Panorama

Jeder Zehnte hat Suizidgedanken Corona macht viele Franzosen depressiv

Seit Montag gibt's den Cafébesuch in Frankreich nur noch für Menschen mit Gesundheitspass.

Seit Montag gibt's den Cafébesuch in Frankreich nur noch für Menschen mit Gesundheitspass.

(Foto: picture alliance / abaca)

Die Pandemie setzt den Franzosen vor allem seelisch arg zu. Jeder fünfte Bürger leidet unter Angstzuständen, fast zwei Drittel schlafen schlecht, und 13 Prozent zeigen Anzeichen von Depression. Ob die Lage besser wird, könne erst nach der Urlaubssaison bewertet werden, berichten die Behörden.

Während sich die Corona-Lage in Frankreich weiter stabilisiert, macht die Pandemie der Bevölkerung psychisch enorm zu schaffen. Bei einer Umfrage zeigten 13 Prozent der Menschen Anzeichen einer Depression, 19 Prozent litten unter Angstzuständen und 59 Prozent unter Schlafstörungen, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten. 9 Prozent der in der zweiten Julihälfte Befragten gaben an, im laufenden Jahr bereits Suizidgedanken gehabt zu haben.

Im Vergleich zur vorangegangenen Befragung im April sank der Anteil der Menschen mit Schlafstörungen und Depressionen zwar, doch die Behörden wollten nicht ausschließen, dass dieser Rückgang auf die Urlaubssaison zurückzuführen sei. Grundsätzlich zufrieden mit ihrer Lebensqualität zeigten sich 80 Prozent der befragten Franzosen, 4 Prozentpunkte weniger als vor der Pandemie.

Der Anstieg der Neuinfektionen sowie der Zahl der Corona-Patienten schwächte sich in Frankreich ab, mit Ausnahme weiterhin der von der Pandemie sehr schwer getroffenen Überseegebiete. In Guadeloupe und Martinique seien die Kliniken überlastet und Todesfälle häuften sich, berichteten die Behörden.

Unterdessen haben 69,5 Prozent der Menschen in Frankreich mindestens eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten, 59,3 Prozent sind bereits vollständig geimpft. Auch beim Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen, dem eine Impfpflicht bevorsteht, stieg die Impfquote weiter an.

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

An diesem Wochenende werden in Frankreich zum inzwischen sechsten Mal in Folge Demonstrationen gegen die verschärften Corona-Regeln erwartet. Am vergangenen Samstag kamen landesweit rund 215.000 Menschen zu den Protesten, etwas weniger als in der Vorwoche. Neben der Impfpflicht geht es um den sogenannten Gesundheitspass mit dem Nachweis der Impfung oder Genesung oder eines negativen Tests. Dieser wird seit zwei Wochen unter anderem zum Besuch von Cafés und Restaurants, vor dem Betreten großer Einkaufszentren sowie bei Reisen per Fernzug oder Flugzeug verlangt. Anders als in Deutschland war die Lockerung von Beschränkungen in Frankreich in den letzten Monaten nicht an eine Testpflicht gekoppelt.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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