Panorama

Verseuchung mit Blei Michigan will in Wasser-Affäre zahlen

In Flint verteilten Freiwillige Wasser an die Bevölkerung.

In Flint verteilten Freiwillige Wasser an die Bevölkerung.

(Foto: imago images / ZUMA Press)

Jahrelang werden große Teile der US-Stadt Flint mit kontaminiertem Trinkwasser versorgt. Damit wollen die Behörden Geld sparen. Doch gerade für Kinder ist das hochgefährlich. Nach massiven Protesten will der Bundesstaat die Betroffenen nun entschädigen.

Der US-Bundesstaat Michigan will Medienberichten zufolge Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe an Opfer des Wasserskandals in der Stadt Flint zahlen. Insgesamt soll sich die Summe auf rund 600 Millionen Dollar (506 Millionen Euro) belaufen. Von den Zahlungen sollen in erster Linie Kinder profitieren, die in Flint leben und durch die Bleiverseuchung des Trinkwassers dem größten Gesundheitsrisiko ausgesetzt waren. Mindestens zwölf Menschen starben wegen des verseuchten Trinkwassers.

Der Skandal um die Bleiverseuchung hatte in den USA und darüber hinaus für Schlagzeilen gesorgt. Die Kontamination ging auf Sparmaßnahmen zurück: Die Stadtverwaltung von Flint hatte im April 2014 begonnen, Wasser aus dem mit Chemikalien verseuchten Flint-Fluss zur Trinkwasseraufbereitung zu nutzen. Das aggressive Wasser griff die alten Bleirohre an, wodurch das giftige Schwermetall ins Trinkwasser gelangte. Zuvor war teureres Trinkwasser aus Detroit bezogen worden.

Der Skandal in der früheren Industriestadt wurde zum Symbol für soziale Ungerechtigkeiten in den USA. In der mehrheitlich von Schwarzen bewohnten Stadt lehnten die Behörden zunächst Beschwerden der Einwohner ab. Das änderte sich erst, als der Fall landesweit für Aufsehen sorgte und Umweltschutzbehörden Druck ausübten. Unter anderem hatte der Filmemacher Michael Moore in "Fahrenheit 11/9" über den Fall berichtet. So wurde extra für das Werk des Autobauers General Motors eine neue Leitung zum bisher der Wasserversorgung dienenden See gebaut, weil das bleihaltige Wasser Teile der Autos massiv angriff und zum Rosten brachte.

Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Die Behörden gaben zunächst keine Stellungnahme zu den Berichten über den Millionen-Vergleich ab. Er könnte noch im Laufe der Woche offiziell bekannt gegeben werden, wie die "Washington Post" und die "New York Times" berichteten.

Dem Bericht der "Washington Post" zufolge soll 80 Prozent der Entschädigungszahlung an Einwohner von Flint gehen, die der Belastung ausgesetzt waren, als sie jünger als 18 Jahre alt waren. Nach offiziellen Schätzungen lebten während der Krise mindestens 18.000 Kinder in Flint.

Mehr als 8000 Kinder sollen in der Stadt bleiverseuchtes Wasser getrunken haben. Einer Studie zufolge verdoppelte sich die Zahl der Kinder mit erhöhten Bleiwerten, nachdem die Stadt die neue Trinkwasserquelle eingeführt hatte. Für Kinder ist Blei besonders schädlich, da es ihr Gehirne dauerhaft schädigen kann.

Inzwischen wurde die Wasserqualität in der Stadt verbessert. Allerdings wurden die Strafanzeige gegen acht Beschuldigte, darunter hochrangige Beamte, vergangenes Jahr zunächst wieder fallen gelassen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern aber noch an.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

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