Panorama

Ist 36-Jähriger ein Serientäter?Hilfspfleger unter sechsfachem Mordverdacht

13.11.2018, 12:55 Uhr
Diabetes
Der Mann gesteht, das Insulin verabreicht zu haben - doch eine Tötungsabsicht bestreitet er gegenüber der Polizei. (Foto: Matthias Hiekel/dpa-Zentralbild/dpa)

Im Frühjahr 2018 nimmt die Polizei in München einen Hilfspfleger fest, der Patienten mit Insulin ermordet haben soll. Zunächst wird gegen ihn in zwei Fällen ermittelt, doch nun steht der Mann unter sechsfachem Mordverdacht.

Ein zu Jahresbeginn in München festgenommener Hilfspfleger hat möglicherweise mehr Menschen auf dem Gewissen als zunächst angenommen. Den Behörden zufolge steht er inzwischen unter sechsfachem Mordverdacht. Der Haftbefehl gegen den Mann sei außerdem um die Vorwürfe des dreifachen versuchten Mordes und der dreifachen gefährlichen Körperverletzung erweitert worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Beschuldigte habe die Verabreichung von Insulin an seine Patienten gestanden, eine Tötungsabsicht bestreite er aber.

Bei dem Mann handelt es sich um einen 36-jährigen Polen. Bei den Untersuchungen seien Auffälligkeiten festgestellt worden, die einen dringenden Tatverdacht begründeten, hatte die Mordkommission München im März erklärt. Der Hilfspfleger wurde im Februar festgenommen, nachdem er einen 87-Jährigen mit Insulin getötet haben soll. Die Polizei fand bei dem Mann auch die EC-Karte des toten Rentners. Der Mann gestand dann, die Häuser und Wohnungen seiner Patienten auf lohnendes Diebesgut abgesucht zu haben. Seine Beschäftigungsverhältnisse soll er immer wieder nach kurzer Zeit beendet haben.

Nach und nach werden Fälle bekannt

Im Lauf der Ermittlungen stieß die Mordkommission danach auf weitere verdächtige Fälle. In Waiblingen, in Mülheim an der Ruhr, in Weilheim und Aresing in Oberbayern kamen nach früheren Angaben der Polizei Pflegebedürftige ins Krankenhaus, während sie von dem Mann betreut wurden.

Das Auffallende: Bei allen seien nicht erklärbare, extrem niedrige Blutzuckerwerte festgestellt worden. Dabei hatte keiner Diabetes. Die Ermittler suchen aber weiter, denn der Mann soll an insgesamt 68 Orten in Deutschland tätig gewesen sein. Nach bisherigen Erkenntnissen begann die Tatserie vermutlich im April 2017. Der Pfleger, der selbst Diabetiker ist, soll seinen Patienten Insulin verabreicht haben, obwohl dies medizinisch nicht notwendig war.

Der Fall ist besonders interessant, weil er stark an einen anderen Fall erinnert: an Niels Högel. Der ehemalige Krankenpfleger steht derzeit vor Gericht, weil er mehr als 100 Menschen getötet haben soll. 2015 wurde ihm schon einmal der Prozess gemacht - allerdings nur für sechs Morde.

Quelle: sgu/AFP/dpa

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