Panorama

Wind und Schnee stürmen davonEin Hauch von Frühling kündigt sich an

03.02.2022, 19:16 Uhr
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Temperaturen bis zu 15 Grad sind möglich. (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Nach einer turbulenten Winterwoche mit Sturm, Regen und Schnee, können wir uns bald auf milde Temperaturen freuen. Im Westen und Süden wird es trocken und freundlich, teils sogar sonnig. Wie lange das Gastspiel des Frühlings dauert, verrät Wetterexperte Björn Alexander.

Nach einer turbulenten Winterwoche mit Sturm, Regen und Schnee, können wir uns bald auf milde Temperaturen freuen. Im Westen und Süden wird es trocken und freundlich, teils sogar sonnig. Wie lange das Gastspiel des Frühlings dauert, verrät Wetterexperte Björn Alexander.

ntv: Zumindest im Bergland hat der Winter richtig nachgelegt. Gehen die Schneefälle noch weiter?

Björn Alexander: Kurz vorm Wochenende grätscht die Kaltfront von Tief "Queena" noch einmal dazwischen und bringt - neben einem zunehmend stürmischen Wind - in der Nacht zum Samstag vorübergehend Schneeschauer. Anschließend war es das dann aber in puncto Schnee. Und nächste Woche weht dann sogar mal ein Hauch von Vorfrühling übers Land. Vor allem der Süden und der Westen können dabei mal an der Frühlingsmarke von 15 Grad schnuppern.

Wie kommt es denn dazu?

Einerseits strecken endlich mal wieder Hochdruckgebiete ihre Fühler bis zu uns aus. Andererseits sorgt der stürmische Atlantik auf Rekordniveau am Dienstag und Mittwoch dafür, dass auf der Vorderseite der Sturm- und Orkantiefs recht milde Luft nach Deutschland geführt wird.

Was sagt uns das "Rekordniveau"?

Hierbei geht es um eine sogenannte Bombogenese, also eine rasante Tiefdruckentwicklung in den Seeregionen rund um Island zum Beginn der nächsten Woche. Hierbei muss der Druck in dem Tief um mindestens 24 Hektopascal binnen 24 Stunden absinken. Die aktuellen Berechnungen zeigen, dass sich das isländische Orkantief auf unter 920 Hektopascal vertiefen könnte. Zum Vergleich: den tiefsten, je gemessenen Druck auf dem Nordatlantik gab es im Jahr 1993 mit 912 Hektopascal. Damals wurde ein Druckabfall von über 70 Hektopascal binnen 24 Stunden verzeichnet.

Welche Windgeschwindigkeiten sind denn zu erwarten?

Die heftigsten Böen liegen locker bei 200 km/h und mehr. Und auch die mittleren Windgeschwindigkeiten, die ja bei Hurrikans oder Taifunen der Maßstab zur Einordnung sind, liegen im Bereich solcher Tropenstürme. Vom Vergleich der reinen Windgeschwindigkeiten wäre somit die Größenordnung eines Kategorie 2-, vielleicht sogar eines Kategorie 3-Hurrikans (von 5 Kategorien) denkbar. Zur Vollständigkeit gehört allerdings auch, dass es bei den unterschiedlichen Vorhersagemodellen noch durchaus große Unterschiede bei den Details und den Zugbahnen gibt. Fakt ist aber: die atlantische Sturmsaison erreicht schon bald einen vorläufigen Höhepunkt mit außergewöhnlichen Ausmaßen.

Wie außergewöhnlich sind denn die Ambitionen des Winters in Nordamerika derzeit? Schließlich gab es zuletzt ja auch dort wiederholt heftige Eisluft-Vorstöße.

Parallel zum Wintertreiben auf Island, das dort auch aktuell im winterlichen Tiefdruckeinfluss mit blitzartigen Verhältnissen und gefühlten Temperaturen von minus 10 bis minus 25 Grad einhergeht, bekommen die USA ebenfalls einen neuerlichen Kaltluftvorstoß. Und zwar bis weit runter in den Süden. Beispielsweise bis nach Texas, so dass selbst am Golf von Mexiko frostige Temperaturen möglich sind. Auch die Warnungen vor vom Himmel fallenden Leguanen dürften damit wieder auf die Tagesordnung kommen.

