Angeklagt wegen Erpressung 90-Jährige bringt sich Jura bei, um ihren Sohn zu verteidigen
11.08.2025, 11:51 Uhr Artikel anhören
In Deutschland dauert ein Jurastudium rund sieben Jahre (Symbolbild).
(Foto: picture alliance)
Wie viel Einsatz Eltern für ihre Kinder bringen, zeigt eine 90 Jahre alte Mutter aus China, die sich selbst Jura beibringt, damit sie ihren Sohn vor Gericht verteidigen kann. Allerdings bringt sie sich damit selbst in Schwierigkeiten.
In China sorgt eine 90-Jährige für Aufsehen: Sie bringt sich selbst Jura bei, um ihren wegen Erpressung angeklagten Sohn vor Gericht zu verteidigen. Wie Huashang News berichtet, steht der 57-jährige Lin seit dem 30. Juli in der Provinz Zhejiang im Osten Chinas vor Gericht, weil er seinen ehemaligen Chef, den schwerreichen lokalen Unternehmer Huang, um 117 Millionen Yuan (knapp 14 Millionen Euro) erpresst haben soll.
Huang soll seinen Angestellten mehrfach nicht rechtzeitig bezahlt haben, was zur Einstellung der Produktion in Lins Gasproduktionsfabrik sowie zu schweren Verlusten geführt haben soll. Von 2014 bis 2017 sollen Lin und sein Buchhalter Huang daraufhin gezwungen haben, insgesamt 117 Millionen Yuan zu zahlen, indem sie drohten, die Steuerbehörden über seine unregelmäßigen Praktiken zu informieren. Anfang 2023 zeigte Huang Lin dann wegen Erpressung bei der Polizei an.
Weil sie ihren Sohn vermisst
Weil sie ihn so vermisste, beschloss Lins Mutter He daraufhin, sich selbst die nötigen Kenntnisse anzueignen, um ihren Sohn vor Gericht zu verteidigen. Seitdem bringt sich die alte Dame Jura bei und fährt jeden Tag zum Gericht, um Akten über ähnliche Fälle zu studieren. Unterstützt wird He offenbar von einem Anwalt, der der 90-Jährigen bei der Verteidigung ihres Sohnes helfen soll.
Ihre Familie lehnt die Entscheidung aufgrund ihres hohen Alters ab. "Aber meine Großmutter ist stur und hört nicht auf den Rat anderer", zitiert "South China Morning Post" Hes Enkelin. Als Lin in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde, sah He ihn eine Weile an und versuchte, nicht zu weinen, berichtet die Enkelin weiter.
Offenbar war das zu viel für die Seniorin. Vor Gericht musste He schließlich medizinisch versorgt werden, weil sie sich nicht wohlfühlte. "Wir alle baten sie, ins Krankenhaus zu gehen, aber sie wollte das Gericht nicht verlassen", so die Enkelin. In China droht bei Erpressung meist eine Freiheitsstrafe von mehreren Jahren. Die Verhandlungen zum Fall von Lin dauern weiter an.
Quelle: ntv.de, akr