Heftige Böen am Wochenende Der Oktober endet mild und stürmisch
26.10.2023, 15:43 Uhr Artikel anhören
Einen goldenen Herbst bringt der Oktober in den meisten Regionen nicht mit sich: Es ist zuletzt zwar recht warm, doch im Vergleich auch sehr feucht. Auch am letzten Oktoberwochenende ist wetterfeste Kleidung angesagt.
ntv.de: Golden oder nass - wie will der Oktober in diesem Jahr zu Ende gehen?
Björn Alexander: Derzeit bleiben die Vorzeichen im unbeständigen und windigen bis stürmischen Bereich. Zwar kann sich die Sonne zwischendrin auch zeigen. Grundsätzlich liegen wir allerdings im Einfluss der wettersteuernden Strömung, dem sogenannten Jetstream. Und mit ihm geht der Tiefdruck-Reigen bis über den Monatswechsel hinaus weiter. Hinweise auf ein stabiles Hoch gibt es frühestens nach dem ersten November-Wochenende.
Wie stürmisch wird es denn - drohen erneut ähnliche Extreme wie bei der Sturmflut an der Ostsee?
Eine derartig markante und heftige Wetterlage steht vorerst glücklicherweise nicht an. Erst einmal sprechen wir meistens "nur" über ein paar Sturmböen. Grundsätzlich bleibt uns das wilde Wettermuster aber im November erhalten. Und spätestens dann haben die Wettermodelle auch wieder intensive Entwicklungen in den Berechnungen, mit Sturm- bis zu Orkangefahr und teilweise auch rekordverdächtig starken Tiefs. Derzeit sind es zwar nicht mehr als einzelne Berechnungen - sie zeigen uns aber das enorme Potenzial.
Woher kommt diese große Gefahr?
Maßgeblich sind hier zwei Dinge zu nennen. Einerseits die enormen Temperaturunterschiede über Europa. Über Skandinavien haben sich nämlich schon Schnee und Frost eingefunden. Zuletzt gebietsweise mit zweistelligen Minusgraden in den Nächten und Dauerfrost am Tage. Dem gegenüber stehen sommerliche Werte bis an die 30 Grad am Mittelmeer. Andererseits sind die Wassermassen und insbesondere der Nordatlantik deutlich zu warm. Zum Teil liegen die Werte 3 bis 5 Grad über dem Durchschnitt.
Was bedeutet letzteres konkret?
Dass deutlich mehr Energie für intensivere und extreme Wetterereignisse vorhanden ist. Sprich: Unwetter - und das sind im Herbst eben vor allem Stürme - haben per se mehr Potenzial. Insofern sind die aktuellen Berechnungen der Wettercomputer im Rekordbereich auch leider sehr plausibel.
Da gleichzeitig auch das Monatsende naht: Was sagt die Wetterstatistik über den Oktober 2023?
Er wird deutlich zu warm ausfallen. Verglichen mit den letzten drei Jahrzehnten liegt der Oktober momentan bei einem Temperaturüberschuss von etwas über 2 Grad. Verglichen mit dem älteren Klimazeitraum von 1961 bis 1990 sind es sogar mehr als 3 Grad Überschuss. Damit wird der Oktober 2023 in den Temperatur-Top 10 landen, eventuell sogar in der oberen Hälfte der Top 10.
Wie sieht es beim Regen aus?
Da bis zum Monatsende noch etliche Liter hinzukommen, wäre eine Abschlussbilanz verfrüht. Immerhin spekulieren die verschiedenen Wettermodelle gerne auf weitere 20 bis knapp 50 Liter pro Quadratmeter, zum Teil auch deutlich mehr. Damit wird der Oktober im Deutschlandmittel viel zu nass. Aktuell sind wir nämlich mit 70 Litern pro Quadratmeter schon bei über 120 Prozent des langjährigen Mittelwerts angelangt. Wichtig in diesem Zusammenhang: Regional erlebte Deutschland aufgrund der vorherrschenden Wetterlagen aber krasse Unterschiede.
Wo war es am nassesten, wo am trockensten?
Die Nordlichter haben zum Teil schon über 200 Liter Regen je Quadratmeter abbekommen. Lockere 100 Liter sind es in Teilen von NRW, selbst der ansonsten oft trockene Osten erntete mitunter über 80 Liter pro Quadratmeter und mehr. Ganz anders stellt sich die Lage indes im Süden dar. Hier reihen sich die trockensten Orte im Oktober aneinander. Schlusslicht ist die Wetterstation Palling-Lampertsham in Bayern mit nur mageren 3,8 Liter je Quadratmeter.
Was bedeutet das für den Wasserhaushalt unserer Böden?
Schaut man auf die Verteilung der Bodenfeuchte beziehungsweise auf den Wasserhaushalt, dann stellt sich die Situation im Westen und Norden unseres Landes super entspannt dar. Die Oberböden sind prall gefüllt und auch die tieferen Bodenschichten von ein bis zwei Metern sehen ähnlich aus.
Und im Süden und Osten?
Dort zeigt sich ein ganz anderes Bild, vor allem in den tieferen Bodenschichten, wo es extreme Defizite gibt. Allerdings ist ebenfalls augenfällig, dass der Osten im Oberboden noch besser dasteht als der Süden - was wiederum der besseren Regenbilanz im Oktober geschuldet ist.
Reichlich Regen, aber noch kein Schnee - wird sich das bald ändern?
Im Oktober nicht, im November vielleicht schon. Zumindest bezieht die turbulente Tiefdruck-Autobahn dann häufiger mal kühlere Luft aus Norden mit ein - das lässt die Schneewahrscheinlichkeiten im Bergland weiter ansteigen. Für nachhaltigere Gehversuche des Winters müssen wir allerdings auf die experimentelle Langfrist schielen. Da sehen wir, dass es im letzten Novemberdrittel auch mal bis in tiefere Lagen spannend werden könnte - wohlgemerkt könnte.
Von der weiten Ferne zurück zum kommenden Wochenende: Wie sind die Details fürs Deutschlandwetter?
Der Samstag verläuft im Süden überwiegend freundlich und trocken. Ansonsten ist es vor allem anfangs noch trüb und gebietsweise nass, bevor es auch in der Mitte besser wird. Die Temperaturen erreichen milde 10 bis 17 Grad und zeigen sich weiterhin begleitet von einem lebhaften Wind.
Und am Sonntag?
Legt der Wind von Westen wieder zu - mit starken bis stürmischen Böen, auf den Bergen und an der Nordsee sind Sturmböen drin. Dabei ist es verbreitet durchwachsen mit neuen Schauern, die teilweise mit Gewittern einhergehen. Einzig im Südosten bleibt es noch lange trocken und zeitweise sonnig. Dazu gibt's nochmals mildere 13 bis 20 Grad.
Mit welchen Trends gehen wir gen Halloween?
Am Montag geht es im Süden am ehesten freundlich weiter. Sonst sind erneut Regenwolken unterwegs, die am Dienstag auch den Südosten erreichen. Zuvor gibt es dort nochmals bis zu 20 Grad. Der Dienstag hat dann maximal noch 11 bis 16 Grad im Programm, bevor es in der wechselhaften Halloween-Nacht auf Tiefstwerte von 10 bis 5 Grad abkühlt.
Was macht der Wind?
Der Wind weht am Montag und Dienstag nach wie vor stramm aus Südwest, lässt aber mit dem November-Beginn vorübergehend etwas nach. Erst zum Wochenende spitzt sich die Sturmlage - nach jetzigem Stand - wieder zu.
Quelle: ntv.de