Panorama

Sorgerechtsstreit eskaliert Bewaffneter verschanzt sich mit Tochter am Hamburger Flughafen

Der Geiselnehmer parkt seinen Wagen unter einer Maschine der Turkish Airlines.

Der Geiselnehmer parkt seinen Wagen unter einer Maschine der Turkish Airlines.

(Foto: dpa)

Alarm am Hamburger Flughafen: Am Abend rast ein Bewaffneter auf das Gelände des Airports, legt Feuer und schießt um sich. Starke Kräfte der Polizei rücken an. Im Auto des Mannes befindet sich ein kleines Mädchen. Hintergrund der Tat ist offenbar ein Sorgerechtsstreit.

Der Hamburger Flughafen ist nach dem Eindringen eines Fahrzeugs auf das Gelände weiträumig abgesperrt und geräumt worden. Ein bewaffneter Geiselnehmer habe mit seinem Fahrzeug gegen 20 Uhr ein Tor durchbrochen und sei auf das Vorfeld des Airports gefahren, teilte die Bundespolizei mit. Der Mann habe eine Waffe und damit bereits zwei Mal in die Luft geschossen. Er habe seine vierjährige Tochter mit an Bord. Zunächst war die Rede von zwei Kindern. Die Ehefrau des Mannes hatte sich zuvor wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet.

Verhandlungsführer stehen in Kontakt mit dem vermutlich 35-Jährigen. Verhandelt wird auf Türkisch. Der Mann ist den Ermittlern "zugewandt", sagte eine Sprecherin. "Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv." Berichten zufolge fordert der Mann einen Flug in die Türkei, um mit seiner Tochter auszureisen. Starke Kräfte der Landes- und der Bundespolizei sind vor Ort, darunter ein Spezialeinsatzkommando, Polizeipsychologen und die Beweis- und Festnahmeeinheit der Bundespolizei.

Der Wagen des Geiselnehmers steht im Bereich des Geschäftsflieger-Terminals direkt unter einer Linienmaschine von Turkish Airlines. Das Flugzeug ist mittlerweile geräumt. Nach Informationen von ntv.de legte der Mann auch mehrere Feuer und führte Molotow-Cocktails mit sich. Er habe zwei brennende Flaschen aus dem Auto geworfen, sagte Thomas Gerbert, Sprecher der Bundespolizei. Es sei kein Schaden entstanden, die Flughafenfeuerwehr habe die Flaschen löschen können.

Hintergrund der Geiselnahme ist wahrscheinlich ein Sorgerechtsstreit. Nach den bisherigen Erkenntnissen hielt sich das Kind, das der Mann bei sich hat, zuvor bei der Mutter in Stade auf. Man gehe davon aus, dass der Mann das Kind unter Gewalteinwirkung ins Auto gesetzt habe, bevor er nach Hamburg und dort auf das Rollfeld des Flughafens fuhr, sagte eine Sprecherin.

Flugverkehr eingestellt

Auf der Homepage des Flughafens hieß es am Abend: "Aufgrund einer bundespolizeilichen Maßnahme sind zurzeit keine Starts und Landungen möglich." Es seien auch mehrere Maschinen geräumt worden, sagte eine Flughafensprecherin. Die Passagiere aus den evakuierten Maschinen wurden in ein nahe gelegenes Hotel gebracht. Insgesamt 3200 Passagiere seien betroffen.

Die Airport-Sprecherin sagte, von der offiziellen Sperre des Flughafens um 20.24 Uhr bis Betriebsschluss um 23.00 Uhr wären normalerweise sechs Starts und 21 Landungen erwartet worden. Die erwarteten Flüge kämen unter anderem aus Hurghada, Agadir, Malaga oder Lissabon, hieß es. Alle betroffenen Passagiere sollten sich direkt an die Fluggesellschaft wenden. Am frühen Sonntagmorgen teilte der Flughafen mit, der Betrieb sei auf unbestimmte Zeit eingestellt. Die Polizei bittet, dass Fluggäste vorerst nicht zum Flughafen anreisen.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa

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