Notfall-Genehmigung entzogen Behörde bremst Trumps "Wundermittel" aus
15.06.2020, 19:53 Uhr
Chloroquin-Fan Donald Trump
(Foto: AP)
Eigentlich wird Hydroxychloroquin bei Malaria-Erkrankungen eingesetzt, in der Corona-Pandemie vermuten Mediziner in dem Medikament heilende Wirkung. Selbst der US-Präsident schwärmt und nimmt es prophylaktisch selbst. Nach der Eil-Zulassung erfolgt nun der Rückruf.
Die US-Pharmaaufsicht FDA zieht ihre Notfall-Genehmigung für den Einsatz des Malariamittels Hydroxychloroquin und des verwandten Medikaments Chloroquin zur Behandlung von Covid-19-Patienten zurück. Auf Basis neuer Studien könne man nicht länger davon ausgehen, dass das oral verabreichte Mittel bei der Lungenerkrankung wirke, teilt die FDA mit.
Zudem habe der Einsatz des Medikaments "ernsthafte" Nebenwirkungen, darunter Herzprobleme, weswegen die Ausnahmegenehmigung widerrufen werde, hieß es weiter. Die Zulassung des Medikaments für Malaria und zur Behandlung bestimmter Autoimmunkrankheiten ist davon nicht betroffen.
US-Präsident Donald Trump hatte intensiv für Hydroxychloroquin als wichtiges Mittel im Kampf gegen das Coronavirus geworben. Trump hatte das Medikament nach Angaben seines Arztes auch selbst als Coronavirus-Prophylaxe eingenommen - obwohl es keine schlüssigen Beweise für eine solche Wirksamkeit gibt.
Trotz fehlender Erkenntnisse zur Wirksamkeit hatten die USA zwei Millionen Dosen des Malariamittels nach Brasilien geliefert. Das Mittel solle "Brasiliens Pflegepersonal, Ärzten und Gesundheitsexperten prophylaktisch gegen das Virus helfen", teilte das Weiße Haus Anfang Juni mit.
Studie stiftet Verwirrung
Die Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei der Behandlung von Patienten mit der vom Coronavirus ausgelösten Atemwegserkrankung Covid-19 ist allerdings stark umstritten. Zuletzt war in einer in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten und später wieder zurückgezogenen Studie festgestellt worden, dass eine Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit Hydroxychloroquin möglicherweise die Sterblichkeitsrate erhöht.
Daraufhin hatten mehrere Länder die Behandlung von Covid-19-Erkrankten mit dem Malariamittel untersagt, die Weltgesundheitsorganisation setzte klinische Tests mit dem Mittel unter Verweis auf die Studie aus. Viele Forscher aus aller Welt zeigten sich allerdings besorgt über die Studie hinsichtlich Methodik und Datenerhebung.
Quelle: ntv.de, mba/dpa/AFP