Panorama

128 Todesopfer bestätigtRettungskräfte suchen in Hongkonger Wohnungen nach Vermissten

28.11.2025, 09:41 Uhr
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Überlebende des Großbrands in Hongkong hoffen auf die Rettung ihrer noch vermissten Angehörigen. (Foto: REUTERS/Tyrone Siu)

Die Flammen des verheerenden Hochhausbrands in Hongkong sind gelöscht. Die Suche nach Vermissten und die Identifizierung der Verstorbenen dauert an. Noch immer ist die Brandursache unklar.

Noch immer zielt die Feuerwehr mit Wasserschläuchen auf die ausgebrannten Wohntürme des Wang Fuk Court im Norden Hongkongs. Die Einsatzkräfte wollen ein erneutes Aufflammen des Feuers verhindern und die Bedingungen für die Retter in den Türmen verbessern.

Denn noch immer werden etliche Menschen vermisst. Die rund 2000 Wohnungen in den sieben betroffenen Türmen waren das Zuhause von mehr als 4000 Menschen. Die Einsatzkräfte suchen mit Hochdruck nach möglichen Überlebenden in den rund 30 Stockwerken der sieben betroffenen Türme. "Wir werden versuchen, uns gewaltsam Zutritt zu allen Wohnungen der sieben Gebäude zu verschaffen, um sicherzustellen, dass es keine weiteren möglichen Opfer gibt", sagte der stellvertretende Leiter der Feuerwehr, Derek Chan.

Tödlichstes Feuer in Hongkong seit 80 Jahren

Die Zahl der Todesopfer liegt mittlerweile bei 128. Damit ist es schon jetzt die schlimmste Brandkatastrophe Honkongs der vergangenen 80 Jahre. Viele ziehen einen Vergleich zu dem Brand im Londoner Grenfell Tower. 2017 kamen hier 72 Menschen ums Leben.

Für die Überlebenden beginnt jetzt der schwere Weg der Identifizierung ihrer Angehörigen. Viele bedecken Mund und Nase mit Jacken und Tüchern, um sich vor dem beißenden Qualm in der großen Halle zu schützen. Die Feuerwehr zeigt Fotos der Opfer. "Es ist so schwer, hier zu sein. Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken", sagt eine Anwohnerin, während sie die Fotos durchblättert. Ein anderer Bewohner fügt hinzu: "Wir hoffen einfach, dass wir sie finden können. Es ist unerträglich, nicht zu wissen." Ehrenamtler versuchen, die trauernden Menschen emotional zu unterstützen.

Ermittlungen zur Brandursache

Sobald die Suche nach Vermissten abgeschlossen ist, beginnt für die Sonderermittlungseinheit die Arbeit, um die Brandursache zu finden. Als gesichert gilt, dass das Feuer an den Baumaterialien an einem Turm ausbrach und sich über das leicht brennbare Bambusgerüst, die zur Isolation genutzten Styroporplatten und die Schutznetze durch ungünstige Windverhältnisse schnell auf sechs weitere Türme ausbreitete. "Während der Brandbekämpfung haben wir selbst in dem nicht betroffenen Gebäude festgestellt, dass einige Belüftungsbereiche und Fenster mit Styroporplatten abgedichtet waren. Dieses Material ist hochentzündlich, was es dem Feuer ermöglichte, sich sehr schnell auszubreiten. Es ist ungewöhnlich, dass solche Materialien an diesen Orten verwendet werden", sagt Feuerwehrdirektor Yeung Yan-kin. Die Feuerwehr hat zudem Medienberichte bestätigt, dass die Feuermelder in den Gebäuden nicht funktioniert haben.

Anwohner spekulierten bereits kurz nach dem Ausbrechen der Flammen über eine Zigarette als Auslöser des verheerenden Feuers, berichtet die "South China Morning Post". Immer wieder habe es Beschwerden von Bewohnern über achtlos weggeworfene Zigaretten gegeben.

Auch die traditionell verwendeten Bambusgerüste stehen in der Kritik. Die lokale Regierung hatte in einer ersten Pressekonferenz bereits angekündigt, alle anderen Baustellen der Stadt intensiv auf ihre Brandschutzmaßnahmen zu überprüfen. Künftig sollen alternative Baugerüste eingesetzt werden.

Die Polizei hatte kurz nach Ausbruch des Feuers drei führende Mitarbeiter einer Baufirma wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung festgenommen. "Wir haben Grund zu der Annahme, dass die verantwortlichen Personen der Firma grob fahrlässig gehandelt haben, was zu diesem Unfall führte und eine unkontrollierte Ausbreitung des Feuers verursachte", sagte eine Polizeisprecherin. Bei einer Razzia in den Büroräumen der Firma Prestige Construction beschlagnahmten die Behörden zudem Ausschreibungsunterlagen, Computer und Mobiltelefone.

Große Anteilnahme der Öffentlichkeit

Ein großer Zustrom von Hilfe und Unterstützung erreicht weiterhin die Opfer des Feuers. In neun temporären Notunterkünften werden Spenden von Lebensmitteln, Trinkwasser und Kleidung verteilt.

"Wir sind heute nach Tai Po gekommen, um die betroffenen Bewohner mit Vorräten zu versorgen. Es gibt Kekse, Süßigkeiten, Getränke und Limonade, sowie zubereitete Mahlzeiten und Obst. Wir haben auch Alltagsgegenstände wie Schuhe, Socken, Zahnpasta, Zahnbürsten und viele andere Dinge mitgebracht. Im Grunde genommen sorgen wir dafür, dass die Katastrophenopfer alles bekommen, was sie brauchen. Wir empfinden es als unsere Pflicht, das zu tun", sagte ein freiwilliger Helfer laut Reuters.

Die Stadt hatte neben den Notunterkünften auch rund eintausend Hotel- und Hostelzimmer angemietet und ein Sonderbudget für die Betroffenen zur Verfügung gestellt.

Quelle: ntv.de, lra/rts/AFP

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