größe M)
300 g Magerquark
3 EL Olivenöl (30 ml)
1 TL Salz (7 g)
3 EL Apfelessig (30 ml)
100 g Walnusskerne
Außerdem
Kastenform (ca. 11 × 25 cm)
Den Backofen auf 100 °C Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Kastenform mit Backpapier auskleiden.
Karotten schälen, grob in Stücke schneiden und in zwei Durchgängen im Blitzhacker auf Stufe 2 zu Bulgurgröße zerkleinern. Auf dem vorbereiteten Backblech verteilen und im vorgeheizten Ofen etwa 30 Minuten trocknen.
Aus dem Ofen nehmen und etwas abkühlen lassen. Die Backofentemperatur auf 160 °C Umluft erhöhen.
Inzwischen die Leinsamen im Blitzhacker auf Stufe 2 fein mahlen. In eine Schüssel geben, Mandelmehl und Flohsamenschalen hinzufügen und vermengen. Backpulver darüber sieben und untermischen.
In einer anderen Schüssel Eier, Quark, Öl, Salz und Essig mit den Quirlen des Handrührgeräts glatt verrühren. Dann die etwas abgekühlten Karotten in die Quarkmasse einrühren.

Auch die Brotrezepte von Bettina Matthaei sind gluten- und zuckerfrei, so wie alle Rezepte in diesem Buch.
(Foto: Matthias Hoffmann)
Mandelmehlmischung mit dem Handrührgerät nach und nach in die Quarkmasse einarbeiten, dann die Walnusskerne untermischen und etwa fünf Minuten ruhen lassen.
Den Teig in die vorbereitete Kastenform füllen, glatt streichen und im Abstand von 2 cm mehrfach einritzen. Im vorgeheizten Ofen (Mitte) 100 Minuten backen; nach der Hälfte der Zeit die Form einmal umdrehen, damit das Brot gleichmäßig backt.
Zum Schluss eine Stäbchenprobe machen, den Ofen ausschalten und bei geöffneter Ofentür zehn Minuten nachgaren lassen. Herausnehmen, aus der Form heben und das Brot auf einem Kuchengitter vollständig auskühlen lassen.
Tipp: Das Brot aufschneiden und zwischen Lagen von Backpapier in Clipboxen aufbewahren. Am besten einfrieren und bei Bedarf portionsweise entnehmen.
Viel Erfolg wünscht Ihnen Heidi Driesner.
Quelle: ntv.de