Hinweis auf Triebwerk-Probleme? Bericht: Notstromaggregat war bei Air-India-Absturz aktiv
18.06.2025, 11:38 Uhr Artikel anhören
Eine offizielle Absturzursache gibt es bisher nicht. Die Untersuchungen dazu könnten noch Monate oder Jahre dauern.
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Mindestens 270 Menschen kommen ums Leben, als ein Dreamliner von Air India kurz nach dem Start in ein Wohnhaus stürzt. Die Ursache dafür ist noch unklar. Die Ermittler legen den Fokus ihrer ersten Untersuchungen nun auf die Triebwerke. Möglicherweise funktionierten sie nicht ordnungsgemäß.
Das vorläufige Untersuchungsergebnis zum Absturz des Air-India-Flugs lenkt den Fokus auf die Triebwerke der Maschine. Demnach war das Notstromaggregat beim Absturz in Betrieb, wie mehrere mit der Untersuchung betraute Personen sagten. Das wirft Fragen auf, ob die Triebwerke der Boeing 787 während des Starts ordnungsgemäß funktionierten. Bei dem Absturz kamen alle Passagiere bis auf einen ums Leben. Insgesamt starben mindestens 270 Menschen bei dem Absturz, darunter auch einige am Boden in der westindischen Stadt Ahmedabad.
Das Notfallsystem ist als Stauluftturbine (RAT) bekannt. Dabei handelt es sich um einen kleinen Propeller, der von der Unterseite des Rumpfes der 787 Dreamliner herabgelassen wird und als Notstromaggregat dient. Normalerweise erzeugen die Triebwerke Strom für ein Flugzeug und helfen beim Betrieb der Flugsteuerungssysteme. Die vom RAT erzeugte Energie kann den Betrieb wichtiger Flugzeugkomponenten ermöglichen.
Das System kann während des Fluges automatisch aktiviert werden, wenn beide Triebwerke ausgefallen sind oder wenn der Druck in allen drei Hydrauliksystemen zu niedrig ist, wie aus dem Handbuch einer Boeing 787 hervorgeht, in das das "Wall Street Journal" Einblick hatte. Es kann auch ausgelöst werden, wenn die Cockpit-Instrumente ihren Strom verlieren oder Probleme mit den elektrischen Motorpumpen des Flugzeugs auftreten.
"Ausfall von zwei Triebwerken extrem selten"
Die Piloten können den RAT bei Bedarf manuell auslösen. Am häufigsten kommt das vor, wenn ein Pilot glaubt, dass beide Triebwerke ausgefallen sind, so Anthony Brickhouse, ein in den USA ansässiger Berater für Luft- und Raumfahrtsicherheit. Triebwerksausfälle können verschiedene Ursachen haben, darunter Vogelschlag oder Treibstoffprobleme.
"In der kommerziellen Luftfahrt ist ein Ausfall von zwei Triebwerken extrem selten", fügte er hinzu. "Unsere Triebwerke sind heute effizienter und zuverlässiger als je zuvor." Der Flugzeughersteller Boeing und der Triebwerkshersteller GE Aerospace lehnten eine Stellungnahme bisher ab.
Nach Angaben von Flightradar24 erreichte der Air-India-Flug bei klaren Bedingungen eine Höhe von rund 191 Metern, bevor er nach nur 50 Sekunden die Übermittlung von Standortdaten einstellte. Die Versuche, das Cockpit nach dem Notruf zu kontaktieren, blieben erfolglos.
Ministerium verweist auf laufende Untersuchungen
Ein Schwerpunkt der Untersuchung der Absturzursache war die Frage, ob das Flugzeug einen Verlust oder eine Verringerung des Schubs erlitt, wie das Journal zuvor berichtet hatte. Trotz der ersten Erkenntnisse der Ermittler über das RAT wiesen die mit dem Absturz vertrauten Personen darauf hin, dass die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Die Ermittler können noch nicht mit Sicherheit sagen, ob Triebwerks-, Hydraulik- oder andere Probleme das Notfallsystem ausgelöst haben. Die Funde aus dem Wrack deuten darauf hin, dass die Klappen und andere Flugsteuerungsflächen des Flugzeugs für den Start konfiguriert waren, so einige der Informanten.
Das indische Ministerium für Zivilluftfahrt teilte mit, dass der Unfall noch untersucht werde und zu gegebener Zeit weitere Informationen zur Verfügung gestellt werden. Untersuchungen von Flugunfällen können ein Jahr oder länger dauern und deuten oft auf eine Reihe von Faktoren hin, die zu einem Absturz beigetragen haben, wie etwa mögliche Wartungsfehler, Fehler der Besatzung oder Konstruktionsmängel.
Der Air-India-Absturz ist der erste tödliche Zwischenfall eines 787 Dreamliners, der 2011 in Dienst gestellt wurde. Wie andere moderne Flugzeuge ist er mit fortschrittlichen Sicherheitssystemen ausgestattet, die den Piloten in Notfällen helfen können.
Quelle: ntv.de, spl/DJ