"Es kann jedem passieren" Influencer erhält nach Raketenvorfall Bewährungsstrafe
09.04.2025, 13:40 Uhr Artikel anhören
Atallah Younes entschuldigte sich vor Gericht für sein fahrlässiges Verhalten.
(Foto: dpa)
Als Atallah Younes zu Silvester eine Rakete zündet, fliegt diese direkt in eine Berliner Wohnung. Glücklicherweise kommt niemand zu Schaden, doch in den sozialen Medien verbreiten sich Aufnahmen des Vorfalls rasant. Der Influencer kommt in U-Haft, ihm wird der Prozess gemacht - mit glimpflichem Ausgang.
Nach dem Abschuss einer Silvesterrakete in eine Wohnung in Berlin ist ein Influencer zu einer Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sprach Atallah Younes der Sachbeschädigung schuldig. Den angeklagten Vorwurf der versuchten schweren Brandstiftung und versuchten gefährlichen Körperverletzung sah es nicht bestätigt. Zugleich wurde der Haftbefehl gegen den jungen Mann aus dem Westjordanland aufgehoben. Damit kommt er nach mehr als drei Monaten in Untersuchungshaft wieder in Freiheit.
Der Angeklagte habe nicht erkennen können, dass durch die Rakete eine Scheibe durchschlagen würde und möglicherweise ein Brand verursacht werden könnte, sagte der Vorsitzende Richter Raphael Neef in seiner Urteilsbegründung. Das Gericht blieb mit seinem Urteil unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die eine zweijährige Bewährungsstrafe für den 23-Jährigen beantragt hatte. Die Verteidigung forderte einen Freispruch.
Laut Anklage hatte Younes die Rakete zielgerichtet auf das Mehrfamilienhaus in Neukölln geschossen. Die Rakete durchschlug am frühen Abend des 31. Dezembers 2024 ein Fenster und explodierte im Schlafzimmer eines Ehepaars, das sich im Nebenzimmer aufhielt. Nur der schnellen Reaktion des Bewohners, der die Überreste der Rakete aus dem Fenster warf, war es nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu verdanken, dass kein Brand entstand.
Durch die Rakete wurden demnach Teile des Inventars beschädigt. Verletzt wurde niemand. Der palästinensische Influencer lud ein Video von der Tat auf Instagram hoch, wo er mehr als 310.000 Follower hat. Das Video wurde dort binnen kurzer Zeit mehr als sechs Millionen Mal aufgerufen. Nach mehr als 36 Stunden war der Clip gelöscht. Nutzer auf der Plattform X hatten den Mitschnitt jedoch weiterverbreitet. Viele Menschen verurteilten die Aktion. Der Influencer selbst veröffentlichte einen Beitrag, in dem er sich bei den Betroffenen entschuldigte.
"Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat"
Einige Tage nach Silvester wurde er am Flughafen Berlin-Brandenburg festgenommen, als er ausreisen wollte. Seitdem saß er in Untersuchungshaft. Vor Gericht hatte der 23-Jährige sein Bedauern ausgedrückt und über seinen Anwalt erklärt, es habe sich um ein Versehen gehandelt. Sein Mandant sei davon ausgegangen, dass das Feuerwerk in den Himmel gehe, so Anwalt Axel Czapp.
Mit dem Wohnungsinhaber hatte er sich bereits wenige Stunden nach dem Vorfall getroffen. Der 54-Jährige erklärte als Zeuge im Prozess, der Angeklagte habe im Beisein von mehreren Freunden um Entschuldigung gebeten. Er habe ihm verziehen, so der 54-Jährige. "Ich habe mich gefreut, dass er sich entschuldigt hat." Nach dem Besuch sei er nicht mehr von Absicht ausgegangen. "Es kann jedem passieren."
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa