Weniger Genitalverstümmelungen Mehr Mädchen bleiben unversehrt
07.11.2018, 16:07 Uhr
Die Beschneidungen finden oft unter katastrophalen hygienischen Bedingen statt.
(Foto: REUTERS)
Millionen Frauen weltweit haben es als Kinder erlebt, ihre Genitalien wurden beschnitten. Oft tragen sie bleibende Schäden davon, können nicht urinieren und keine befriedigende Sexualität erleben. Inzwischen tragen jahrelange Aufklärungskampagnen Früchte.
Genitalverstümmelungen haben für die betroffenen Mädchen oft lebenslang gravierende Folgen. Seit Jahren laufen Aufklärungskampagnen, um mit dieser oft lange gepflegten Tradition zu brechen. Inzwischen zeigen sich erste Erfolge: Einer Studie zufolge ist in den vergangenen drei Jahrzehnten die Zahl der Genitalverstümmelungen bei Mädchen in mehreren afrikanischen Regionen deutlich zurückgegangen.
Der größte Rückgang ist demnach in Ostafrika zu verzeichnen, wo 1995 noch 71,4 Prozent der Mädchen unter 14 Jahren beschnitten wurden. 2016 waren es noch acht Prozent, wie Forscher aus Großbritannien und Südafrika im Fachmagazin "BMJ" berichteten. In Westafrika ging die Zahl der Genitalverstümmelungen demnach ebenfalls zurück, während sie im Nahen Osten in Ländern wie dem Jemen und im Irak anstieg.
Die Forscher werteten für ihre Studie statistische Daten zweier unterschiedlicher Erhebungen aus, eine dafür kam vom UN-Kinderhilfswerk Unicef. Die Daten stammen aus 29 Ländern und reichen bis in das Jahr 1990 zurück. Die Wissenschaftler schätzten demnach, dass jedes Jahr rund drei Millionen Kinder in Afrika der Gefahr ausgesetzt sind, beschnitten zu werden.
Die Forscher warnen jedoch vor allzuviel Euphorie. Der "erhebliche" Rückgang der Genitalverstümmelungen in einigen Regionen sei vorsichtig einzuordnen, weil das Bild der Studie unvollständig sei. In einigen Ländern seien neue Gesetze in Kraft getreten, die die Beschneidung von Mädchen unter Strafe stellten. Das könnte Familien davon abgehalten haben, bei Erhebungen die Wahrheit zu sagen, sagte die Aktivistin Naana Otoo-Oyortey von der Organisation Forward, die gegen Genitalverstümmelung kämpft und in die Studie eingebunden war.
Deshalb müsse an Kampagnen festgehalten werden, die über die physischen und psychischen Folgen von Genitalverstümmelung aufklären sollen. Oft tragen die Frauen bleibende Schäden davon, können nicht urinieren und keine befriedigende Sexualität erleben. Nach Schätzungen von Unicef wurden weltweit 200 Millionen Frauen und Kinder Opfer von Beschneidungen. Betroffen sind nicht nur Frauen in Afrika, sondern auch in zahlreichen asiatischen Ländern. Auch in westlichen Ländern gibt es Betroffene.
Quelle: ntv.de, sba/dpa