"Der Krieg hat sich verändert" Bericht: Delta so ansteckend wie Windpocken
30.07.2021, 11:53 Uhr
Die Virenlast bei Delta ist in jedem Fall viel höher als bei früheren Varianten.
(Foto: imago images/ANE Edition)
Nach den Feierlichkeiten zum 4. Juli kommt es in einer Stadt in den USA zu einem Deltaausbruch. Die amerikanische Gesundheitsbehörde zieht aus den Daten besorgniserregende Schlüsse zur Ansteckungsgefahr. Der "New York Times" liegt ein interner Bericht vor, der auch auf die Virenlast von Geimpften eingeht.
Die Delta-Variante könnte einem Artikel der "New York Times" zufolge so ansteckend sein wie Windpocken. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen internen Bericht der US-Gesundheitsbehörde CDC. Demnach sei die Delta-Variante viel ansteckender als vorherige Varianten, durchbreche eher den Impf-Schutz und könne schwerere Krankheiten verursachen als jede andere bekannte Version des Virus. Sie soll dem Bericht zufolge übertragbarer sein als Viren, die MERS, SARS, Ebola, Erkältungen und die saisonale Grippe verursachen. Das Ansteckungsrisiko entspreche etwa dem der Windpocken. Diese gelten als hoch ansteckend.
"Fast jeder Kontakt zwischen einer ungeschützten Person und einem an Windpocken Erkrankten führt zu einer Ansteckung", erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf infektionsschutz.de. Wie ihr Name nahelege, können sie "über einen großen Abstand durch den Wind übertragen werden." Ob das Ansteckungsrisiko der Delta-Variante in diesem Aspekt mit dem von Windpocken zu vergleichen ist, könnten Veröffentlichungen des CDC zur Deltavariante zeigen, die für den Freitag erwartet werden.
Laut "New York Times", welcher die jüngsten Erkenntnisse des CDC schon vorliegen, betont die Behörde in ihren Dokumenten die Bedeutung des "universellen Maskentragens" angesichts des höheren Ansteckungsrisikos und der derzeitigen Übertragungszahlen. In ihren neuesten Richtlinien hatte die CDC noch keine generelle Empfehlung für das Maskentragen im Freien abgeben. Das Tragen von Masken in belebten Freiluft-Umgebungen in Risikogebieten, also derzeit in einem großen Teil der USA, befürwortet die Behörde aber ohnehin schon.
Der Artikel der "New York Times" legt zudem nahe, dass geimpfte Personen ähnlich ansteckend sein könnten wie ungeimpfte. CDC-Direktorin Rochelle P. Walensky, die Direktorin der Agentur, räumte gegenüber der Zeitung ein, dass geimpfte Personen mit einer symptomatischen Deltainfektion genauso viel Virus in Nase und Rachen tragen wie ungeimpfte Personen und diese ebenso leicht verbreiten können. Sie tun dies jedoch seltener, da Geimpfte weniger häufig symptomatische Verläufe entwickeln.
Weitere von der New Yorker Zeitung befragten Experten erklärten mit Blick auf die Daten der Gesundheitsbehörde, dass die Impfstoffe nichtsdestotrotz hochwirksam seien, um schwere Krankheiten, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei geimpften Personen zu verhindern.
Hohe Impfquote unter den Infizierten in Provincetown
Der neueste CDC-Bericht stützt sich auf Daten aus mehreren Studien, darunter eine Analyse eines kürzlichen Deltaausbruchs in der Stadt Provincetown im US-Bundesstaat Massachusetts, der nach den Feierlichkeiten zum 4. Juli in der Stadt begann. Bis zum gestrigen Donnerstag waren dort 882 Fälle registriert. Etwa 74 Prozent von ihnen waren örtlichen Gesundheitsbehörden zufolge geimpft.
Die New Yorker Spezialistin für Infektionskrankheiten Celine Gounder sagte gegenüber der "New York Times", dass die am Ausbruch von Provincetown beteiligten Personen sorgfältig Listen ihrer Kontakte und Expositionen erstellt hätten. "Dies ist eines der beeindruckendsten Beispiele für Citizen Science, die ich gesehen habe."
Ein Bundesbeamter konstatierte gegenüber der Zeitung, dass der Ton des Dokuments die Beunruhigung unter CDC-Wissenschaftlern über die Verbreitung von Delta im ganzen Land spiegele. So heißt es im internen CDC-Bericht dann auch, dass der unmittelbare nächste Schritt der Behörde darin bestehe, „zu erkennen, dass sich der Krieg verändert hat“.
Quelle: ntv.de, mpe