"Ach, hätte ich bloß mal" Judenhass in Deutschland macht Tim Mälzer Angst
23.11.2023, 12:03 Uhr Artikel anhören
Mälzer machen die Entwicklungen in Deutschland Sorge.
(Foto: Podstars)
Normalerweise geht es im Podcast "Fiete Gastro" um Umami, die perfekten Fritten, manchmal auch um Kirschtorte, Wein oder Raclette. Bei Tim Mälzer und Sebastian Merget wird über Essen, Kochen, Kulinarik und Gastronomie gesprochen. Aber manchmal sind andere Themen einfach wichtiger.
Tim Mälzer rief nach den Massakern der radikalislamischen Hamas auf israelischem Boden am 7. Oktober die israelische Köchin und Gastronomin Haya Molcho an. Seine Frage an die Freundin sei vor allem gewesen, wie es ihr geht, erzählt er. Und Molcho habe ihm gesagt, dass sie Angst habe, so Mälzer.
Jeder, der "einigermaßen mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend läuft", könne sich den aktuellen Entwicklungen nicht verschließen". Mälzer beschreibt diese Entwicklungen als "sehr präsenten Antisemitismus und dazu eine überraschend leise Reaktion darauf".
Schweigen ist keine Option
Molcho, die 1955 in Tel Aviv geboren wurde, in Bremen zur Schule ging und studierte und inzwischen in Wien lebt, hat vier Söhne und inzwischen auch schon einen Enkel. Mälzer habe sie angerufen und schon das habe sie mutig gefunden, so Haya Molcho. "Und ich hab gesagt‚ 'Tim, alleine, dass du mich schon anrufst, und mit mir darüber redest, da hast du schon sehr viel gemacht.'"
Sie habe Angst um ihre Kinder und ihr Enkelkind. "Ich habe Angst, wenn ich jetzt auftrete, bei irgendeiner großen Messe, dass vielleicht irgendein Verrückter kommt. Ich habe Angst! Und das habe ich nicht gekannt."
Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober sind in Deutschland nach Auskunft von Bundesinnenministerin Nancy Faeser 3532 Straftaten registriert worden (Stand 20. November). Bislang seien knapp 500 klar antisemitische Delikte bekannt. Schwerpunkt sind Sachbeschädigungen, Volksverhetzungen und Widerstandsdelikte.
"Ich habe Angst davor, jetzt zu leise zu sein", sagt Mälzer in seinem Podcast. "Ich habe Angst davor, in zehn Jahren ein Schweigen zu bereuen." Und er habe Angst davor, in zehn Jahren auf dem Sofa zu sitzen und zu denken: "Ach, hätte ich bloß mal."
Quelle: ntv.de, sba