"Statistik der Schande" Bahnmitarbeiter öfter angegriffen - EVG fordert mehr Polizeischutz
03.06.2025, 05:19 Uhr Artikel anhören
"Die Bundespolizei muss ihrer Aufgabe nachkommen und Präsenz in den Zügen des Fernverkehrs zeigen", sagt der EVG-Vorsitzende Martin Burkert.
(Foto: dpa)
Bahnmitarbeiter werden immer häufiger bedroht und sogar angegangen, das Sicherheitsempfinden der Mitarbeiter sinkt. Die Bahngewerkschaft wünscht sich deshalb mehr Bundespolizisten in Zügen.
Angesichts deutlich steigender Übergriffe auf Bahnmitarbeiter fordert die Bahngewerkschaft EVG mehr Schutz des Personals durch Bundespolizisten in Zügen. Der Anstieg der Übergriffe sei eine "Statistik der Schande", sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Bundespolizei muss ihrer Aufgabe nachkommen und Präsenz in den Zügen des Fernverkehrs zeigen", sagte er.
Auch die Strafverfolgung bei Angriffen auf Bahnbeschäftigte müsse zügiger vonstattengehen, etwa durch Sonderdezernate bei den Staatsanwaltschaften. Erneut machte sich die EVG zudem für eine Besetzung mit zwei Zugbegleitern im Nahverkehr stark. "Dazu müssen die Bundesländer mehr finanzielle Mittel bereitstellen", forderte Burkert.
Am Wochenende waren nach einer Anfrage der Linken im Bundestag an das Bundesinnenministerium neue Zahlen bekannt geworden: Gegen Mitarbeitende der Deutschen Bahn stiegen demnach Delikte wie Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung und Bedrohung von 2799 im Jahr 2022 auf 3151 im Jahr 2024. Von Januar bis April dieses Jahres wurden 1244 entsprechende Taten gezählt. Würde sich die Entwicklung so fortsetzen, wären es bis Jahresende 3732 Angriffe. Datengrundlage ist der Antwort zufolge jeweils die polizeiliche Eingangsstatistik der Bundespolizei.
Der Linken-Abgeordnete Dietmar Bartsch, der die Anfrage gestellt hatte, sagte dem RND, es deute sich in den ersten Monaten dieses Jahres ein weiterer trauriger Rekord an. "Leider begreifen immer mehr Menschen Bahnmitarbeiter und Polizisten als Prügelknaben der Nation. Diese Enthemmung ist inakzeptabel und stellt den Zuständen in unserem Land ein mieses Zeugnis aus." Bundesinnenminister Alexander Dobrindt solle vor der Sommerpause einen Plan vorlegen, wie er die Zahl der Straftaten reduzieren wolle.
Die EVG hatte 2024 eine Umfrage zum Sicherheitsempfinden der Bahnmitarbeiter gestartet. Demnach fühlte sich gut ein Drittel des Personals während der Arbeit unsicher. Bei zwei Dritteln hatte sich das Sicherheitsempfinden in den fünf Jahren zuvor teils deutlich verschlechtert. Acht von zehn Befragten hatten bereits einmal einen verbalen oder körperlichen Angriff erlebt, zwei Drittel innerhalb der vorausgehenden zwölf Monate.
Quelle: ntv.de, toh/AFP