Panorama

Lockerung der Schweigepflicht Hätte der Arzt den Piloten melden müssen?

3ol03833.jpg6500765916570679956.jpg

Hätte der behandelnde Arzt des Germanwings-Copiloten den Arbeitgeber über die Krankschreibung informieren sollen? Oder sogar müssen? Politiker und Experten streiten darüber, wie weit die ärztliche Schweigepflicht im Einzelfall reichen sollte.

Sollte die ärztliche Schweigepflicht für Angehörige sensibler Berufsgruppen gelockert werden? Die Diskussion über diese Frage gewinnt angesichts der Germanwings-Katastrophe an Fahrt. Der CDU-Verkehrsexperte Dirk Fischer forderte: "Piloten müssen zu Ärzten gehen, die vom Arbeitgeber vorgegeben werden. Diese Ärzte müssen gegenüber dem Arbeitgeber und dem Luftfahrtbundesamt von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden sein", sagte er der "Rheinischen Post".

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek schlug eine Expertenkommission vor, die klären solle, wie mit ärztlichen Diagnosen bei Menschen in verantwortungsvollen Berufen wie Piloten umzugehen sei. Der 27 Jahre alte Copilot des Unglücksfluges soll seinem Arbeitgeber nach Erkenntnissen der Ermittler eine Erkrankung verheimlicht haben. Für den Tag des Absturzes in Südfrankreich war er krankgeschrieben. Die Polizei hatte in der Wohnung des Piloten ein entsprechendes Attest gefunden.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach betonte in der "Bild"-Zeitung, wenn Leib und Leben anderer Menschen gefährdet seien, sei "der Arzt verpflichtet, den Arbeitgeber über die Arbeitsunfähigkeit des Mitarbeiters zu informieren". Hans-Werner Teichmüller, der Präsident des Deutschen Fliegerarztverbandes widerspricht: "Dem Arbeitgeber dürfen wir gar nichts mitteilen. Da haben wir gar keine Berechtigung zu", sagte Teichmüller im ZDF-"Morgenmagazin". In diesem Fall hätte der Arzt lediglich das Luftfahrtbundesamt informieren dürfen.

Unterdessen hat das Uniklinikum Düsseldorf der Staatsanwaltschaft seine Krankenakten des Copiloten übermittelt. Das erklärte eine Klinik-Sprecherin. Der 27-Jährige war vor einigen Wochen als Patient an das Uniklinikum gekommen. Dabei ging es den Angaben zufolge um "diagnostische Abklärungen", die aber nicht näher erläutert wurden. Es blieb auch unklar, in welcher der vielen Abteilungen der Copilot untersucht wurde. Zwischen Februar 2015 und dem 10. März war der Mann mindestens dreimal in der Klinik gewesen.

Bei dem Absturz der Germanwings-Maschine waren vergangene Woche 150 Menschen ums Leben gekommen, darunter 16 Schüler und zwei Lehrerinnen eines Halterner Gymnasiums. Mit einem Trauermarsch soll ihnen und den anderen Opfern am Karsamstag in der westfälischen Kleinstadt gedacht werden. Eine Privatperson habe die Veranstaltung mit geschätzten 2000 bis 2500 Teilnehmern angemeldet, sagte eine Polizeisprecherin in Recklinghausen.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen