Gewaltvorwurf in sechs Fällen Beweismittel gegen 17 Frankfurter Polizisten werden ausgewertet
13.10.2025, 12:11 Uhr Artikel anhören
Neben 21 Wohnungen wurden auch 4 Dienststellen des ersten Reviers in Frankfurt am Main durchsucht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Frankfurter Polizisten sollen bei Festnahmen unnötig Gewalt angewendet und diese mit Anzeigen wegen Widerstand gerechtfertigt haben. Ein Opfer soll von Beamten die Treppe hinuntergeschubst worden sein. Die Ermittlungen werden eine Weile dauern, da sich die vorgeworfenen Fälle über Monate erstrecken.
Nach der Razzia gegen Polizisten des 1. Reviers in Frankfurt am Main läuft die Auswertung der bei den Durchsuchungen sichergestellten Beweismittel. Die dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen, wie Oberstaatsanwalt Dominik Mies sagte. Er verwies darauf, dass private und dienstliche Datenträger von 17 Beamtinnen und Beamten angeschaut werden müssten und sich der Tatzeitraum über mehrere Monate von Februar bis April dieses Jahres erstrecke.
Bei den Ermittlungen gegen fünf Beamtinnen und zwölf Beamte im Alter zwischen 24 und 56 Jahren geht es um den Verdacht der Körperverletzung, der Strafvereitelung im Amt sowie der Verfolgung Unschuldiger. Die Beamten sollen bei Festnahmen selbst Gewalt angewandt oder weggeschaut haben. Außerdem sollen sie Anzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte zu Unrecht geschrieben haben, um ihre Gewalt zu rechtfertigen.
Die Staatsanwaltschaft spricht von sechs Opfern, ein Mann soll eine Treppe heruntergestoßen worden sein. Ein extremistisches oder rassistisches Motiv sieht die Staatsanwaltschaft bei den Polizisten bislang nicht.
Revierleitung wird ausgewechselt
Gegen alle beschuldigten Beamten wurden bereits Disziplinarverfahren eingeleitet. "Es ist zudem beabsichtigt, in sechs Fällen aufgrund besonders gravierender Vorwurfslagen unverzüglich das Verbot des Führens der Dienstgeschäfte auszusprechen", teilte der hessische Innenminister Roman Poseck mit.
"Nach derzeitigem Stand konzentrieren sich die Vorwürfe auf eine Dienstgruppe des 1. Polizeireviers. Diese wird künftig personell komplett neu aufgestellt sein. Zusätzlich wird die Spitze des 1. Polizeireviers ausgewechselt." Auch wenn es derzeit keine Anhaltspunkte für Vorwürfe gegen die Revierleitung gebe, sei dies nötig, um die Handlungsfähigkeit des Reviers zu sichern.
Bei den Durchsuchungen von 21 Wohnungen und 4 Dienststellen waren rund 150 Beamtinnen und Beamte des hessischen Landeskriminalamtes sowie Beamte der Staatsanwaltschaft beteiligt.
Quelle: ntv.de, gri/rts