Panorama

Mager, krank, lahm Deutschlands Kühen geht es schlecht

Die Studienautoren stießen auf sehr gut geführte Betriebe und andere, bei denen die Tiere lahm und mager sind. (Symbolbild)

Die Studienautoren stießen auf sehr gut geführte Betriebe und andere, bei denen die Tiere lahm und mager sind. (Symbolbild)

(Foto: imago images/Martin Wagner)

Drei Jahre besichtigen Forscher Kuhställe in fast allen Bundesländern. Das Ergebnis ist erschreckend: In vielen Milchbetrieben leiden die Tiere beträchtlich. Besonders die Kälbersterblichkeit ist hoch. Zwar gibt es auch gewissenhafte Bauern, aber die Zahl der schwarzen Schafe ist hoch.

In Deutschland sind viele Kühe zu mager, lahmen oder enden zu früh im Schlachthof. Auch die Kälbersterblichkeit ist hoch. Das zeigt eine aktuelle Studie eines Forschungsteams aus Hannover, Berlin und München. Demnach erreicht jedes zehnte Kalb wegen Totgeburt oder Todes während der Aufzucht den vierten Lebensmonat nicht. Männliche Kälber sind öfter krank und schlechter versorgt als weibliche. Je nach Region ist ein Fünftel bis mehr als ein Drittel der Milchkühe pro Betrieb zu mager. Darüber hinaus sind viele Tiere lahm - im Norden sind es 22,8 Prozent der Tiere, im Osten 39,4 Prozent und in Bayern 22,7 Prozent.

Für die Studie besuchten die Forscher über einen Zeitraum von etwa drei Jahren regelmäßig 765 Milchkuhbetriebe in Schleswig-Holstein und Niedersachsen (Region Nord), Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt (Region Ost) sowie in Bayern (Region Süd). Untersucht wurden insgesamt über 186.000 Tiere, deren Halter wurden interviewt. Beteiligt an der Studie waren Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover, der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Gefördert wurde die Studie vom Bundeslandwirtschaftsministerium.

Anteil der schlecht geführten Höfe hoch

Die Studie offenbare große Unterschiede zwischen den untersuchten Betrieben, schrieben die Autoren. Das liege einerseits an regionalen Besonderheiten und der Betriebsgröße, andererseits aber auch an der Art der Betriebsführung. Viele Betriebe seien hinsichtlich der Tiergesundheit gewissenhaft geführt, allerdings gebe es einen "nicht unerheblichen Anteil" an Betrieben, wo vermehrt Lahmheit, Kälberkrankheiten oder Stoffwechselerkrankungen auftreten. Allerdings seien die Fallzahlen möglicherweise höher, da die Datengrundlage nicht gesichert sei. Oft beruhten die Angabe auf Schätzung, schrieben die Studienautoren. Oft unterschätzten Tierhalter die Krankheitsfälle ihrer Tiere.

Die Forscher empfahlen eine gesetzlich festgeschriebene Hygieneverordnung, die Einrichtung von Hygieneschleusen, zugekaufte Tiere müssten in Quarantäne, ausreichend Schutzkleidung müsse vorhanden sein, ebenso ein Mindestmaß an Fläche für Krankenbuchten für Kälber, Jungtiere und Kühe.

Der überwiegende Anteil der Lahmheitsfälle, nämlich mehr als 90 Prozent, sei auf Klauenerkrankungen zurückzuführen. Gründe seien eine zu lang andauernde Druckbelastung wegen zu langer Stehzeiten oder unzureichender Klauenpflege, infektiös bedingte Erkrankungen lägen dagegen vor allem an Hygienemängeln. Lahmheit löse Schmerz und Stress der Tiere aus und bedeute wirtschaftliche Einbußen wegen der Behandlungskosten und geringerer Milchleistung, schreiben die Studienautoren.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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