"Schnupfnasen" im Wartezimmer Kinderärzte befürchten Ansturm im Herbst
25.07.2020, 08:26 Uhr
Erkältungszeit und Corona-Pandemie - wie wird sich das bewältigen lassen?
(Foto: imago/Westend61)
Während die Corona-Pandemie die Welt noch fest im Griff hat, rückt der Herbst näher mit dem Beginn der jährlichen Erkältungszeit. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt, die Praxen könnten dann schnell so überlaufen sein, dass die Lage kaum noch zu bewältigen sei.
Die Kinderärzte in Deutschland befürchten mit Blick auf die im Herbst beginnende Erkältungssaison und die laufende Corona-Pandemie einen Ansturm auf die Praxen. Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, sagte, in der Infektzeit sei man auch so jedes Jahr gut beschäftigt, "und das bei einem allgemein zu konstatierenden Kinder- und Jugendarztmangel".
"Wenn jetzt aber - oft ausgehend von den Kitas und Schulen selbst - zusätzlich noch Kinder geschickt werden, bei denen jede Schnupfnase als Hinweis auf Covid-19 gesehen wird, dann ein Test verlangt wird, dann werden wir dies nicht alleine bewältigen können", betonte er.
Fischbach forderte unter anderem, dass Eltern ihre Kinder bei kleinen Infekten mehrere Tage auch ohne Attest des Arztes zu Hause behalten und gesund pflegen können sollten. "Hierzu bedarf es aber endlich einer großzügigen Karenztagregelung für die betreuenden Eltern, die ohnehin teilweise bereits um ihre Jobs fürchten müssen."
Ärzteorganisation rät zu Teststraßen
Der Verband kritisierte auch die aktuellen Testkriterien des Robert Koch-Instituts, wonach Ärzten die Veranlassung eines Corona-Tests bei "akuten respiratorischen Symptomen jeder Schwere (...) bei allen Patienten unabhängig von Risikofaktoren" empfohlen wird. Gerade kleine Kinder wiesen diese Symptome im Rahmen von banalen Atemwegsinfekten sehr häufig auf. "Es ist also schlicht nicht leistbar - selbst beim besten Willen -, jedes Kind mit diesen Symptomen zu testen. Und es ist auch nicht sinnvoll." Wenn großflächige Tests gewollt seien, so sei das eine primäre Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes.
Klarheit, ob es sich um einen "gewöhnlichen" Infekt oder um eine Infektion mit dem Coronavirus handelt, kann nach Angaben des Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Johannes Hübner, zwar nur ein Labortest bieten. "Ein banaler Schnupfen ohne Fieber oder eine milde Erkältung, die in weniger als drei Tagen abklingt, muss aber nicht hinsichtlich Coronavirus abgeklärt werden", sagte er.
Zur Entlastung von Kinderärzten und Allgemeinmedizinern schlug Hübner außerdem "Teststraßen und Massen-Test-Einrichtungen" vor. "Es muss in diesem Winter einen raschen und unkomplizierten Zugang zu einer Diagnostik geben."
Quelle: ntv.de, hul/dpa