Panorama

Aus Montenegro eingeflogen Angeschossener Mafioso wird ausgewiesen

Die Polizei bewachte die Klinik in Hannover - das trieb die Kosten für die Behandlung weiter in die Höhe.

Die Polizei bewachte die Klinik in Hannover - das trieb die Kosten für die Behandlung weiter in die Höhe.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein Krankenhaus in Hannover nimmt einen Mafioso aus Montenegro auf - Polizisten bewachen daraufhin den schwer von Schüssen verletzten Mann. Ein Aufschrei folgt, nun zieht die Leitung des Hauses Konsequenzen.

Im Streit um die Behandlung eines mutmaßlichen Clan-Mitglieds an der Medizinischen Hochschule Hannover hat die Stadt beschlossen, den Mann ausweisen zu lassen. Der Schwerverletzte aus Montenegro sei verpflichtet, Deutschland sofort zu verlassen, teilte das niedersächsische Innenministerium mit.

Am 7. Februar war das mutmaßliche Mafia-Mitglied aus Montenegro eingeflogen, um seine Ende Januar erlittenen Schussverletzungen in der Uni-Klinik Hannover behandeln zu lassen. Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten postierten sich daraufhin am Haupteingang des Krankenhauses, weitere Beamte standen mit schusssicheren Westen an Aufzügen oder in der Notaufnahme.

Boris Pistorius, Niedersachsens Minister für Inneres.

Boris Pistorius, Niedersachsens Minister für Inneres.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Der Direktor der Unfallchirurgie hatte nach eigener Aussage erst bei der Ankunft des Mannes erfahren, dass dieser während des Klinikaufenthalts in seiner Heimat von der Polizei bewacht worden war und schaltete die Polizei Hannover ein. Nach Darstellung des Mediziners schützten zunächst zwei Beamte den Patienten, was weder selten noch ungewöhnlich sei. Erst als das Spezialeinsatzkommando hinzugezogen wurde, informierte der behandelnde Arzt die Klinikleitung und diese wiederum das Wissenschaftsministerium als Aufsichtsbehörde.

Blutige Fehde in Montenegro

In Montenegro liefern sich zwei Mafia-Clans seit mehreren Jahren eine blutige Fehde, bei der es sich um Drogengeschäfte dreht. Die Täter hatten laut Medienberichten in Montenegro mehr als 20 Mal auf den Geländewagen von Igor K. gefeuert, sieben Kugeln verletzten den 35-Jährigen lebensgefährlich.

Wegen der Behandlung geriet die Klinik in die Kritik. Bei einer Anfrage zur Behandlung derartiger Verletzungen hätte der MHH-Unfallchirurg nachfragen müssen, sagt Jens Jusczak, der an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg seit Jahren zum Thema Medizintourismus forscht. "Einen solchen Patienten hätte man ablehnen können und sollen." Angesichts des hohen Aufwands für die Sicherheit sowie der Imagenachteile werde der Patient zum Bumerang für die deutsche Klinik.

Der Fall beschäftigte auch die Landespolitik. "Wir haben ihn nicht hergeholt, wir haben ihm keinen roten Teppich ausgerollt", betont Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius. Der Polizeieinsatz sei mit dem Bundeskriminalamt abgestimmt und diene vor allem dem Schutz Unbeteiligter wie Mitarbeiter, Patienten und Besucher. "Er ist weder Gefährder noch ist er in Deutschland Straftäter oder gesucht", sagt der SPD-Politiker.

Selbst vom Verdacht der Geldwäsche war die Rede. Nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" kostet die Behandlung etwa 90.000 Euro. Die Summe sei nach einem Kostenvoranschlag auf ein spezielles Konto der MHH für ausländische Patienten überwiesen worden.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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