Panorama

Untersuchung zu Katholiken-OrdenLegionäre Christi missbrauchten 175 Kinder

22.12.2019, 17:24 Uhr
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Bei den Legionären Christi wurden offenbar jahrzehntelang Minderjährige missbraucht. (Foto: AP)

Vor 78 Jahren gründet der Mexikaner Maciel die erzkatholischen Legionäre Christi. Seitdem vergehen sich der Vertraute des späteren Papstes Johannes Paul II. und andere Geistliche an Dutzenden Minderjährigen. Eine Studie spricht von "Missbrauchsketten" im Orden.

Zahlreiche Mitglieder des erzkonservativen katholischen Ordens Legionäre Christi haben in den vergangenen acht Jahrzehnten mindestens 175 Minderjährige sexuell missbraucht. Für die Taten seien 33 Priester und Diakone verantwortlich, hieß es in einem in Mexiko veröffentlichten Untersuchungsbericht der Kongregation über den Zeitraum von 1941 bis Mitte Dezember 2019. Der inzwischen verstorbene Ordensgründer Marcial Maciel missbrauchte demnach 60 Minderjährige.

Die Opfer waren der Untersuchung zufolge zumeist Jungen im Alter zwischen elf und 16 Jahren. Für 45 Betroffene sei ein Prozess zur "Wiedergutmachung und Versöhnung" eingeleitet worden, der auch auf die restlichen Opfer ausgeweitet werden solle.

Die Untersuchungskommission, die im Juni von Eduardo Robles-Gil, dem derzeitigen Leiter der Kongegration, einberufen worden war, räumte ein, dass vermutlich nicht alle Missbrauchsfälle in den Reihen der Legionäre Christi aufgedeckt worden seien. Es sei damit zu rechnen, dass weitere Taten ans Licht kommen. "Die Kongregation will die Ergebnisse dieser Studie bekanntmachen, damit all ihre Mitglieder und Mitarbeiter gemeinsam daran arbeiten, den sexuellen Missbrauch von Kindern auszurotten", hieß es weiter.

"Missbrauchsketten" im Orden

Aus dem Bericht geht hervor, dass 18 der 33 beschuldigten Männer immer noch Teil der Organisation sind. Sie seien aber Ämtern enthoben worden, im Rahmen derer sie Kontakt zur Öffentlichkeit oder zu Minderjährigen hatten. 14 der Täter seien selbst früher innerhalb der Glaubensgemeinschaft missbraucht worden. Laut dem Bericht offenbart dies sogenannte Missbrauchsketten, bei denen sich frühere Opfer im Laufe der Zeit selbst zu Tätern entwickeln.

Der aus Mexiko stammende Maciel hatte den Orden 1941 gegründet. Erste Vorwürfe gegen ihn wurden schon in den 1980er Jahren laut. Neben seinen pädophilen Neigungen hatte er auch drei Kinder mit zwei Frauen. In den 1990er Jahren waren erstmals öffentlich Vorwürfe gegen ihn laut geworden. Der Vatikan reagierte aber erst 2006, als der damalige Papst Benedikt XVI. ihn zum Rückzug in ein Leben "des Gebets und der Reue" aufforderte. Maciel galt als enger Vertrauter von Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II. (1920-2005). 2008 starb er im Alter von 87 Jahren in den USA, ohne sich jemals den Vorwürfen seiner Opfer gestellt zu haben.

Quelle: cri/AFP/dpa

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