Wieso regnet es Reptilien?

Das passiert dort im Winter durchaus häufig und ist natürlich eine Folge der kalten Luftmassen, die nachts für einstellige bis frostig kalte Temperaturen sorgen. Das wiederum passt den wechselwarmen Organismen, die in den USA besonders in Florida vorkommen, gar nicht so richtig in den Kram und die quittieren den Frost mit einer Winterstarre. Kein Stoffwechsel, keine Nahrungsaufnahme und keinerlei Bewegung oder Muskelkontraktion. Da kann man als Leguan schon mal unsanft aus dem Baum regnen.

Von fallenden Leguanen zurück zum Wetter bei uns: wie wird das Wochenende?

Zweigeteilt - sowohl räumlich als auch zeitlich. In Bezug auf den Raum muss man nämlich feststellen, dass der Süden unterm Strich im Vorteil ist. Beim Blick auf die Zeit gilt, dass der Samstag der bessere Tag des Wochenendes sein wird.

Welche Einzelheiten erwarten uns denn am besseren Tag?

Im Norden und Osten geht es zwar windig bis stürmisch und wechselhaft weiter. Selbst Schneeregen oder Graupelschauer sind bis in tiefere Lagen drin. Aber: das wechselhafte Wetter lässt auch noch etwas Sonne zu. Im Westen und Süden ist es derweil trocken und freundlich, teils sogar sonnig. Im Süden beziehungsweise in den Alpen sicherlich ein toller Tag für den Wintersport. Doch bitte nur auf den freigegebenen Pisten und Hängen.

Warum?

Weil die Lawinengefahr sich auch am Wochenende nur langsam entspannen wird. Die mitunter erheblichen Neuschneemengen der letzten Tage, die im Hochgebirge zum Teil bei einem bis zwei Meter liegen und die durch den stürmischen Wind auch noch massiv verfrachtet wurden, müssen sich erst setzen. Gleichzeitig werden die Lawinenexperten vor Ort die nächste Zeit sicherlich intensiv nutzen, um mit kontrollierten Sprengungen die Lage zu entschärfen.

Was macht unser Wetter am Sonntag?

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Björn (Foto: ntv)

Es dreht sich - jedoch leider nicht zum Guten. Im Süden zeigen sich zwar noch ein paar Auflockerungen. Ansonsten dominieren aber die Wolken und bringen - neben einem teilweise starken bis stürmischen Westwind - immer wieder Regen mit. Besonders im Westen und Norden regnet es länger anhaltend und ergiebig. Dazu erreichen die Temperaturen am Samstag 1 bis 8 und am Sonntag 3 bis 10 Grad; wobei es am Rhein am mildesten ist.

Welche Entwicklung zeichnet sich in der nächsten Woche ab?

Der Montag zeigt sich weiterhin sehr durchwachsen und windig mit weiteren Schauern und milden 5 bis 12 Grad. Am Dienstag und Mittwoch sieht es hingegen besser aus. Vor allem im Süden und der Mitte, wenn sich abseits von Nebel und Hochnebel die Sonne ganz gut ins Spiel bringen kann. Die Nordlichter erleben dagegen noch einen unbeständigeren und windigen Dienstag, bevor es am Mittwoch auch im Norden trocken und ruhiger wird.

Wie sieht es mit den Temperaturen aus?

Der Dienstag bringt es auf 6 bis 13 Grad. Am Mittwoch sind dann 7 bis 14 Grad drin - vielleicht fällt sogar die Frühlingsmarke von 15 Grad.

Ein nachhaltiges Frühlingserwachen?

Aus heutiger Sicht eher nicht. Denn ab Donnerstag und Freitag zeigen die Wettercomputer tendenziell wieder eher in Richtung kühlerer Temperaturen. Mit Glück könnte das Gastspiel der Sonne aber noch etwas länger andauern.

Quelle: ntv.de

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