Missbrauchsprozess in Freiburg41-Jähriger kündigt Geständnis an

Als "Kunde" kauft sich ein 41-Jähriger Sex mit einem Kind. Mindestens zweimal vergeht er sich schwer an dem Jungen. Vor Gericht muss er sich dafür nun verantworten und will die Taten offenbar gestehen.
Im Fall eines jahrelang missbrauchten Jungen aus dem Raum Freiburg hat der erste Prozess gegen einen mutmaßlichen Täter begonnen. Vor der Jugendkammer des Landgerichts Freiburg wird gegen einen Mann verhandelt, dem die Mutter des Neunjährigen und deren Lebensgefährte den Jungen überlassen haben soll. Ein Urteil könnte bereits in der kommenden Woche fallen.
Dem 41-Jährigen werden unter anderem schwere Vergewaltigung, schwerer sexueller Missbrauchs von Kindern sowie der Besitz von kinderpornografischem Material zur Last gelegt. Bei ihm soll es sich laut Gericht um einen "Kunden" des mutmaßlichen Haupttäters handeln. Der Mann habe ein Geständnis angekündigt und gegenüber einem psychiatrischen Gutachter die Taten eingeräumt, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin zum Prozessauftakt.
Da der Angeklagte über sein Sexualleben berichten wolle, wurde die Öffentlichkeit zu seinem Schutz ausgeschlossen. Dies gelte auch für die Plädoyers und das letzte Wort des Angeklagten vor dem Urteil. Zudem werden vor Gericht Videoaufnahmen der Taten gezeigt, auch diese ohne Öffentlichkeit. Für den Prozess wurden nur noch zwei weitere Verhandlungstage am Mittwoch und Donnerstag kommender Woche angesetzt.
Mitte Januar hatten Ermittler in Baden-Württemberg die Zerschlagung eines Pädophilenrings bekannt gegeben. Unter den Verdächtigen befinden sich auch die Mutter des Kinds und ihr einschlägig vorbestrafter Lebensgefährte, die das Kind selbst missbraucht und es außerdem für Missbrauchstaten anderen überlassen haben sollen. Der Prozess gegen die 47-Jährige und ihren 39 Jahre alten Lebensgefährten soll am 11. Juni beginnen.
Beiden wird vorgeworfen, allein und zusammen den Jungen misshandelt zu haben. Der Mann soll zudem "mit Wissen und Billigung der Mutter" das Kind anderen Tätern überlassen haben. In dem Missbrauchsfall wird auch noch gegen weitere Verdächtige ermittelt.
Kindeswohl kam "unter die Räder"
Nebenklagevertreterin Katja Ravat, die den Jungen vor Gericht vertritt, bezeichnete den nun begonnenen Prozess als "Teil des Verarbeitungsprozesses" für das Kind. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut. Ravat kündigte an, dass der Junge voraussichtlich in dem Prozess nicht aussagen werde.
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, forderte verstärkte Anstrengungen zum Schutz von Kindern und eine detaillierte Aufarbeitung des Falls in Freiburg. Es brauche in Deutschland dringend eine Meldepflicht für Missbrauchsbilder im Internet, wie es sie in den USA gebe, sagte Rörig im Südwestrundfunk. Zudem müssten das Bundeskriminalamt und die Landeskriminalämter mit mehr Personal ausgestattet werden.
Im Freiburger Missbrauchsfall hätten die Ermittlungsmöglichkeiten jedenfalls nicht ausgereicht, kritisierte Rörig. Es sei sehr viel schief gelaufen, das Kindeswohl sei "in erschütternder Weise unter die Räder gekommen". Deshalb müsse nun "sehr vieles sehr präzise aufgearbeitet" werden. Der Fall war bundesweit mit Entsetzen aufgenommen worden.