Panorama

Polizei reagiert nur zögerlichMann belästigt über 50 Frauen in Frankfurt

26.08.2020, 22:33 Uhr
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Die Polizei stellte Beweismaterial sicher, der Mann blieb aber auf freiem Fuß. (Foto: imago images/rheinmainfoto)

Ein 35-Jähriger gibt vor, neu in Frankfurt am Main zu sein und erschleicht sich dabei die Telefonnummern junger Frauen. Anschließend fordert er Treffen ein und bedrängt seine Opfer verbal und körperlich. Die Polizei geht Hinweisen zunächst nicht nach, durchsucht dann aber die Wohnung des Verdächtigen.

Ein Mann soll in Frankfurt am Main im vergangenen Monat dutzende Frauen in der Öffentlichkeit bedrängt haben. Das Ausmaß sei erst bekannt geworden, nachdem eine 22-jährige Zeugin ihre Erfahrungen mit dem 35-Jährigen über Onlinenetzwerke veröffentlicht habe, erklärte die Frankfurter Polizei. Daraufhin meldeten sich etwa 50 weitere Frauen bei den Behörden. Sie seien alle auf dieselbe Weise von dem Mann angesprochen worden.

Am Mittwochmorgen durchsuchte die Polizei die Wohnung des 35-jährigen Frankfurters. Bereits Ende Juli waren die Schilderungen der Frauen vom Fachkommissariat für Sexualdelikte ausgewertet worden. In einigen Fällen habe sich der Verdacht strafbarer sexueller Übergriffe bestätigt, erklärte die Polizei. Bei der Durchsuchung beschlagnahmten die Beamten zwar Beweismaterial, jedoch lagen keine Voraussetzungen für einen Haftbefehl vor. Nun suchen die Beamten nach möglichen Zeugen. Der Tatverdächtige blieb vorerst auf freiem Fuß.

Der Mann soll dabei immer mit derselben Masche vorgegangen sein: Dem Polizeibericht zufolge gab er zunächst vor, neu in der Stadt zu sein, verschaffte sich dann Zugriff auf die Mobiltelefone der Frauen und versuchte, sie zu einem Treffen zu drängen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, dass der Beschuldigte den Frauen dabei unter dem Vorwand, das Display nicht genau sehen zu können, das Handy abnahm und sich dann selbst anrief. So habe er sich ohne Zustimmung die Telefonnummern erschlichen.

Anschließend habe er begonnen, "die Opfer zu tyrannisieren", heißt es in dem Bericht. Mit zahlreichen Nachrichten, woraufhin die meisten Frauen seine Nummer blockiert hätten. Allerdings habe er dann auch ein Handy mit einer unbekannten Nummer genutzt. Wenn die Frauen nicht auf sein Verlangen eingingen, sich mit ihm zu treffen, sei er aggressiv geworden, habe gedroht und beleidigt. "In mehreren Fällen wurde er gegen den Willen der Frauen auch körperlich zudringlich und nötigte sie sexuell", schreibt die "FAZ".

Die Polizei reagierte offenbar zunächst nicht auf die Darstellungen der 22-Jährigen. Sie habe sich zwar an die Beamten gewandt, allerdings ohne Erfolg. Der Aufruf über soziale Medien brachte Hinweise auf weitere Betroffene, erst dann seien die Ermittlungsbehörden aktiv geworden.

Quelle: ntv.de, tsi/AFP

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