Panorama

Vorfall in Flensburger IntercityMesserattacke war wohl kein Terror

31.05.2018, 18:01 Uhr
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Im IC eskalierte ein Streit, ein Mann zückte ein Messer. (Foto: dpa)

Die Messerattacke von Flensburg hat laut Staatsanwaltschaft vermutlich keinen terroristischen Hintergrund. Der Mann aus Eritrea, der in einem IC einen Mann mit einem Messer angriff, hatte offenbar eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Die Polizei sucht nun Zeugen.

Die Staatsanwaltschaft vermutet hinter der Messerattacke eines Afrikaners in einem Intercity-Zug in Flensburg weder einen terroristischen noch einen sonstigen politischen Hintergrund. "Es gibt überhaupt keine Hinweise darauf", sagte Flensburgs Leitende Oberstaatsanwältin Ulrike Stahlmann-Liebelt.

Der 24 Jahre alte Messerstecher war am Mittwochabend von einer Polizistin mit ihrer Dienstwaffe erschossen worden. Zuvor soll er einen 35 Jahre alten Mitreisenden aus Köln nach einem Streit angegriffen und schwer verletzt haben. Lebensgefahr bestand nicht. Als die Beamtin den Streit schlichten wollte, griff er auch sie an - und verletzte sie nach "Bild"-Informationen im Gesicht. Der getötete Angreifer stammte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Eritrea.

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Mitreisende werden aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden. (Foto: dpa)

Er wohnte in Nordrhein-Westfalen und soll eine befristete Aufenthaltserlaubnis für Deutschland gehabt haben. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wollte sich "aus datenschutzrechtlichen Gründen" nicht zu dem Fall äußern und verwies auf die Ermittlungsbehörden. Zu der Frage, ob sich die Männer, die beide in Nordrhein-Westfalen wohnen, kannten, machten die Ermittler keine Angaben. Auch wieso es zu dem Angriff auf den 35-Jährigen kam und der Streit derart eskalierte, dass sich die Polizistin genötigt sah, die Dienstwaffe zu zücken und zu schießen, ist weiter offen.

IC-Zug steht noch immer in Flensburg

Direkte Augenzeugen gab es ersten Erkenntnissen zufolge nicht. Die Polizei sucht dennoch Mitreisende, die noch nicht registriert wurden und Hinweise zum Verhalten des Angreifers machen können. Die Polizistin nutzte nach Angaben der Staatsanwaltschaft ihr Schweigerecht und äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Der 35-Jährige wurde zunächst nicht vernommen. Der IC wurde beschlagnahmt. Der Zug steht nach wie vor in Flensburg.

Zu dem tödlichen Vorfall war es am Mittwochabend gegen 19 Uhr gekommen, als der IC 2406 von Köln nach Flensburg in den Zielbahnhof einfuhr. Zu diesem Zeitpunkt muss das Streitgespräch zwischen dem 24-Jährigen und dem 35-Jährigen bereits eskaliert sein. Die Polizistin aus Bremen, die nicht dienstlich, aber in Uniform an Bord des Zuges war, griff ein und wurde selbst verletzt. Daraufhin erschoss die 22-Jährige den Täter.

Ministerpräsident Günther dankt Beamtin

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sprach den Verletzten sein Mitgefühl und Genesungswünsche aus. "Ich bin erleichtert, dass durch das beherzte Eingreifen der Bremer Beamtin mutmaßlich Schlimmeres verhindert werden konnte. Ihr danke ich ganz besonders für ihren Mut", sagte er. Nach Ansicht Günthers zeigen die Ereignisse einmal mehr, wie wichtig die Präsenz von Polizeibeamten in Uniform auch im Rahmen privater Fahrten im öffentlichen Raum sei. "Das sorgt für mehr Sicherheit für uns alle."

Auch der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Schleswig-Holstein, Torsten Jäger, lobte das Verhalten der jungen Polizistin. Diese habe eindrucksvoll couragiert eingegriffen, das Leben eines offensichtlich unbewaffneten Menschen gerettet und sich damit sogar selbst gefährdet. Der Vorfall mache einmal mehr deutlich, dass es ein hohes Sicherheitsbedürfnis im öffentlichen Personenverkehr gebe. Dazu würden auch privat reisende Polizisten in Uniform beitragen. "Das reicht aber nicht aus."

Quelle: sgu/dpa

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