Staatsanwalt will BewährungsstrafeKalinkas Vater kann auf Milde hoffen
Als André Bamberski der Entführung von Dieter K. zustimmt, ist er überzeugt, seine Vaterpflicht zu erfüllen. Er hält K. für den Mörder seiner Tochter Kalinka und fürchtet, der könnte straffrei ausgehen. Auch das Gericht könnte Milde walten lassen.
Im Entführungsfall nach dem Tod der 14-jährigen Kalinka hat die Staatsanwaltschaft in Mulhouse eine sechsmonatige Bewährungsstrafe für den Vater des Kindes, André Bamberski, gefordert. Der 76-Jährige soll die Entführung des Stiefvaters von Kalinka 2009 von dessen Wohnort am Bodensee in das elsässische Mulhouse eingefädelt haben, um ihn in Frankreich vor Gericht zu bringen.
Bamberski war überzeugt, dass der deutsche Arzt Dieter K. seine Tochter vergewaltigt und dann getötet hat. Die deutsche Justiz stellte jedoch die Ermittlungen ein und verweigerte die Anklageerhebung. Nachdem K. in Frankreich in Abwesenheit verurteilt wurde, lehnte Deutschland auch Auslieferungsersuchen ab.
Bamberski hatte am Donnerstag bestritten, die Entführung in Auftrag gegeben zu haben. "Ich habe keine Anweisung gegeben, sondern einen Vorschlag angenommen, den man mir gemacht hat", sagte er. Auch den Vorwurf der Selbstjustiz weist er von sich. "Er ist angespannt und besorgt", sagte sein Anwalt Laurent de Caunes vor Prozessbeginn. "Er kennt die französische Justiz und fürchtet sie".
Vaterpflicht erfüllt
Bamberskis Anwalt kündigte an, er werde Freispruch beantragen. "Kann man einen Vater verurteilen, der seine Pflicht getan hat?", sagte er vor Beginn der Verhandlung. Der Anwalt Krombachs, Philippe Ohayon, betonte hingegen, in einem Rechtsstaat müsse das Recht Vorrang vor Rache haben. Krombach sei acht Stunden lang geprügelt und gefoltert worden, "er hätte sterben können". Ursprünglich hatte es geheißen, Bamberski drohen bis zu fünf Jahre Haft wegen Entführung, Freiheitsberaubung und Mithilfe zu vorsätzlicher Gewalt.
Für die zwei Komplizen Bamberskis, einem Georgier und einem Kosovo-Albaner, forderte die Staatsanwaltschaft am Freitag ein Jahr Haft ohne Bewährung. Sie sollen die Entführung durchgeführt haben. Dieter K. verbüßt in Frankreich eine 15-jährige Haftstrafe wegen der Tötung Kalinkas vor mehr als 30 Jahren. Ob das Urteil gegen Bamberski heute noch fällt, ist unklar.
