Impflücken beim Personal Acht Tote in Brandenburger Seniorenheim
30.10.2021, 13:13 Uhr
Die Debatte um Impfquoten ist oft sehr theoretisch. Wie sich eine geringe Impfquote unter Mitarbeitern eines Seniorenheims auswirkt, lässt sich gerade praktisch in Brandenburg beobachten. Obwohl die meisten Bewohner geimpft sind, breitet sich das Virus schnell aus und kostet bisher acht Senioren das Leben.
Nach einem Corona-Ausbruch in einer Senioren-Residenz in Brandenburg sind acht Bewohner gestorben. Insgesamt seien in der Einrichtung in Schorfheide am Werbellinsee 42 Bewohner und 15 Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt, bestätigte das Gesundheitsamt des Landkreises Barnim dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Wie es den Erkrankten geht, ist nicht bekannt.
Dem Bericht zufolge war das Heim am vergangenen Donnerstag kontrolliert worden, um zu prüfen, ob die Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Dabei wurden keine Verstöße festgestellt. Jedoch habe der Leiter der Einrichtung das Heim nach einem positiven Testergebnis nochmals betreten, zitiert der Sender Barnims Amtsärztin Heike Zander. Gegen ihn läuft nun ein Bußgeldverfahren.
Dieser Verstoß gegen die Quarantäneauflagen habe den Ausbruch allerdings nicht ausgelöst, zu diesem Zeitpunkt seien schon mehrere Bewohner und Mitarbeiter infiziert gewesen, so die Einschätzung. Wie genau das Virus in die Einrichtung kam, ist bisher nicht bekannt.
"Erhöhtes Risiko" durch Impflücken
Amtsärztin Zander ist trotzdem besorgt. "Es ist eine sehr ungünstige Situation in diesem Heim, weil zwar die Bewohner recht gut geimpft sind, aber die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben eine relativ geringe Impfquote." In dieser Einrichtung betrage sie "lediglich ungefähr 50 Prozent". Das berge ein erhöhtes Risiko, sagte Zander, "und das hat sich jetzt auch gezeigt." Zander zeigte sich "unglücklich" darüber, dass Impfungen in Pflegeeinrichtungen weiterhin freiwillig seien. "Das hat für mich auch was mit einer Berufseinstellung zu tun."
Die Sprecherin des Heimträgers Alloheim verwies im RBB ebenfalls auf die fehlende Impfpflicht. Es wurde wohl regelmäßig über Impfangebote informiert, aber letztendlich bleibe es eine freiwillige Entscheidung, so die Sprecherin. Um die angespannte Personalsituation zu entspannen und erkrankte Mitarbeitende zu ersetzen, seien Aushilfskräfte angestellt worden.
Auf der Webseite des Heims wird unter anderem damit geworben, dass es regelmäßige Schnelltests für Bewohner, Mitarbeiter und Besucher gibt. "Regelmäßig werden Corona-Schutz-Impfungen auch für einziehende Bewohner oder neue Mitarbeiter organisiert und durchgeführt", heißt es außerdem. Inzwischen habe man auch schon mit Drittimpfungen begonnen.
Quelle: ntv.de, sba/dpa