Milde Tage, frostige NächteDer Herbst meint es noch mal gut
Im Lockdown sind Ausflüge in die Natur angesagt. Das Wetter machts zumindest am Wochenende auch möglich: Auch wenn es nicht überall strahlend schöne Spätherbsttage werden dürften, gibt es kaum Regen, Wind oder Sturm.
Im Lockdown sind Ausflüge in die Natur angesagt. Das Wetter macht's zumindest am Wochenende auch möglich: Auch wenn es keine strahlend schönen Spätherbsttage werden dürften, gibt es kaum Regen, Wind oder Sturm.
ntv.de: In diesen Tagen dürften alle Betätigungen im Freien wie Radeln oder Wandern hoch im Kurs stehen. Wie sind die Chancen, die Outdoor-Aktivitäten bei gutem Wetter auszuüben?
Björn Alexander: Wettertechnisch steht dem definitiv nichts im Wege. Zwar wird es am Wochenende nicht durchweg für alle strahlend schön. Aber das ruhige Herbstwetter kommt auf jeden Fall mehrheitlich ohne Regen und ohne Wind oder gar Sturm daher. Und auch die Temperaturen sind mit Sonne sehr mild. Und dennoch wird es zum Teil auch schon mal eher spätherbstliche Aspekte bei unserem Wetter geben.
Die da wären?
Nachts erwartet uns verbreitet leichter Frost oder Bodenfrost und stellenweise müssen wir mit Reifglätte rechnen. Insbesondere auf Nebenstraßen oder im Bereich von Bahnübergängen und Lichtungen. Dafür können die Frühaufsteher eine reifbedeckte und somit fast schon winterliche weiße Landschaft genießen. Gerade im Zusammenhang mit dem abnehmenden Mond, der in der Frühe noch am Himmel thront und der aufgehenden Sonne definitiv ein großartiges Foto-Motiv.
Es wird nicht für alle schön. Was heißt das?
Dass sich zum einen nachts gerne mal Dunst oder Nebelfelder ausbreiten. Die können natürlich die Sichtweiten ziemlich einschränken. Zum anderen hat die Sonne jetzt im November nicht mehr so viel Kraft. Und damit kann es mitunter länger dauern, bis sich Nebel oder Hochnebel auflösen. Mancherorts kann es leider auch ganztägig trüb bleiben.
Wo?
Am Samstag nur ganz vereinzelt in den typischen Nebellöchern im Süden und im Südwesten. Am Sonntag wird die Neigung zu zähem Nebel dann generell von den Mittelgebirgen südwärts größer. Alles in allem wird der Samstag also der sonnigere Tag. Zumal sich am Sonntag tendenziell auch mal ein paar richtige Wolken dazugesellen können. Das gilt insbesondere im Westen, wo ganz gelegentlich auch etwas Regen oder Nieselregen fallen kann.
Welche Temperaturen erwarten uns am Wochenende?
Am Samstag werden es im zähen Dunst oder Nebel im Süden sowie auf den Bergen im Osten zwischen 7 und 10 Grad. Ansonsten bringen es die Temperaturen auf 11 Grad im Norden und bis zu 17 Grad im Westen und am strahlend schönen Alpenrand.
Und am Sonntag?
Ist die Spanne ähnlich: 7 Grad im Donaunebel und bis maximal 17 Grad am Rhein. Spannend ist beim goldenen Herbst übrigens noch ein weiterer Aspekt, der die Sonnenbilanz im Westen unseres Landes betrifft.
Wie sieht der aus?
Wenn die berechneten Sonnenstunden im Westen bis einschließlich Sonntag so kommen, wie es jetzt aussieht, dann sind es insgesamt im November 2020 schon um die 40 Stunden. Und damit wären es dann in den ersten acht Tagen im November ähnlich viele Sonnenstunden wie im Oktober 2020. Das ist zwar keine meteorologische Sensation, aber extrem selten. Zumindest ist das in diesem Corona-Herbst mal ein kleiner Lichtblick, der es zulässt, dass wir unsere Zeit auch mal länger draußen verbringen konnten und können.
Goldener Herbst oder November-Blues: Mit welchem Wetter geht es in der nächsten Woche weiter?
Das strahlend schöne Wetter geht leider zu Ende. Denn von Osten her strömt am Rande von Hoch "Ramesh" feuchtere und kühlere Luft zu uns. Damit werden Nebel- und Hochnebelfelder zahlreicher. Außerdem geht es eben auch mit den Temperaturen runter. Zuerst im Osten bei maximal noch 5 bis 10 Grad.
Und im Westen?
Da hat die Wärme noch Schonfrist. Zu Wochenbeginn sind dementsprechend noch 13 bis 17 oder 18 Grad drin. Zur Wochenmitte geht es dann auch im Westen auf Höchstwerte von 8 bis 12 Grad zurück.
Womöglich ein Trend zum ersten Wintereinbruch?
Vorerst einmal nicht. Wobei natürlich manche längerfristigen Wettermodelle auch schon mal den Winter im Programm hatten. Das ist aber bei der Bandbreite von verschiedenen Computerberechnungen ganz normal. Unabhängig davon bewegen sich die Temperaturen Mitte nächster Woche wieder mehr in Richtung Normalität. Gemessen am langjährigen Mittel bewegen wir uns mit den Temperaturen bislang nämlich gerne mal vier bis knapp sieben Grad überm Monatsmittel.
Ist der November 2020 damit ebenfalls auf dem Weg, ein Rekord-Monat zu werden, wie es der Oktober 2020 in Europa laut dem europäischen Klimadienst Copernicus ja auch schon gewesen ist?
Für solche Vermutungen ist es jetzt noch zu früh. Nimmt man aber beispielsweise die experimentellen Langfristprognosen des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA als Grundlage, dann wird der November demnach am Ende in Deutschland rund 0,5 bis 1 Grad zu warm ausfallen. Das ist für Deutschland schon mal nicht besonders auffällig.
Und in Europa?
Sieht es anders aus. Die Prognosen für Nordeuropa und Skandinavien sind in den Prognosen mit zwei bis drei Grad positiver Abweichung viel zu warm. Noch extremer ist die berechnete Abweichung in Richtung Grönland und Nordpolar-Meer mit bis zu vier Grad oder mehr. Im Zusammenhang mit der geringen Eis-Ausbreitung in den nördlichen Breiten erneut ein alarmierendes Signal in Sachen Klimawandel.
Gibt es direkte Folgen für unseren Winter 2020/2021?
Da das seit Beginn der Beobachtungen noch nie vorgekommen ist, sind die Erfahrungswerte dazu nicht vorhanden. Es könnte am Ende aber zu einem gestörten Polarwirbel kommen.
Was bedeutet ein gestörter Polarwirbel?
Eine solche Situation geht bei uns vor allem im Hochwinter - also Januar und Februar - bis in den März hinein tendenziell mit eher winterlichen Temperaturen einher. Auf der anderen Seite zeigen aber die Langfrist-Modelle momentan kaum Anzeichen für einen bitterkalten Winter.
