Panorama

Jeden Tag ein neues Tier Banksy setzt mysteriöse Reihe in London fort

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Nashorn Banksy London.jpg

Steinbock, Elefanten, Affen, ein Wolf, Pelikane, eine Katze, ein Schwarm Piranhas und jetzt ein Nashorn an einer Wand, das auf ein Auto zu klettern scheint. Wieder taucht ein Werk des geheimnisumwitterten Künstlers Banksy in den Straßen Londons auf.

Es wirkt, als drücke das Tier das Heck des Autos mit seiner Kraft herunter: In London ist den achten Tag in Folge ein tierisches Kunstwerk von Banksy aufgetaucht. Der mysteriöse Street-Art-Künstler veröffentlichte ein Foto von dem Rhinozeros auf seinem Instagram-Account. Auf diesem Weg bekennt sich der Brite zu seinen Aktionen. So viele Werke in kurzer Zeit zu veröffentlichen, ist neu für den geheimnisumwitterten Künstler.

Das Nashorn ist im typischen Banksy-Stil an eine Wand im Stadtteil Greenwich im Südosten der britischen Hauptstadt gesprayt. Es scheint ein liegen gebliebenes Auto besteigen zu wollen. Auf der Motorhaube des Wagens steht ein Verkehrskegel, sodass es ebenfalls ein wenig wie ein Nashorn wirkt. Bereits seit einer Woche überrascht Banksy jeden Tag mit einem neuen tierischen Kunstwerk. Einen Titel oder eine Erklärung zu diesem "Zoo" lieferte er bisher nicht.

Zunächst erschien in Kew in Südwestlondon ein Steinbock, tags darauf waren es im Westlondoner Stadtteil Chelsea zwei Elefanten. Seitdem folgten drei Affen, ein Wolf, Pelikane, eine Katze und zuletzt ein Schwarm Piranhas - auf den Scheiben eines Glashäuschens der Polizei.

Banksys Piranhas auf einem Polizeikasten in der Londoner City.

Banksys Piranhas auf einem Polizeikasten in der Londoner City.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Der Polizeikasten musste danach mit Barrieren gesichert werden. Vertreter der Stadt London haben erklärt, dass sie planen, den Kasten in Kürze an einen anderen Ort zu bringen. Denn zwei der Werke sind bereits wieder verschwunden: Die sich genüsslich streckende Katze, die Banksy auf eine verfallene Werbetafel an einer Straße im Nordwesten Londons sprühte, wurde nach kurzer Zeit angeblich aus Sicherheitsgründen abgebaut. Der Eigentümer hat jedoch versprochen, die Katze einer Kunstgalerie zu schenken.

Die Katze wurde aus Sicherheitgründen abgebaut.

Die Katze wurde aus Sicherheitgründen abgebaut.

(Foto: -/Banksy/PA Wire/dpa)

Den auf einer Satellitenschüssel aufgesprühten heulenden Wolf im Südostlondoner Stadtteil Peckham montierten mehrere maskierte Männer ab. Und das schon innerhalb einer Stunde nach der Bestätigung Banksys. Hier scheint es sich um einen Diebstahl zu handeln. Die Londoner Polizei bestätigte, dass eine Anzeige wegen Diebstahls eingegangen war. Ein Banksy-Sprecher sagte PA, der Künstler habe mit dem Diebstahl nichts zu tun und unterstütze diesen auch nicht.

Maskierte Männer montierten den Wolf auf einer Satellitenschüssel am hellichten Tag ab und rannten damit weg.

Maskierte Männer montierten den Wolf auf einer Satellitenschüssel am hellichten Tag ab und rannten damit weg.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Obwohl seine Kunstwerke bei Auktionen hohe Millionenbeiträge bringen, ist Banksys Identität noch immer geheim. Der Künstler stammt aus Bristol - mehr ist nicht bekannt. Immer wieder gibt es Spekulationen um seinen richtigen Namen. Bisher aber ohne Bestätigung.

Was will Banksy mit den Tier-Bildern ausdrücken?

Banksy-Fans spekulieren seit Tagen darüber, was der Künstler mit den Tier-Bildern aussagen will. Spielte er mit dem Steinbock etwa auf die rechtsextremen Ausschreitungen im Land an, mit einem Symbol für einen Sündenbock, wie ein Instagram-Nutzer meinte?

Sollen die drei Äffchen für den japanischen Spruch "nichts sehen, nichts hören, nichts sagen" stehen? Die Weisheit, die oft mit drei Affen dargestellt wird, von denen sich je einer die Augen, Ohren oder den Mund zuhält, wurde im Westen oft als Kritik an der Neigung von Menschen interpretiert, über Unrecht hinwegzusehen.

Doch Banksy lieferte keine Interpretation. Immerhin, nach Tagen des Rätselns konnte die britische Zeitung "Observer" ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Die Bilder hätten keine tiefere Bedeutung, berichtete das Blatt aus dem Umfeld des Künstlers. Er wolle den Menschen Freude bereiten in einer Zeit, in der negative Schlagzeilen dominierten.

Banksy hoffe, "dass die Werke die Menschen mit einem Moment unerwarteter Freude aufmuntern". Gleichzeitig gehe es darum, die Fähigkeit der Menschen zu kreativem Spiel anstatt zu Zerstörung und Negativität hervorzuheben, zitierte das Blatt einen Banksy-Vertreter.

Der Aufmerksamkeit nach, die Banksy für seinen "Zoo" erhielt, dürfte ihm das gelungen sein. Doch so ganz ohne kritische Untertöne ist sein Werk womöglich doch nicht: Die Fische auf dem Polizeihäuschen sehen mit ihren spitzen Zähnen verdächtig nach Piranhas aus. Für die britische Polizei, die in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Skandalen zu kämpfen hatte, wäre das keine schmeichelhafte Interpretation.

Quelle: ntv.de, gut/dpa

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