Kranke Rinder gequält Ex-Schlachthofmitarbeiter müssen vor Gericht

Um kranke und bewegungsunfähige Rinder schnell abzutransportieren, binden Mitarbeiter eines Schlachthofes die Tiere an ein Seil und zerren sie quer über den Boden. Dabei sollen die Männer die Rinder "mit Stromschlägen, Tritten und Mistgabelstichen" misshandelt haben. Nun müssen sie vor Gericht.
Im Prozess gegen drei frühere Angestellte eines inzwischen geschlossenen Schlachthofes in Bad Iburg haben die Anwälte Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor dem Amtsgericht eingeräumt. Den Angeklagten im Alter von 46, 35 und 33 Jahren werden zudem Verstöße gegen Hygienebestimmungen vorgeworfen.
Sie sollen im August und September 2018 kranke und bewegungsunfähige Rinder unter anderem mit Ketten und Seilwinden von den Viehtransportern gezogen und dabei den Tieren Schmerzen und erhebliches Leid zugefügt haben. "Die Seilwinde lief den ganzen Tag, die Tiere mit den gebrochenen Beinen wurden mit Gewalt heraus gezerrt und mit Stromschlägen, Tritten und Mistgabelstichen misshandelt. Ich konnte mir so ein Ausmaß an Schrecken selbst nach 20 Jahren als Tierschutzermittler nicht vorstellen", sagte ein Aktivist des Vereins SoKo Tierschutz dem NDR. Außerdem sollen zwei Angeklagte in einigen Fällen auch bereits tote Tiere geschlachtet und als Lebensmittel verwertet haben, sagte der Staatsanwalt in seiner Anklage.
Unter den Angeklagten war auch der frühere Geschäftsführer des Schlachthofes. Den Vorwurf, bereits tote Tiere geschlachtet zu haben, wiesen die beiden entsprechend Beschuldigten zurück. Der Schlachthof habe nur die Haut der Tiere gewinnen wollen; die Kadaver seien wie vorgeschrieben der Tierkörperbeseitigungsanstalt zugeführt worden.
Das Verfahren gegen drei weitere Angeklagte wurde zu Sitzungsbeginn abgetrennt. Auch sie waren Angestellte des Schlachthofes. Auslöser für die Strafverfahren waren heimliche Videoaufnahmen vom Anlieferungsbereich des Schlachthofes durch Tierschützer.
Während des Prozesses demonstrieren Tierschützer vor dem Gerichtsgebäude und fordern eine hohe Strafe für die Angeklagten. Auf ihren Plakaten ist zu sehen, wie Männer Rinder, deren Hufe zusammengebunden sind, eine Treppe hinunterschleifen.