
"Querdenker" demonstrieren gegen Impfungen.
(Foto: imago images/aal.photo)
Weil sich eine Minderheit nicht impfen lassen will, türmt sich die nächste Corona-Welle auf. Die Konsequenzen bekommen alle zu spüren. Das macht wütend.
Deutschland rennt mit Anlauf in die nächste Corona-Welle. Und das, obwohl es völlig unnötig ist. Wir wissen, wie die Pandemie zu bekämpfen ist. Wir haben die Mittel. Es ist frustrierend.
Millionen lassen sich nicht impfen. Wer im ICE oder der U-Bahn unterwegs ist, begegnet Menschen, die ihre Maske unter der Nase oder unter dem Kinn tragen. In Restaurants und Kneipen werden Testergebnisse und Impfzertifikate nur ausnahmsweise kontrolliert. Wer darauf hinweist, erntet Schulterzucken, Grinsen oder den Hinweis, besser den Mund zu halten. Also schweigt man. Nach zwei Jahren Pandemie wächst die Wut über die Ignoranz anderer und der Ärger über die eigene Hilflosigkeit. Daher doch besser im Homeoffice bleiben und aufs Ausgehen verzichten?
Dabei sind wir privilegiert. Wir leben in einem Land, in dem seit Monaten ausreichend Impfstoff vorhanden ist, um die Bevölkerung durchzuimpfen - für jeden kostenlos, bei dem Arzt oder der Ärztin seiner Wahl. Es ist wissenschaftlich unumstritten, dass die hierzulande zugelassenen Vakzine wirken. Sie reduzieren das Risiko schwerer Verläufe immens und senken das Risiko, sich und andere anzustecken. Es gibt nur sehr wenige medizinische Gründe, warum sich jemand nicht gegen Covid-19 impfen lassen kann.
Dennoch hat sich ein großer Teil der Erwachsenen in Deutschland gegen eine Impfung entschieden. Wer sie überzeugen will, stößt auf eine Wand aus Verantwortungslosigkeit, Schwurbelei, Unvernunft, Wissenschaftsfeindlichkeit, Ignoranz und Selbstgerechtigkeit. Und viel zu vielen sind Maskenpflicht, Abstands- und Hygieneregeln entweder zu lästig oder herzlich egal.
Es sieht nicht gut aus
Die Folge: Intensivstationen nähern sich der Kapazitätsgrenze, immer mehr Menschen sterben in Deutschland im Zusammenhang mit dem Virus - derzeit sind es dem RKI zufolge mehr als 200 täglich, insgesamt sind es bisher fast 97.000. Der Berliner Virologe Christian Drosten fürchtet, dass sich diese Zahl um weitere 100.000 erhöhen wird. Die Dynamik, mit der sich die vierte Welle auftürmt, ist erschreckend. Überraschend ist sie nicht.
Dabei ist die Situation anders als vor ein oder zwei Jahren. Immerhin rund zwei Drittel der Erwachsenen sind geimpft. Die neue Welle trifft vor allem die Ungeimpften. Im Sommer sah es noch so aus, als werde die Pandemie hierzulande bald überstanden sein. Zu früh gefreut.
Wer auf Eigenverantwortung, Vernunft, Selbstbestimmung und Rücksichtnahme setzt, fühlt sich ohnmächtig angesichts der Ignoranz eines großen Teils dieser Gesellschaft. Seit fast zwei Jahren stecken wir in dieser scheußlichen Lage - und noch immer haben einige den Schuss nicht gehört.
Hinzu kommt die unerfreuliche Tendenz von Politikern mit Regierungsverantwortung, Rücksicht auf die Falschen zu nehmen. Weil sich eine Minderheit in diesem Land rücksichtslos verhält, müssen alle die Konsequenzen tragen und Einschränkungen ihrer Freiheit hinnehmen.
Dabei ist es ganz einfach. Wer sich impfen lässt und sich an Abstands- und Hygieneregeln hält, schützt sich und andere. Wer das nicht tut, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere - und trägt dazu bei, dass uns die Pandemie noch mindestens ein paar Monate erhalten bleibt.
Quelle: ntv.de